Romana Gold Band 11
erklärte er. „Vielen Dank.“
„Und Sie bleiben zwei Nächte?“
„Das hängt davon ab, wie schnell Ihr gepriesener Andy McIntyre das Ersatzteil für meinen Wagen bekommt.“ Das Lächeln war schon wieder von Martins Gesicht verschwunden. „Er will es von Glasgow einfliegen lassen, aber ob er es dann auch richtig montieren kann, steht in den Sternen.“
Martins hartnäckiges Misstrauen empörte Lorna. „Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Andy der beste Mechaniker auf der Insel ist“, verteidigte sie ihn hitzig. „Wenn er verspricht, dass er etwas reparieren kann, dann hält er es auch. Vielleicht ist seine Werkstatt nicht gerade ein Muster an Ordnung, aber bringen Sie ihm einen Traktor oder einen Rolls-Royce … er wird mit allem fertig.“ Insgeheim zweifelte Lorna daran, dass Andy in seinem Leben viele Rolls-Royce zu Gesicht bekommen hatte. Aber er war einer ihrer ältesten Freunde und brauchte sich von Martin Ritchie und seinem Mercedes nicht blenden zu lassen!
Martin streckte abwehrend beide Hände aus. „Touché, Miss Morrison. Ich habe offenbar einen wunden Punkt berührt, und das tut mir leid. Ich bin bereit, Ihrem Mr McIntyre zu vertrauen – vorausgesetzt, er macht meinen Wagen wieder flott.“
„Daran besteht nicht der geringste Zweifel“, betonte Lorna noch einmal. „Haben Sie alles, was Sie brauchen? Seife … Handtücher?“ Sie sah sich prüfend um und nickte. „Ich glaube, es ist alles da. Dann überlasse ich Sie jetzt sich selbst, Mr Ritchie. Ich bin unten, wenn Sie noch etwas brauchen oder sonst einen Wunsch haben.“
Sie lächelte etwas gezwungen, schloss die Tür hinter sich und eilte in ihr Zimmer, um sich frisch zu machen. Eine Weile betrachtete sie sich im Spiegel. War es richtig gewesen, Martin Ritchie bei sich aufzunehmen? Oder hätte sie ihn zum Teufel schicken sollen? Geld war nicht alles – das hatte sie heute Morgen gerade erst Jan vorgehalten. Handelte sie nicht gegen ihre eigenen Prinzipien, selbst wenn sie dadurch hinter Martins Pläne kommen konnte?
Sie seufzte und strich sich müde über das Gesicht. Warum war das Leben bloß so kompliziert?
Lorna war gerade wieder in der Küche, als sie Janes Wagen hörte. „Stell dir vor, was passiert ist!“, platzte sie los, noch ehe Jane ganz hereingekommen war. „Wer, glaubst du, übernachtet heute bei uns? Denk an den Anruf, den du entgegengenommen hast.“
„Keine Ahnung. Vielleicht die Queen? Der amerikanische Präsident? Mickymaus?“
„Haha, sehr komisch.“ Lorna schnitt ihrer Freundin eine Grimasse. „Aber ernsthaft – ich meine den Mann, von dem ich dir heute Morgen erzählt habe. Martin Ritchie, den ‚Strukturverbesserer‘.“
„Du hast ihn aufgenommen? Also wirklich, Lorna! Nach allem, was du über ihn gesagt hast.“ Jane setzte sich hin und schüttelte traurig den Kopf. „Wozu Geld die Menschen bringen kann … au!“
Lorna hatte sie von hinten am Haar gezogen. „Geld hat nichts damit zu tun“, verteidigte sie sich, „oder doch nicht viel. Der Hauptgrund ist, dass ich ihn beobachten kann, wenn er bei mir wohnt. Ich werde herausfinden, was er vorhat, und ihm das eine oder andere dazu sagen. Zum Beispiel, wie entzückt einige hier von seinem grässlichen Feriendorf sind und wie …“
Sie hörte Schritte im Flur und drehte sich erschrocken um, aber Martin schien ihre letzten Worte nicht gehört zu haben. Er kam in die Küche und sah erst Lorna und dann Jane lächelnd an.
„Das ist Mr Ritchie, Jane“, stellte Lorna ihn vor. „Mr Martin Ritchie, von dem ich dir heute Morgen erzählt habe. Mr Ritchie, das ist meine gute Freundin und Geschäftspartnerin Mrs Jane Baxter.“
Martin ergriff Janes ausgestreckte Hand und lächelte noch mehr. Lorna bemerkte amüsiert, dass ihre Freundin genauso auf seinen unwiderstehlichen Charme reagierte wie sie selbst vom ersten Moment an.
Er hatte sich umgezogen und trug jetzt statt des grauen Flanellanzugs eine dunkle Hose, ein hellblaues Hemd und einen marineblauen Kaschmirpullover, der seine Augen zum Leuchten brachte. Wie groß er ist, dachte Lorna wieder, wie gut er aussieht und wie plötzlich und unerwartet wir uns begegnet sind.
Um sich nicht zu verraten – sie kannte inzwischen sein scharfes Wahrnehmungsvermögen –, tat sie, als müsste sie nach den Backkartoffeln sehen, und fragte dabei: „Ich hoffe, Sie sind mit allem in Ihrem Zimmer zufrieden, Mr Ritchie?“
„Äußerst zufrieden, vielen Dank. Da sind nur ein oder zwei
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