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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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ich mich verkriechen, nachdem ich Julia durch meine Heimtücke dazu gebracht hatte, in der Gruft Selbstmord zu begehen. Die Gruft befindet sich keine hundert Meter von hier entfernt. Wir sind in der niedergebrannten Kirche, in der Romeo Montague ums Leben kam – in einer anderen Version der Vergangenheit. In dieser Version.
    »Julia.« Eine eigenartige Mischung aus Hoffnung und Entsetzen überkommt mich.
    Julia lebt vielleicht noch. Möglicherweise liegt sie immer noch in der Gruft. Wenn ich es schaffe, hier rauszukommen …
    Ich hocke mich auf die Knie und sehe mich um. Es brennt lichterloh. Die Flammen versperren den Weg zum Kirchentor und zu den Fenstern auf der linken Seite. Noch hat das Feuer den vorderen Teil der Kirche, wo Ariel und ich neben der steinernen Statue des gekreuzigten Jesus liegen, noch nicht erreicht. Aber es breitet sich rasend schnell aus und kommt immer näher. Wir müssen hier raus.
    »Ariel! Wach auf!« Ich ziehe sie auf meinen Schoß und schüttle sie sanft. Ich weiß weder wieso ich hier bin, noch wie es mir gelungen ist, sie mitzunehmen, aber sie muss jetzt unbedingt aufwachen. Wir können es schaffen zu entkommen. Es gibt noch einen schmalen Weg entlang der Bänke auf der rechten Seite, den die Flammen noch nicht erreicht haben. Aber die Flucht wird uns nicht gelingen, wenn ich sie tragen muss. Wenn wir nicht im Rauch ersticken wollen, müssen wir dicht am Boden bleiben.
    »Bitte, Ariel«, flüstere ich in ihr Ohr und küsse die seidige Haut ihrer Wange. So sanft und seidig und …
    Wo sind ihre Narben? Ich sehe mir ihr Gesicht genauer an. Die Narben sind verschwunden, ebenso ihr Lipgloss und der glänzende Lidschatten, den sie für den Ball aufgetragen hat. Ihr Gesicht ist rein und makellos. Ihre Haare sind viel länger als zuvor und fallen ihr in weichen Wellen um die Taille. Sie trägt ein graues Kleid aus grobem Wollstoff. So ein Kleid ist mir seit Jahrhunderten nicht mehr unter die Augen gekommen. Ich sehe an mir herunter und bin kaum überrascht, dass ich denselben Umhang trage wie an dem Tag, als ich mich mit Bruder Lorenzo auf der Straße vor den Toren Veronas treffen wollte. Aber an meinen Händen klebt kein Blut.
    Ich habe Julia nicht in den Selbstmord getrieben! Noch habe ich meine Seele nicht an die dunkle Macht verkauft.
    Ich ziehe Ariel näher an mich heran. Wenn es sein muss, werde ich sie am Boden hinter mir herschleifen. Plötzlich nehme ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Ich drehe mich um und sehe gerade noch eine rothaarige Frau neben dem Eisengitter verschwinden, hinter dem der Priester zur Gemeinde spricht. Es ist die Botschafterin. Das ist ihr Werk!
    »Hilfe! Hilf uns!«, brülle ich. Ich deute mit dem Finger auf sie, doch sie rührt sich nicht von der Stelle. Es überrascht mich nicht, dass sie uns beide sterben lassen will. Aber sie muss doch einsehen, dass es nicht richtig ist! »Wenn du wirklich für das Gute kämpfst, dann darfst du sie nicht sterben lassen. Sie wird hier niemandem etwas tun. Ihr Tod wäre völlig sinnlos.«
    Du unterschätzt die Bösartigkeit dieses Mädchens, so wie du deine eigene unterschätzt . Ich höre ihre Stimme in meinem Kopf, ein verstörendes Gefühl, dass mich zusammenzucken lässt.
    »Sie ist nicht bösartig«, flüstere ich. Ich weiß, dass die Botschafterin mich hören kann. »In dieser Zeit gehört eine Frau entweder ihrem Vater oder der Kirche. Sie hat weder die Macht noch die Freiheit, etwas … «
    Frauen haben eine ganz eigene Macht, Romeo. Genau genommen hat sie dich zu ihrem Sklaven gemacht.
    »Du bist doch diejenige, die mich zu ihrem Sklaven machen wollte!«, brülle ich. Aber mir ist klar, dass es keinen Sinn hat. Nur eins kann sie dazu bringen, sich zu bewegen. »Es verstößt gegen deinen Eid, tatenlos zuzusehen, wie Menschen sterben, und keinen Finger zu rühren, um ihnen zu helfen.«
    Mein Eid verbietet mir nur, einem lebenden Wesen etwas anzutun, sagt sie mit einem gehässigen Unterton, der mich an den meines Machers erinnert. Als ich das Feuer gelegt habe, gab es in dieser Kirche kein lebendiges Wesen. Ich schüttle den Kopf, mehr angewidert als überrascht.
    Es macht mich traurig, dass es so enden muss, Romeo.
    Ich beachte sie nicht länger. Stattdessen nehme ich Ariel in meine Arme. Wir müssen versuchen, über die Treppe in den Glockenturm zu gelangen. Das ist unsere einzige Chance. Der Weg unter den Fenstern steht jetzt ebenfalls in Flammen, und die Botschafterin versperrt uns den einzigen noch

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