Romana Extra Band 6
sondern verströmte auch ein überaus freundliches Wesen.
„Bist du gerade erst gekommen, Bethany?“, fragte ihr Mann, als er bemerkte, dass noch kein Getränk auf dem Tisch stand.
„Nein, ich bin schon seit einer halben Stunde hier – du kennst mich ja. Aber ich habe dem Kellner gesagt, dass ich auf dich warte.“
Inzwischen saß Liz neben Bethany auf dem Sofa, die beiden Männer saßen ihnen auf Stühlen gegenüber. Bethany fing an, über die Redwoods zu sprechen, die sie besaß. Es war unmöglich, ihrem Charme zu widerstehen, man musste sie einfach mögen.
Als sie dann schließlich in dem wunderschönen Speisesaal Platz genommen hatten, fragte David: „Was war denn heute dein erstes Geschenk von den Göttern, Bethany?“
„Oh … wir sind heute nach London gekommen, damit ich meinen Gynäkologen aufsuchen konnte. Die Geburt von Sylvie – unserem zweiten Baby – verlief nicht ganz so reibungslos wie die von Tom. Aber jetzt geht es mir Gott sei Dank wieder bestens.“
Während sie als Vorspeise Austern verzehrten, berichtete David, dass er möglicherweise nach Blackmead zurückkehren und gern etwas Entscheidungshilfe von Robert bekommen wollte.
Als sie beim Hauptgericht waren, warf Bethany ein: „In ein oder zwei Stunden kann man das doch gar nicht klären. Warum kommt ihr beiden nicht übers Wochenende nach ‚Cranmer‘? Dann könnt ihr alles in Ruhe durchsprechen.“
„Danke, ich würde gern kommen, aber ich kann nicht für Liz sprechen“, erwiderte David.
Bethany drängte: „Ein Wochenende werden Sie doch Zeit haben, Liz! Bitte kommen Sie. Ich weiß, dass Roberts Mutter begeistert wäre, Sie kennenzulernen.“
Schließlich ließ Liz sich überreden, auch wenn ihr bei dem Gedanken nicht ganz wohl war. Sie vereinbarten, dass Liz und David am Ende ihres Besuchs in London nicht gleich nach Blackmead zurückkehren, sondern hinunter zum „Cranmer Castle“ fahren würden.
Am folgenden Wochenende hatte die Nanny Urlaub, die sich normalerweise um Tom und seine kleine Schwester kümmerte. Das hatte zur Folge, dass Bethany ihre Kinder selbst betreuen musste und Liz deshalb auch ziemlich viel Zeit mit ihnen verbrachte. Im Allgemeinen zog sie die Gesellschaft von Erwachsenen vor, auch wenn sie eines Tages eigene Kinder haben wollte.
Am Sonntagnachmittag im Garten drückte Bethany ihr plötzlich das Baby in den Arm, weil sie ihrem Sohn zu Hilfe kommen wollte, der hingefallen war und sich verletzt hatte. Liz spürte mit Verwunderung, wie sehr sie es genoss, dieses kleine Bündel in ihren Armen zu halten.
„Danke.“ Nachdem sie Tom wegen seines aufgeschlagenen Knies getröstet hatte, nahm Bethany ihre Tochter wieder und legte sie in den Kinderwagen.
Es war offensichtlich, dass sie ihre Kinder vergötterte. Sie erzählte Liz, dass sie nicht nur Hausfrau und Mutter sein wollte, sondern gern eine Beschäftigung finden würde, bei der sie zu Hause arbeiten konnte. „Als ich in der Schule war, hatte ich eigentlich vor, später etwas mit Sprachen zu machen. Französisch war immer mein bestes Fach, und in Portofino habe ich ziemlich schnell Italienisch gelernt. Hat David Ihnen erzählt, wie er mich aus Blackmead befreit hat?“
Liz schüttelte den Kopf. „Nein. Allerdings sagte er, dass Ihre Stiefmutter sehr lieblos Ihnen gegenüber war.“
„Das stimmt. Aber wie sagt man so schön: Alles verstehen heißt alles verzeihen. Damals wusste ich nicht, dass mein Vater nicht mein leiblicher Vater war. Auch David wusste es nicht. Wir dachten beide, dass David mein Onkel wäre. Daher wurde es noch komplizierter, als ich mich unsterblich in ihn verliebte. David war meine erste große Liebe. Ich war untröstlich, als er mich nach England zurückschickte. Sehen Sie, ich dachte, dass er mich auch liebte, es aber wegen unserer Blutsverwandtschaft und des großen Altersunterschiedes nicht zugeben wollte.“
„Wie haben Sie herausgefunden, dass Sie nicht miteinander verwandt sind?“, erkundigte sich Liz.
„An meinem zwanzigsten Geburtstag wurde mir ein Brief meiner Mutter überreicht, den sie vor ihrem Tod geschrieben hatte und in dem sie mir mitteilte, wer mein leiblicher Vater war.“
„Wie hat David darauf reagiert?“
„Da hatten wir keinen Kontakt mehr miteinander, und ich war auch schon mit Robert verlobt. Als ich David später wiedersah, erklärte er mir, dass er als sehr junger Mann in meine Mutter verliebt war. Aber das war vor fast zwanzig Jahren, und nun hat er ja Sie.“ Bethany lächelte Liz
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