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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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Augen sehen, aber mein Brustkorb brennt wie Feuer. Ich öffne meinen Mund zu einem Schrei, doch das Brennen breitet sich in meine Lungen aus, steigt mir in die Kehle und in den Mund. Mit einem Mal verschwimmt die Welt zu einem alles erstickenden grauen Nebel.

25
    Romeo
    A lles stürzt in sich zusammen.
    Ich lege meinen Arm um sie und packe mit der anderen Hand das zerfetzte Gewand meines Seelengeistes. Ich halte beide fest umklammert – meine Liebste und mein eigenes Ich. In einem Knäuel aus Armen und Beinen werden wir alle zusammen hart gegen die Wand schleudert.
    Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Möglicherweise reicht die bloße Berührung meines alten Körpers aus, um wieder meine ursprüngliche Gestalt anzunehmen. Dann kann ich Ariel beschützen. Die Botschafterin hat gesagt, sie selbst dürfe nicht töten. Ihre Magie darf also nicht tödlich sein.
    Ich hoffe es zumindest, doch dann …
    … prallen wir hart auf dem Boden auf. Ariels Augen sind geschlossen, schlaff und leblos hängt sie in meinen Armen. Ich spüre, dass ihre Seele ihren Körper verlässt. Ich will die Botschafterin anschreien und Ariel anflehen zurückzukommen, aber ich bringe keinen Ton heraus. Ich löse mich auf, die Wände schmelzen und der Boden unter uns gibt nach.
    Ich schließe die Augen, Dylans Haut gibt nach, wird dünner und verschwindet schließlich ganz. Ariels Blut fließt auf mich herab, und mein Blut tropft auf meine alte Gestalt. Die Welt wird zu einer einzigen weichen, formbaren Masse. Und dann ist alles plötzlich glasklar. Endlich durchschaue ich das Ganze und erkenne es als das, was es ist und seit jeher war: eine einzige große Lüge. Ein Trugbild, entstanden aus gekrümmtem Licht und dem unerschütterlichen Glauben daran, dass alles dreidimensional ist und eine feste Form hat. Aber so ist es nicht. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Die Grenze, die Gegenwart und Vergangenheit voneinander trennt, ist so fein und hauchdünn wie der Faden einer Spinne, den man mit einer kurzen, winzigen Handbewegung zerreißen kann.
    Das Einzige, was beständig und dauerhaft ist und mir Halt geben kann, ist Ariel. Ich liebe sie. Sie ist ein Teil von mir; sie ist meine bessere Hälfte und meine zweite Chance auf Leben. Dank ihr habe ich begriffen, dass ich mehr sein kann als ein Ungeheuer. Durch ihre Schwäche habe ich meine Stärke gefunden, ihr Vertrauen hat mir meines zurückgegeben, ihre Liebe hat mich geheilt. Ich werde sie niemals vergessen, und ich werde sie auf keinen Fall gehen lassen.
    Die Luft wird immer heißer. Dann formt sich undefinierbare Masse zu Materie. Zu Körpern und zu dem schmutzigen, unebenen Boden unter meiner Wange. Meine Finger halten immer noch verkrampft etwas umklammert. Dann plötzlich … neben mir stöhnt jemand.
    Ich öffne die Augen. Neben mir liegt Ariel. Es ist … unglaublich. Ariel liegt neben mir auf einem groben Steinfußboden. Die Luft ist angefüllt mit grauem Staub. Ich strecke meine Hand aus, um Ariel die wirren Haare aus dem Gesicht zu streichen, da spüre ich das Unfassbare. Es ist meine Hand. Meine eigene Hand. Ich bin wieder in meinem ursprünglichen Körper, dem lebendigen, atmenden, hustenden, keuchenden …
    Schützend lege ich mir den Ärmel über den Mund. Ich keuche und huste, bis meine Kehle schmerzt. Das Grau in der Luft ist kein Staub, sondern Rauch. Das Gebäude brennt! Wir müssen hier raus.
    »Ariel!« Röchelnd komme ich auf alle viere. Der Schmerz in meiner Kehle ist ein Zeichen dafür, dass ich den Rauch schon viel zu lange einatme. »Ariel, wach auf! Wir … «
    Hinter mir höre ich das Bersten von zersplitterndem Holz. Ich wirble herum und sehe einen brennenden Balken auf die Holzbänke herabstürzen. In den rußigen Fensterscheiben über den Bänken spiegelt sich flackerndes Rot und Orange. Mein Blick fällt auf eine blau gekleidete Madonna, die ein Baby mit einem seltsamen Gesicht in ihren Armen hält. In diesem Augenblick durchfährt mich die Erkenntnis mit entsetzlicher Klarheit.
    Ich kenne diese Kirche. Ich habe keine Ahnung, wie wir hierhergekommen sind, aber ich weiß, wo wir sind. Das ist die Kirche meines Heimatortes. In dieser Kirche habe ich als Kind stundenlang auf den harten Bänken herumgezappelt, weil ich das Stillsitzen kaum aushalten konnte. Hier haben Benvolio und ich über das Baby in den Armen der blauen Madonna unsere Witze gemacht. Wir fanden, dass es dem verschrumpelten Gesicht unseres Großonkels merkwürdig ähnlich sah. In diese Kirche wollte

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