Romeo für immer, Band 02
tatsächlich um mich geschossen und beinahe jemanden umgebracht. Fast hätte ich Romeo getötet. Romeo, der mich liebt und den ich liebe. Oh Gott, ich …
»Wer ist da drin, Ariel? Du musst … «
»Das bist du, so wie du auf dem Hügel ausgesehen hast«, murmle ich. »Sie hat gesagt, es wäre dein endgültiger Tod, wenn ich dich in Dylans Körper erschieße und gleich darauf deinen Seelengeist.«
Romeo rührt sich nicht, aber ich sehe, wie sein Verstand arbeitet. Er scheint freudig überrascht und aufgeregt zu sein, das verwirrt mich noch mehr. »Ist die Botschafterin schon aus ihrem Versteck hinter dem Vorhang herausgekommen?«, fragt er.
Ich schaue über seine Schulter zur Bühne. »Nein.«
»Dann komm mit, beeil dich!« Er nimmt meine Hand und zieht mich zur Garderobe. Die Sirenen kommen unaufhaltsam näher. Der Notarzt muss schon auf dem Parkplatz sein. Auch die Polizei wird jeden Moment hier sein.
»Warte, wir müssen … «
Er legt seine Arme um mich, hebt mich hoch, sodass meine Füße in der Luft hängen, und trägt mich mit schnellen Schritten zur Garderobe. »Diesen Körper habe ich den ganzen Morgen gesucht. Wenn es mir gelingt, ihn zu berühren, werde ich in meinen eigenen Körper zurückfinden und bei dir bleiben können.«
»Was?«
»Ich weiß, er ist widerlich, und ich würde dich niemals darum bitten … « Er stolpert über die Türschwelle und bleibt wie angewurzelt stehen, vor Staunen steht ihm der Mund offen. Dafür, dass er angeblich genau weiß, was sich in der Garderobe verbirgt, sieht er ziemlich überrascht aus.
»Komm!« Das Gesicht des Jungen, der auf dem Boden liegt, leuchtet auf, als er Romeo sieht. Er streckt ihm seine Arme entgegen wie ein Kind, das hochgehoben werden möchte, und zittert vor Aufregung am ganzen Körper, sodass die Fetzen seiner Kleidung wie an einer Vogelscheuche herumflattern.
»Ich fasse es nicht.« Romeo lockert den Griff um meine Taille. »Das ist nicht … das ist … «
»Es tut mir leid.« Ich weiß zwar nicht, wofür ich mich entschuldige, aber ich bin sicher, dass es angebracht ist. Ich bin immer noch benommen. Aber sobald meine Benommenheit verschwunden ist, wird mein Katzenjammer schrecklich sein. Offensichtlich bin ich viel verrückter, als ich dachte. Ich bin eine naive Idiotin, die nicht weiß, wem sie glauben darf, wem sie vertrauen kann.
»Nein, du verstehst nicht, worum es geht.« Er dreht sich zu mir um und lächelt breit. »Mein ursprünglicher Körper ist wieder unversehrt. Er war halb verwest und fiel schon fast auseinander, als ich … «
»Und das wird auch bald wieder der Fall sein.« Mrs Sloop steht plötzlich hinter uns. Wir wirbeln erschrocken herum. Sie steht auf der Türschwelle und hat die Hände zusammengelegt. Goldenes Licht leuchtet zwischen ihren Handflächen. »Ich werde das nicht zulassen. Es ist mir egal, wie schön deine Seele geworden ist. Du hast die Freiheit nicht verdient, und sie verdient es nicht zu leben. Es hat nicht einmal einen Tag gedauert, sie dazu zu überreden, einen Mord zu begehen. Ihr seid beide gefährlich und ich … «
»Lauf, Ariel.« Romeo wirft sich auf sie, um sie zu Fall zu bringen. Einen Augenblick sieht es so aus, als würde es ihm gelingen. Doch in letzter Sekunde schießt ihr Fuß vor, und sie tritt ihm in den Magen. Er taumelt nach hinten und fällt mit dem Rücken in die Regale.
»Hör auf!«, flehe ich sie an, aber es ist zu spät.
Sie öffnet ihre Hände, und die goldene Lichtkugel saust auf Romeo zu, der in diesem Moment taumelnd auf die Füße kommt. Er kann unmöglich rechtzeitig zur Seite springen. Der magische Lichtball wird ihn treffen und ihn verletzen oder sogar umbringen.
Ohne nachzudenken stelle ich mich der Magie mit ausgebreiteten Armen in den Weg. Kann ja sein, dass ich nicht weiß, was richtig oder falsch ist, und vielleicht habe ich Schwierigkeiten, Gut und Böse voneinander zu unterscheiden, aber ich weiß jetzt, dass es mir leichter fällt, für Romeo zu sterben, als ihn zu töten.
Als der Lichtball mich trifft, falle ich auf Romeo, wir beide werden zurückgeworfen und prallen gegen die Wand. Seine ursprüngliche Gestalt jault vor Entsetzen laut auf. Ich hoffe nur, dass sich das Ganze gelohnt hat. Vielleicht macht mein Handeln meine vorherigen Taten wieder gut und mich zu einem besseren Menschen. Vielleicht ändert sich dadurch etwas. Ich glaube daran, dass die Begegnung mit Romeo mich zum Besseren verändert hat.
Ich will mich umdrehen. Ich will ihm in die
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