Romana Extra Band 8 (German Edition)
sie hätte das Geld angenommen. „Die Veränderungen in meinem Leben, die dein Vater verursacht hat, haben mich tatsächlich zu dem gemacht, was ich bin.“
Das stimmte. Wenn Oscar Roth sie nicht dazu gezwungen hätte, Solihull zu verlassen, wäre sie beruflich wohl nie so erfolgreich geworden.
Erneut öffnete sich die Tür, und Anna schob einen Wagen mit dampfenden Tellern herein. Sie stellte die Teller mit Kalbfleisch, Pilzen, Zucchini in Butter und kleinen Kartoffeln vor ihnen auf den Tisch, bevor sie aus einer Flasche eiskalten Verdicchio in die Gläser goss.
Als sie wieder gegangen war, aßen sie einen Moment lang schweigend. „Wo wir gerade von Großzügigkeit sprechen“, begann Falco in einem aufgesetzten Plauderton, aus dem Laura heraushören konnte, wie verletzt er war. „Besitzt du immer noch die Wohnung in St. John’s Wood?“
Sie erwiderte seinen Blick. „Nein, ich bin schon vor längerer Zeit umgezogen. Ich habe mir eine Wohnung in Primrose Hill gekauft.“
„Eine sehr nette Gegend.“
„Ja, ich mag sie.“
„Aber natürlich nicht ganz so exklusiv wie deine frühere Adresse.“
„Nein, nicht ganz“, pflichtete sie ihm bei, obwohl sie innerlich vor Wut kochte. „Du weißt sicher, dass mir die Wohnung in St. John’s Wood nie gehört hat.“
Falco lachte. „Ja, das wusste ich von Anfang an. Auch der Großzügigkeit meines Vaters sind Grenzen gesetzt.“ Er trank einen Schluck von seinem Wein, bevor er sie wieder ansah. „Ehrlich gesagt, habe ich es immer für übertrieben gehalten, dass du dir diese Wohnung genommen hast. Die Miete muss einen großen Teil deines Kapitals verschlungen haben.“
Wahrscheinlich hatte er sogar die Höhe der üblichen Miete in Erfahrung gebracht. Sie verachtete ihn zutiefst, weil er ihr nachspionierte, zumal er ständig die falschen Schlüsse aus seinen Nachforschungen zog. Er war wirklich genau wie sein Vater!
Es bereitete ihr ein perverses Vergnügen, ihn weiter in die Irre zu leiten. Laura kostete genüsslich eine Scheibe Zucchini, bevor sie ihm den nächsten Ball zuspielte. „Was einem Außenstehenden übertrieben erscheint, kann manchmal eine sehr schlaue Investition bedeuten, was auch bei mir der Fall war.“
„Tatsächlich?“ Er schien wenig Interesse an weiteren Enthüllungen zu haben.
Doch sie wollte ihn endlich darüber aufklären, dass sie ihre Karriere harter Arbeit und ihrem Talent verdankte und nicht etwa der Finanzspritze seines Vaters.
„In diesem Apartmentblock wohnten viele reiche Leute, Leute, die ihre Wohnungen von anderen einrichten lassen. Ich hatte in Umlauf gebracht, ich sei Innenarchitektin, woraufhin mich eine Mieterin mit der Neugestaltung ihrer Wohnung beauftragte. Sobald ihre Freunde meine Arbeit sahen, erhielt ich von allen Seiten neue Aufträge.“
„Schön für dich.“
„Ja, das sehe ich auch so.“ Und so hatte es sich mehr oder weniger auch zugetragen.
Einige wichtige Details hatte sie ausgelassen, um keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen. Falco interessierte es nicht, und sie wollte ihm nichts verraten.
Es trat eine kurze Stille ein, während der sie beide weiteraßen. „Ich wusste schon immer, dass du es schaffen wirst“, meinte Falco schließlich.
„Was denn?“ Laura sah ihn überrascht an. Hatte er ihr etwa ein Kompliment gemacht?
Er sah ihr in die Augen. „Ich habe immer an dein Talent geglaubt. Das kannst du jedenfalls nicht abstreiten.“
Fassungslos erwiderte sie seinen Blick. In seinen Augen spiegelte sich wieder sein Glaube an sie, der sie damals ermutigt hatte, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln.
„Nein, das werde ich nie bestreiten“, meinte sie ruhig. Im Zimmer wurde es plötzlich unheimlich still, so dass sie ihren Herzschlag hören konnte.
Es gab eine lange Pause. „Triffst du dich immer noch mit diesem jungen Mann?“ fragte Falco schließlich.
Laura schüttelte verwirrt ihren Kopf. „Von wem sprichst du?“
Nach einer weiteren langen Pause antwortete er angespannt: „Von dem Mann mit der bunten Krawatte und dem Schnauzbart.“
„Nein.“ Augenblicklich war der Zauber verflogen. Ihr wurde übel, als sie sich wieder vor der Wohnung in St. John’s Wood stehen sah, wo Falco sie aufgebracht der Untreue bezichtigt hatte.
Und wieder spürte sie, wie hilflos sein Verrat sie machte. Es hatte in ihrem Leben selbstverständlich keinen neuen Liebhaber gegeben, und schon gar nicht diesen unseriösen Antiquitätenhändler, mit dem sie nur widerstrebend einige Geschäfte
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