Romanzo criminale
holen, das er im Kabinett seiner neuen Wohnung aufhängen wollte, traf er dort niemand Geringeren als Don Dante an. Der Gefängniskaplan hatte Karriere gemacht: Er stand jetzt einer Pfarre am Corso vor, die von alten Adeligen, Schauspielern und Politikern frequentiert wurde. Mit breitem Grinsen teilte ihm Don Dante mit, er habe gerade „seiner unbezahlbaren Donna Gina, einer äußerst gottesfürchtigen Frau“ die Kommunion erteilt. Und er dankte ihm, auch im Namen des Bischofs, für seine christliche Großzügigkeit. Dandi stellte sich dumm. Der Priester versicherte ihm, dass er in ihm als Priester „den besten Verbündeten“ hatte, egal, um welches Problem es sich handelte. Dandi nahm Gina ins Kreuzverhör. Von den dreißig Millionen waren zehn für Messen für den Papst draufgegangen, der vor ein paar Monaten von einem türkischen Attentäter verletzt worden war. Der restliche Betrag war in wohltätige Werke für die Armen der Pfarre geflossen. Ein sichtbares Zeichen des Dankes für die wundersame Rettung des Heiligen Vaters und eine Opfergabe an Gott, der ihm das Leben gerettet hatte. Dandi geriet außer sich. So warf sie also sein Geld beim Fenster hinaus! Warum kaufte sie sich nicht einen schönen Pelz wie alle anderen auch oder machte eine kleine Reise!
– Ich mache es auch für dich, für deine Seele im Fegefeuer!, antwortete sie eingeschnappt.
Dandi zuckte resigniert mit den Achseln: Sollte sie doch Nonne werden … bloß verschwinden sollte sie, der stinkende Jammerlappen!
In diesen Tagen machte Trentadenari eine Reise nach Neapel, wo er Baffo di Ghisa traf. Sie waren Cousins. Baffo war ebenfalls einer, der schnell und gern die Seite wechselte: Zuerst war er auf der Seite von Giuliano di Forcella gewesen, dann auf der Cutolos, nach einem kurzen Intermezzo beim Mariano-Clan war er wieder zum Professore übergelaufen, und nachdem er für Toledo unten fünf Gauner umgelegt hatte, war er in Uruguay untergetaucht, einem bekanntermaßen gastfreundlichen Land, das niemanden auslieferte. Jetzt spielte er auf einer traumhaften Fazenda den großen Herrn, umgeben von Chicas, und kam zwei- bis dreimal im Jahr nach Italien, wo er ein paar Kilo Koks absetzte, nur um nicht aus der Übung zu kommen. Trentadenari erzählte ihm die Neuigkeiten, und als er das heikle Thema der Gutachten ansprach, gab ihm Baffo di Ghisa den Rat, die Finger von Professor Cervellone und seiner Entourage zu lassen.
– Erstens: Alle Professoren sind Spione …
– Was heißt hier Spione?
– Spione eben, Falschspieler, wie sagt ihr in Rom? Sie sammeln Geheimnisse und verkaufen sie …
– Red keinen Unsinn!
– Ich red keinen Unsinn. Zweitens: Entweder bringen sie Cervellone im Knast um oder seine Kumpel bringen ihn um, sobald er frei ist …
– Und warum?
– Weil er ein doppeltes Spiel spielt, deshalb!
Und so ging Trentadenari eines schönen Morgens mit Freddo in ein Büro in der Nähe des Parlaments. Sie wurden von einem eleganten, affektierten Fünfzigjährigen empfangen, der erklärte, ein „guter Freund“ des Untersuchungsrichters zu sein, in dessen Händen Bufalos Schicksal lag. Zwanzig Millionen und der Ausgang des Prozesses war sicher. Freddo hätte die Sache am liebsten sein lassen – alles an diesem Mann, vom Kerzengestank bis hin zum schmierigen Lächeln, roch nach Falschheit –, aber Trentadenari war sich seiner Sache so sicher, dass die Geldscheine schließlich den Besitzer wechselten.
Inzwischen war die Prophezeiung von Baffo di Ghisa in Erfüllung gegangen. Zuerst wurde ein Assistent Cervellones mit ein paar Kugeln aus der Maschinenpistole kaltgemacht. Radio Carcere, das die Neapolitaner, entweder die alten oder die neuen Familien, für die Tat verantwortlich machte, verbreitete das Gerücht, dass sich der Professor in seine Zelle geflüchtet hätte und bereit wäre zu singen. Möglicherweise war das eine Finte, aber Cervellone hatte sich einfach zu viel zuschulden kommen lassen. Als das Kassationsgericht etwas später alle Haftbefehle aufhob und er auf freien Fuß gesetzt wurde, schnappten ihn sich die Cumparielli, die der Staatsjustiz immer einen Schritt voraus waren, und bescherten ihm dasselbe Ende wie dem hl. Johannes den Täufer.
Patrizia wurde Ende Oktober entlassen. Ein paar Tage vor ihrer Entlassung hatte sie Palma, der Terroristin, das Leben gerettet. Es hieß, ihr Freund sei drauf und dran zu gestehen. Die Denunziation musste bestraft werden. Die Roten isolierten sie. Palma hätte um Verlegung
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