Romana Gold Band 15
ich auch nicht erwartet. Deine Dickköpfigkeit amüsiert mich ebenso, wie sie mich auch in Rage bringt. Aber in zehn Tagen werde ich meine Antwort haben. Ich weigere mich, irgendetwas anderes zu akzeptieren als ein rückhaltloses ‚Ja‘!“ Sein Lächeln zum Abschied war tückisch, von einer Selbstsicherheit, über die nur er verfügte und die sie bis ins Mark erschütterte.
Er war sich ihrer sicher. War überzeugt, dass sie einwilligen würde, vor allem nach ihrer wilden, leidenschaftlichen Reaktion auf seine Zärtlichkeiten. Für ihn war also alles geregelt: Juan würde ein Mitglied der Familie werden, unter seiner vollen Kontrolle, und ihr Körper in seinem Bett war ein zusätzlicher Bonus!
Er konnte nicht wissen, dass er, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, sie nicht mehr würde sehen wollen. Er würde ihr nie diese Lüge verzeihen. Sein spanischer Stolz würde das niemals zulassen.
Schon einmal hatte eine Frau ihn zum Narren gehalten. Und ihre Lüge würde er als Versuch ansehen, das Gleiche zu tun. Seine Wut und sein Abscheu würden unermesslich sein. Er konnte fast alles verzeihen, das wusste sie. Aber dies nie.
„Warum gehen Sie nicht mal zur Abwechslung ein wenig aus?“, fragte Rosa, als sie in das sonnige Kinderzimmer kam. „Eine ganze Woche lang haben Sie nichts unternommen, sind nur mit Juan hinausgegangen. Sie haben nicht eine einzige Zeichnung gemacht.“
„Lass es gut sein, Rosa“, hielt Cathy ihr teilnahmslos entgegen. Ja, es stimmte. In den letzten sieben Tagen hatte sie sich entweder in ihrem oder im Kinderzimmer aufgehalten und war nur mit Juan durch den Garten spaziert, sorgsam darauf bedacht, dem Gartenhaus fernzubleiben.
Aber Rosa konnte auch nicht ahnen, unter welchem Druck sie stand. Sie musste eine Antwort auf Javiers neuen Heiratsantrag finden. Glücklicherweise hatte er niemandem außer seiner Mutter davon erzählt.
Ihre selbst gewählte Isolation war möglich geworden, da Doña Luisa eine Erkältung hatte und somit nicht ins Kinderzimmer kommen wollte, bis die Ansteckungsgefahr vorüber war.
„Irgendjemand muss Sie doch wachrütteln“, widersprach Rosa. „Vielleicht fehlt Ihnen Don Javier, aber wenn er Sie so sehen würde, wäre er ganz bestimmt nicht zufrieden.“
Die Bemerkung saß! Rosa war intelligent, mit wachen Augen, und sie konnte ihre eigenen Schlüsse ziehen. Cathy war hergebracht worden als die angebliche Mutter von Franciscos Sohn, und es sah so aus, als ob der Aufenthalt länger dauern würde. Und Rosa musste auch bemerkt haben, dass sie in jener Nacht erst nach vier Uhr morgens zurückgekommen war.
Oh, Rosa, wenn du wüsstest, dachte Cathy zerknirscht. „Vielleicht werde ich etwas unternehmen“, murmelte sie leise. „Doña Luisa hat ihre Erkältung fast auskuriert, und sie möchte den Nachmittag mit Juan verbringen.“
Rosa folgte ihr aus dem Kinderzimmer. „Don Javier wird bald zurückerwartet. Warum gehen Sie nicht mal zum Friseur? Es gibt da einen sehr guten Salon in …“
„Ich werde lieber ein paar Zeichnungen machen“, unterbrach Cathy sie hastig. Aber sie wusste, sie würde nicht zeichnen, ihre Begeisterung war verschwunden. Aber sie würde Rosas romantische Vorstellung nicht auch noch bestärken und sich hübsch machen, während sie darauf wartete, dass Javier zurückkam.
„Ich werde nach Cadiz fahren“, teilte sie wild entschlossen mit. Cadiz sollte eine sehr sehenswerte, exotische Stadt sein. Und es war weit genug entfernt von Jerez. Sollte Javier heute zurückkommen, würde sie auf jeden Fall nicht da sein. Sie würde alles tun, um dem gefürchteten Augenblick der Wahrheit aus dem Weg zu gehen. „Ich kann doch von hier aus mit dem Zug dorthin kommen, nicht wahr? Dir macht es auch nichts aus, für mich auf Juan aufzupassen?“
„Natürlich nicht, das wissen Sie doch“, antwortete Rosa. „Warum fahren Sie nicht mit der Fähre von Puerto Santa María? Ich kann ein Taxi für Sie rufen, das Sie dorthin bringt.“
Eine Stunde später stand Cathy, ausgerüstet mit Kamera und Skizzenblock, auf der Fähre. Das Boot fuhr langsam den Rio Guadalete hinunter auf das offene Meer zu, zur Bucht von Cadiz.
Für ein paar Stunden würde sie ihre Sorgen vergessen können. Das brauchte sie dringend, sonst würde sie bis zu Javiers Rückkehr ein Nervenwrack sein. Die ganze Woche über hatte sie versucht, eine Entscheidung zu finden – und war genauso weit wie am Anfang. Verwirrt und ratlos. Sie liebte ihn, wollte nichts lieber auf der Welt als
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