Romana Extra Band 5 (German Edition)
Was, zum Teufel, war gerade passiert? fragte er sich verwirrt und stand auf. War er verrückt geworden?
„Nur eine kleine Gedächtnisstütze“, meinte er und war froh, dass seine Stimme seine wahren Gefühle nicht preisgab, „warum du Michael verlassen musst.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Abby sah ihm nach. Hatte sie gestern Nacht nicht schon genug gelitten? Warum in aller Welt hatte sie zugelassen, dass sie denselben Fehler ein zweites Mal beging? Ihre Beine zitterten, als sie endlich aufstand.
6. KAPITEL
„Hast du schon etwas von deinem Bruder gehört?“
Abby blickte zu Michael hinüber, der es sich auf ihrem Sofa gemütlich gemacht hatte. Die Sonntage verbrachten sie so oft es ging zusammen. Heute hatten sie mit Jamie im Park ein Picknick gemacht. Jetzt war es kurz nach acht Uhr abends, und Jamie schlief bereits. Mit dem kleinen Wirbelwind zu spielen und zu toben hatte die beiden ziemlich erschöpft.
Deshalb hätte Abby auch fast sein gemurmeltes Ja überhört.
„Wirklich?“ Sofort war sie alarmiert. Die Geburtstagsfeier lag jetzt drei Wochen zurück. Abby hatte angefangen zu hoffen, Theo habe vergessen, mit einem Anruf bei seinem Bruder zu überprüfen, ob sie sich an seine Anweisungen gehalten und die Verlobung gelöst hatte. Was ihm auf Santorin wichtig gewesen war, erschien im Alltag vielleicht in einem anderen Licht. Außerdem würde Theo kaum Zeit finden, sich ausführlich mit der aktuellen Situation seines kleinen Bruders auseinanderzusetzen. „Was hast du ihm gesagt? Er kommt doch nicht etwa nach Brighton, oder?“ Sie selbst hörte die Panik in ihrer Stimme. Genauso wie sie seine Drohung verdrängt hatte, hatte sie auch versucht, die Hitze und die Sehnsucht und das Verlangen, das er in ihrem Körper entfacht hatte, zu vergessen.
„Er kann nicht herkommen, Michael. Ich will ihn nicht sehen.“
„Du meinst, du hast Angst, ihn zu sehen?“ Auf einen Ellenbogen gestützt richtete Michael sich auf und grinste. „Oh, welch verschlungene Fäden das Schicksal für uns bereithält.“
„Das ist nicht witzig!“
„Doch, ist es, wenn du die Angelegenheit von außen betrachtest. Wir fahren mit einem harmlosen Plan nach Santorin, und du verliebst dich in meinen Bruder. Wer hätte das voraussehen können? Nein …“, er dachte kurz darüber nach, „… ich hätte es wissen müssen. Seit dem Tag seiner Geburt liegt Theo die Frauenwelt zu Füßen.“
„Erzähl mir lieber etwas, das ich noch nicht selbst herausgefunden habe“, spottete Abby. Sie trug ihr klassisches Sonntagsoutfit, eine weite Trainingshose und eine ärmellose rote Weste, die schon bessere Tage gesehen hatte.
„Und ich habe mich nicht in ihn verliebt! Er ist arrogant und gemein.“
„Aber auch unwiderstehlich.“
„Gut, ich habe einen Fehler begangen. Wie oft hast du schon Fehler in deinem Leben gemacht?“
„Zu viele, um sie zu zählen. Aber ich bin auch nicht du.“
Abby entschied, das Gespräch nicht weiter zu vertiefen. „Was hast du Theo gesagt? Hat er gefragt, ob wir noch verlobt sind?“
„Ich schätze, er wartet darauf, dass ich es ihm zuerst erzähle.“ Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen und starrte an die Decke. „Ich will nicht lügen“, meinte er schließlich. „Aber meine Mutter wird sich große Sorgen machen, wenn sie erfährt, dass ich kein verlobter Mann mehr bin. In ihren Visionen sitze ich dann, dem Tode nahe, allein in meiner Wohnung, weine mir die Augen aus dem Kopf und habe nur Wodkaflaschen zu meiner Gesellschaft. Und meinem Großvater geht es im Moment nicht gut. Wir hoffen alle, dass es nur die Nachwirkungen der Party sind, aber … Selbst Theo ist besorgt, und er macht sich nie Sorgen, es sei denn, es gibt einen wirklich triftigen Grund. Ich habe ihm angeboten, ihn nächste Woche in London zu treffen. Vielleicht kann ich verhindern, dass die Verlobungsgeschichte zur Sprache kommt.“
„Einen konkreten Termin habt ihr aber noch nicht vereinbart, oder?“
Michael schüttelte den Kopf. „Das ist ziemlich schwierig, wenn der Termin nichts mit seiner Arbeit zu tun hat. Es sei denn, du bist momentan die Frau an seiner Seite, dann wird er vielleicht die Zeit finden … na ja, darauf wetten würde ich allerdings nicht unbedingt …“
„Ein charmanter Mann, dein Bruder.“
„Charmant genug, um …“
„Wage es nicht, diesen Gedanken auszusprechen, Michael.“ Sie nahm ein neben ihrem Sessel liegendes Kissen und warf es nach ihm.
Selbst der sonst so
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