Romana Gold Band 11
Das ist das Mindeste, was ich zu dem heutigen Abend beitragen kann.“
Jane sah erst Lorna und dann Martin an. „Ich weiß nicht recht, aber wenn Sie darauf bestehen …“
Martin nickte. „Ich bestehe darauf. Abwaschen gehört zu meinen ganz großen Fähigkeiten, wir werden im Handumdrehen fertig sein. Ich hoffe, wir sehen uns wieder?“
„Vermutlich schon morgen.“ Jane lächelte. „Gute Nacht und vielen Dank für das Essen, Lorna. Es war ein reizender Abend.“
„Eine sympathische Frau, diese Jane Baxter“, meinte Martin einige Minuten später, als er mit Lorna den Tisch abräumte. „Stammt sie von der Insel oder vom Festland?“
„Wir haben uns auf der Hochschule kennengelernt“, erzählte Lorna, während sie heißes Wasser in das Spülbecken laufen ließ. Martin hatte sich überreden lassen, lieber das Abtrocknen zu übernehmen. „Sie war damals schon geschieden, ihr Mann hatte sie von heute auf morgen sitzen lassen. Damals kannten wir uns nur flüchtig, aber heute wüsste ich nicht, was ich ohne sie anfangen sollte.“
Martin nahm die Geschirrtücher vom Haken. „Sie führen die Boutique gemeinsam, nicht wahr?“
Lorna nickte. „Jane entdeckte zufällig, dass sie handwerkliches Talent besitzt. Sie macht Schmuck – hauptsächlich Silberschmuck, und als wir uns auf einem Ehemaligentreffen wiedersahen, fragte sie mich, ob sie ihre Arbeiten nicht hier auf der Insel verkaufen könne. Eins kam zum anderen, und eines Tages zog sie selbst hierher. Sie wohnt in einem kleinen Landhaus im Dorf und teilt ihre Zeit zwischen ihrer Werkstatt und dem Laden. Es funktioniert ziemlich gut.“
„Weil Sie beide hart arbeiten. Nehmen Sie sich niemals frei?“
„Nicht sehr oft“, gab Lorna zu. „Einige Tage im Winter, um meine Mutter in Edinburgh zu besuchen. Man kann nicht lange fort, wenn man Tiere hält. Sie müssen täglich versorgt werden.“
„Und wer versorgt Sie, Lorna?“ Martins Stimme klang plötzlich wärmer, außerdem sah er Lorna so seltsam an, dass sie sich hastig abwandte.
„Oh, ich brauche nicht versorgt zu werden“, antwortete sie leichthin und lachte dabei. „Ich komme gut allein zurecht.“
„Das sieht man.“ Martin blickte sich in der makellos sauberen Küche um. „Aber fühlen Sie sich nicht manchmal einsam?“
Lorna schüttelte den Kopf. „Ich bin selten einsam. Da sind die Gäste, die bei mir übernachten, die Besucher, die auf meinen Ponys reiten wollen, die Kunden im Laden … manchmal wünschte ich, ich hätte mehr Zeit für mich allein. Außerdem halten wir hier eng zusammen. Ich habe mein ganzes Leben in unserem Dorf zugebracht. Es sind immer gute Freunde da, wenn ich welche brauche.“
„Wirklich gute Freunde?“, fragte Martin und sah dabei vielsagend auf ihre linke Hand. „Sie sind nicht verheiratet, aber vielleicht verlobt?“
„Verlobt?“ Lorna war auf eine so persönliche Frage nicht vorbereitet, sowenig wie auf die menschliche Anteilnahme, die daraus sprach. „Würde man das nicht merken?“
Die Worte waren heraus, ehe Lorna richtig überlegt hatte, und es war zu spät, sie zurückzunehmen und von Jan zu erzählen. Immerhin waren sie so gut wie verlobt, oder nicht? Um das Thema nicht weiter verfolgen zu müssen, kehrte sie zu alltäglichen Dingen zurück.
„Ich werde noch für das Frühstück aufdecken und dann schlafen gehen“, erklärte sie. „Morgen früh steht ein Ponyritt auf dem Programm, und dafür muss man ausgeruht sein. Bitte bleiben Sie unten, solange Sie möchten. Es müsste sogar noch etwas Whisky da sein, falls Sie einen Schlummertrunk brauchen.“
„Danke für das Essen, Lorna und für einen äußerst unterhaltsamen Abend.“ Martin nahm ihre Hand und drückte sie. Seine Miene hatte sich merklich entspannt. „Es freut mich, dass der Tag nicht so zu Ende gegangen ist, wie er begonnen hat. Ende gut – alles gut, könnte man sagen.“
Ich würde eher sagen, dass alles sehr verwirrend ist, dachte Lorna, als sie wenig später die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Wenn jemand ihr heute Morgen prophezeit hätte, dass sie Martin Ritchie zum Abendessen einladen und ihm einen der besten Weine ihres Vaters servieren würde, hätte sie ihn für verrückt erklärt!
Sie setzte sich aufs Bett, löste ihren Zopf und bürstete das goldblonde Haar, bis es weich und schimmernd über ihre Schultern fiel.
Jetzt war sie ziemlich sicher, dass Martin nichts mit dem geplanten Feriendorf zu tun hatte. Warum sollte er sie belügen? Es gab keinen
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