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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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verbliebenen Fluchtweg.
    Vielleicht tröstet es dich, dass ich Julia retten werde. Ich hole sie aus ihrem Grab und werde ihr zu ewigem Glück in einem Dasein als Botschafterin des Lichts verhelfen.
    »Du wirst ihr nur zu ewiger Sklaverei verhelfen!«, knurre ich wütend, während ich taumelnd versuche, auf die Füße zu kommen. Ariel wiegt höchstens fünfzig Kilo, aber weil sie schlaff und leblos ist, kommt sie mir sehr viel schwerer vor. Außerdem bin ich etwas benommen vom Rauch.
    Julia wird keine Sklavin sein, sondern eine Erlöserin. Sie wird die Welt retten.
    Wenn ich nicht so stark husten müsste, würde ich angesichts ihres Irrglaubens laut lachen. Sie ist verrückt und genauso mörderisch und wahnsinnig, wie ich es einmal war. Ich muss unbedingt verhindern, dass ihr Julia in die Hände fällt.
    Ich drehe ihr den Rücken zu und stolpere zur Treppe. Fieberhaft denke ich darüber nach, welche Möglichkeiten mir noch bleiben. Die Treppe zum Glockenturm ist aus Holz, doch der Turm selbst ist aus Steinen gebaut. Ich hoffe, dass das Feuer sich darin nicht so schnell ausbreitet. Wenn ich einen scharfen Gegenstand hätte, könnte ich das Glockenseil durchtrennen und Ariel daran zur Erde herunterlassen. Anschließend würde ich selbst am Seil hinunterklettern und Ariel irgendwo verstecken. Dann könnte ich Julia holen und …
    »Da bist du ja, Romeo«, flüstert plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit des Glockenturms. Ich schreie entsetzt auf, beinahe wäre ich vor Schreck umgekippt. Die Stimme kenne ich. Noch bevor er auf dem Treppenabsatz erscheint, weiß ich, dass es der Mönch ist. In der Hand hält er einen Dolch. Es ist der Dolch, mit dem wir Julia getötet haben. »Wo hast du dich die ganze Zeit über versteckt? Ich habe an der Straße stundenlang auf dich gewartet«, sagt er.
    Es ist der Söldner im Körper des Mönchs. Er hat mich dazu gebracht, das Mädchen, das ich liebte, zu töten. Oder wird er mich erst dazu bringen?
    »Ich habe dich überall gesucht, aber du warst … wie vom Erdboden verschluckt.«
    Zitternd versuche ich, Luft zu holen. Er spricht Altitalienisch und scheint nichts von unserer Vergangenheit zu wissen. Oder von unserer Zukunft. Anscheinend befinde ich mich in einer Zeitschleife und bin zu dem Moment zurückgekehrt, als mein ewiges Dasein für das Böse seinen Anfang genommen hat.
    »Komm«, sagt er und winkt mich heran. »Wir haben etwas zu erledigen. Wenn wir uns beeilen, können wir den Flammen entkommen.«
    »Geh weg«, flüstere ich wie ein Kind, das auf der Straße einem bösen Hund begegnet. Aber dieser Mann gehorcht mir genauso wenig, wie es ein bösartiger Köter tun würde. Er ist nicht zugänglich für vernünftige Argumente. Auch nicht für Bitten oder Gebete. Das lässt das Kreuz an seinem Hals umso absurder erscheinen.
    Seine Augen verwandeln sich in schmale Schlitze. Sein Blick wandert von mir zu Ariel, dann fixiert er wieder mich.
    »Also hat Julia doch die Wahrheit gesagt. Du hast es dir anders überlegt.«
    »Lass Julia in Ruhe. Sie hat keinen Nutzen für dich.«
    Er lächelt und wedelt gelassen mit seiner Hand, um eine Rauchfahne zu vertreiben. »Du hast recht. Es hat keinen Sinn, sich länger mit Julia herumzuärgern. Du liebst sie nicht.« Er hält mir den Dolch hin, mit dem Griff zuerst. »Nimm ihn mit in den Glockenturm. Vergieße das Blut dieses Mädchens, bevor sie erwacht. Das ist kurz und schmerzlos. Ich werde gleich da sein und dir den Schwur abnehmen.«
    Er kommt näher und steckt mir den Dolch zwischen die Finger der Hand, mit der ich Ariels Kniekehlen umfasst halte. Dann legt er seine Hände um mein Gesicht, sie fühlen sich an wie Pergament. Er beugt sich vor, um mich auf die Stirn zu küssen. Angst steigt in mir auf, mein Verstand ist plötzlich kristallklar, und eine unglaubliche Kraft durchströmt mich. Wenn ich fliehen könnte, würde ich es tun, aber er versperrt mir den Weg zum einzig sicheren Zufluchtsort. Ich rufe mir in Erinnerung, dass ich den Dolch in der Hand halte, doch gleichzeitig weiß ich, dass es keinen Unterschied macht.
    Der Mönch kann mich mit einem Fingerschnipsen töten, mit der Kraft seiner Gedanken oder mit einem Lächeln. Ich habe diese Hände schon einmal in meinem Gesicht gehabt und spüren müssen, wie seine klauenartigen Finger sich rasiermesserscharf in meine Haut gegraben haben. Er hat mit seinen tödlichen Gedanken mein Gehirn zerbersten lassen und mich gleichzeitig am Leben gehalten, damit ich den Schmerz erleide. Er

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