Romana Extra Band 6
Fotografieren in seiner Wohnung ertappt hatte.
Er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als er sein Dilemma im Gespräch mit Dr. Marotta erwähnte. Dieser hatte ihm seine Nichte vorgeschlagen, und obwohl sie seinen Erwartungen vom ersten Moment an nicht entsprochen hatte, hatte Michael ihr die Stelle angeboten …
„Oh!“, meinte Marissa, der sein finsterer Blick auffiel. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Könnte es sein, dass sie sehr hübsch ist? Das hätte ich mir denken können. Normalerweise bringt dich nichts und niemand aus der Fassung – außer Riley.“
„Ich bin ganz ruhig!“
„Das ist doch nicht so schlimm. Es ist höchste Zeit …“
Michael verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass er sich nicht für das Kindermädchen interessierte. Weitaus wichtiger war, dass er selbst fest daran glaubte.
Mit jedem Kilometer, den sie Cielo del Norte näher kam, wuchs Hannahs Aufregung. Von heute an würde sie zwei Monate bei Prinz Michael leben – und bei seiner Tochter.
Ich hätte Onkel Phillips Vorschlag ablehnen sollen, schalt sie sich. Jetzt, wenige Hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt, konnte sie nicht mehr umkehren.
Cielo del Norte erwies sich als noch eindrucksvoller als Verde Colinas. Das Anwesen war ein Geschenk des verstorbenen Königs an seine Tochter gewesen, der Mutter von Prinz Michael.
Hannah wusste, dass zwei auf dem Grundstück lebende Angestellte sich um alles kümmerten – die Mahlzeiten eingeschlossen. Das kam ihr entgegen, denn eine Leidenschaft fürs Kochen hatte sie nie entwickelt.
Vor dem Schloss angekommen, parkte sie neben einem großen schwarzen Geländewagen. Dann stieg sie aus und ging zur Tür, die ihr von einer älteren Frau in makelloser Uniform geöffnet wurde.
„Mrs Fuentes?“
„Ja, ich bin Caridad Fuentes. Und Sie müssen Miss Castillo sein.“
„Bitte nennen Sie mich Hannah.“
„Der Prinz erwartet Sie bereits. Ist Ihr Gepäck im Wagen? Mein Mann bringt es gleich auf Ihr Zimmer.“
„Vielen Dank.“ Neugierig und ein wenig eingeschüchtert sah sich Hannah in der Eingangshalle um. Das Schloss war mindestens dreimal so groß wie die Villa des Prinzen in Port Augustine und noch kostbarer eingerichtet. „Wo finde ich ihn?“
„Sein Büro befindet sich im Westkorridor, die dritte Tür links.“
Michael spürte ihre Gegenwart, ehe er Hannah auf der Schwelle stehen sah. Sie war weniger förmlich gekleidet als bei ihrer ersten Begegnung und wirkte in Jeans und T-Shirt sehr jung. Er empfand ihre Aufmachung in keiner Weise als unangemessen, dennoch fiel ihm sofort auf, wie die Jeans ihre schlanken Hüften betonte und ihre Brüste sich unter dem Shirt abzeichneten. Sofort fühlte er sich stark zu ihr hingezogen – das war ihm seit Jahren bei keiner Frau mehr passiert. Überrascht von sich selbst, stellte er strenger als beabsichtigt fest: „Sie sind spät dran.“
„Wir hatten vereinbart, dass ich komme, sobald ich kann.“
„Ihretwegen musste ich eine für acht Uhr geplante Telefonkonferenz verschieben.“
Statt sich zu entschuldigen, hielt sie ihm entgegen: „Wieso legen Sie an Ihrem ersten Ferientag einen Termin auf acht Uhr morgens?“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich meine Firma von hier aus leite. Das ermöglichen Sie mir, indem Sie sich um meine Tochter kümmern“, erinnerte er sie.
„Darauf freue ich mich schon.“
„Gut. Wie kommt es eigentlich, dass Sie sich keine kinderfreie Zeit wünschen, da Sie ohnehin zehn Monate im Jahr mit ihnen zu tun haben?“
„Den Sommer mit einer Vierjährigen zu verbringen, ist sicher etwas anderes, als Jugendliche in Englisch und Geschichte zu unterrichten.“
Einen Moment lang verschlug es Michael die Sprache. „Sie lehren in der Oberstufe?“
Erstaunt sah sie ihn an. „Wussten Sie das nicht?“
Er schüttelte den Kopf. „Phillip meinte lediglich, als Lehrerin seien Sie perfekt für diesen Job geeignet. Daraus habe ich geschlossen, dass Sie an einer Grundschule arbeiten. Welche Erfahrungen haben Sie mit Kindern im Vorschulalter?“
„Keine.“
Wie kann mir so ein grober Fehler unterlaufen? fragte Michael sich entsetzt. Er galt als Meister der Planung und Organisation. Dennoch hatte er ein Kindermädchen engagiert, das nichts von diesem Job verstand.
Es ist ja nur für zwei Monate, versuchte er, sich zu trösten. Gleichzeitig fragte er sich, weshalb er es so eilig gehabt hatte, Brigitte zu ersetzen – Riley zuliebe oder weil er seinen gewohnten Tagesablauf beibehalten
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