Romy Schneider - die Biographie
Baumwollspinnerin und deren Tochter Maud (Romy Schneider). Seine Bücher sind mittlerweile verboten, er selbst beim Monarchen in Ungnade gefallen. Nur den Kindern darf er noch seine Geschichten erzählen, um ihnen dadurch die Flucht aus den tristen sozialen Verhältnissen zu ermöglichen. Defoes Sohn Tom (Horst Buchholz), der sich mit dem Vater überworfen hat, stiehlt seines Vaters Manuskript von
Robinson Crusoe
, um es zu Geld zu machen. Dabei gerät er in die Geiselhaft einer Gangsterbande, und Maud muss bis zum König gehen, um ihn freizubekommen. King George kauft persönlich das Manuskript und besucht den todkranken Defoe. Das Bücherverbot wird aufgehoben, der Autor wieder offiziell anerkannt. Auf seinem Sterbebett lesen Maud und Tom dem alten Poeten aus seinem
Robinson
vor, der durch Mauds mutigen Einsatz in der Phantasie der Nachgeborenen weiterleben wird.
Romy Schneider freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Josef von Báky und, vielleicht noch etwas mehr, dem Jungstar Horst Buchholz. Báky scherzt, dass Romy eigentlich unter seiner Regie ihren ersten Film gedreht habe, denn er arbeitete mit der schwangeren Magda Schneider bei dem letzten Film vor Romys Geburt,
Frau am Scheidewege
.
Buchholz’ forsche, selbstbewusste Art gefällt Romy ebenso wie seine Kompromisslosigkeit, die ihm zahlreiche Streitereien einträgt. »Er ist genau das, was ich mir unter einem Revolutionär vorstelle. Er vergißt niemals, was er als Kind, als Bub, als junger Kerl erlebt hat. Mir hat er einmal gesagt: ›Romy, das verstehst du nicht, dazu geht es dir viel zu gut.‹« 145 Von allen bisherigen Filmpartnern ist er neben Siegfried Breuer jr. der Jüngste, spricht der damals 22-Jährige sie am meisten an. Auf dem nächsten Filmball tanzen die beiden die meiste Zeit miteinander, bis Magda Schneider der Tochter andere Tanzpartner verordnet. Vorgeblich der Fotoreporter wegen, die unterschiedliche Motive für ihre Stories benötigen.
Nicht nur des Flirts mit Buchholz wegen freut Romy sich auf die tägliche Arbeit, auch ihre Rolle gefällt ihr. Keine sauberen Kleidchen oder imperialen Roben, modische Frisuren und Perücken, freut sie sich, sondern Lumpen und Zöpfe. Das Filmpersonal, von der Kostüm- und Maskenbildnerin bis hin zum Kameramann Günther Anders, lobt ihre professionelle Geduld bei der Arbeit. Starallüren gibt es noch nicht, Romy bemüht sich um äußerste Korrektheit. Während der Dreharbeiten vergisst sie einen Drehtermin, ist stattdessen auf Shoppingtour in München unterwegs. Sie entschuldigt sich sofort telefonisch und erfährt zu ihrer Erleichterung, dass die Szene, in der sie agieren sollte, verschoben wurde.
Buchholz hat später bestritten, an einer Romanze mit der »Prinzessin« interessiert gewesen zu sein. Er spricht von primär von Produzenten in die Welt gesetzten Gerüchten, um Romys Image zu ändern. »Bei Robinson sagte ich dannoft: ›Ruhe, Romy, wir tun doch nur so als ob.‹ Nur, das konnte sie nicht.« 146 Aber Buchholz schätzt ihre offene, ehrliche Art und sie seine Aufmerksamkeit. Das Schema, sich der Zuneigung, Bewunderung oder auch der Liebe der anderen zu vergewissern, ist ausgeprägt bei Romy. Sie wird zeitlebens davon geprägt sein.
Nicht wenige aus der Produktion haben die Befürchtung, das Publikum werde Romy Schneider in einer solchen Rolle, einem Mädchen aus der Unterschicht, das in einen Konflikt zwischen der Loyalität zu einem alten Dichter und ihrer Liebe zu dessen rebellischem Sohn gerät, nicht akzeptieren. Zu Unrecht, wie sich zeigen wird. Der Film wurde in Österreich von der Prädikatisierungskommission als »jugendfördernd« eingestuft, die Evangelische Filmgilde wählte ihn im Februar 1957 zum besten Streifen. Trotzdem werden ihr die Filmproduzenten künftig weiterhin nicht auf solchen, finanziell nicht gesicherten Wegen folgen.
Abseits der Arbeit kommt es zu einer bemerkenswerten Szene. Der ungarische Drehbuchautor Gábor von Vaszary, der bereits am Drehbuch von Schneiders nächstem Filmprojekt
Monpti
arbeitet, trifft Schneider während der Dreharbeiten zu
Robinson soll nicht sterben
. Die Stimmung ist gedrückt, sowjetische Panzer haben kurz zuvor die Unabhängigkeitsversuche in Ungarn niedergewalzt, die Exilmagyaren sitzen mit hängenden Köpfen im Berliner Studio. In einer wortarmen Drehpause wendet sich Romy Schneider an sie mit dem einzigen ungarischen Satz, den sie kennt, weil sie ihn für den zweiten Teil von
Sissi
phonetisch lernen musste, und der
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