Romy Schneider - die Biographie
Helmut Käutners Musical-Adaption von
Ein Glas Wasser
mitspielen würde, doch der Film entsteht schließlich ohne ihre Mitwirkung. Auch andere Projekte, für die Schneider genannt wird, etwa
Heirate mich, Chérie
, an der Seite ihres Verlobten Alain Delon, und
Lukardis
, mit Vittorio de Sica und Gene Kelly, werden ohne sie realisiert. 214
Während der Dreharbeiten zu
Die schöne Lügnerin
, 1959, kommt es zu einer seltsamen Diskussion. Als einer der Drehorte ist das Kunsthistorische Museum in Wien vorgesehen, die Tagesgagen dafür sind der Filmfirma zu hoch, da sie die nicht unbeträchtlichen Gagen von Romy Schneider noch übertreffen (»Tageshonorar für Brueghel-Bilder höher als für Romy Schneider«). Im offiziellen Schreiben der Behörden heißt es: »Wenn Sie bei der Aufnahme zwei Brueghelbilder benützen wollen, so beträgt die Aufnahmegebühr für diese beiden Gemälde pro Tag 360 000 S [das entspräche einer Summe von 26162 Euro], die vor der Aufnahme bar in der Verwaltungskanzlei des Kunsthistorischen Museums zu hinterlegen sind.« 215 Zudem fordert man für eventuell angerichtete Schäden während der Aufnahmen eine Kaution von 33 Prozent des Schätzwertes der zu filmenden Objekte, die etwa 4 Millionen Schilling(290697 Euro) betragen hätte und ebenfalls in bar vorzulegen gewesen wäre. Auf die Werbewirksamkeit des Films haben die österreichischen Museen 1958 wohl nicht vertraut. Hierin dürfte möglicherweise eine Erklärung dafür liegen, dass österreichische Produktionen meist den Heurigen und nicht Museumssäle zum Schauplatz haben.
»Sie war eine außerordentliche und disziplinierte Kollegin, die ihren Beruf sehr ernst nahm«, erkennt Helmut Lohner an, der in
Die schöne Lügnerin
Schneiders Filmpartner war. »Abgesehen von diesen Tugenden war sie ein wirklich liebenswerter Mensch.
Die schöne Lügnerin
war eine Wiener Koproduktion mit einer französischen Firma, und Romy war bereits auf dem Sprung nach Frankreich. Ich erinnere mich, dass sie während dieser Zeit an ihren französischen Sprachkenntnissen arbeitete.« 216
Regisseur Axel von Ambesser nennt die Zusammenarbeit mit Schneider später ein »Champagnerfrühstück«.
Die schöne Lügnerin
ist eine Operette mit den obligaten Verwechslungen, Mesalliancen und Camouflagen nach Marischka-Vorbild, ohne dessen versierte Raffinesse erreichen zu können. Der Film, in dem auch Jean-Claude Pascal, Charles Regnier und Hans Moser zu sehen sind, reiht sich in eine Serie von Filmen rund um den Wiener Kongress ein. Auf diesem sieht man 1815 die »Vereinigten Staaten von Europa« vor ihrer Geburtsstunde. In trauter Uneinigkeit beraten Europas Politiker nach Napoleons Verbannung auf Elba über künftige Neuordnungen. Operettenscherze herrschen vor, zumeist auf Kosten der Russen, man mutmaßt etwa, dass ein zweigeteiltes Polen ein Fehler wäre, den spätere Generationen nachahmen könnten, befürchtet bei einem Fauxpas: »Das kostet uns eine Provinz!« Letztendlich mobilisiert Europa wegen einer Wiener Korsettmacherin gegen den aus Elba geflohenen Tyrannen Napoleon.
Wiener Kabarettisten wie Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner und Carl Merz haben Gastauftritte, auch Josef Meinrad steht wieder auf der Besetzungsliste. Romy singt, tritt dekolletiert und rückenfrei auf, kehrt jedoch in ihrmittlerweile verhasstes Rollenstereotyp zurück, bei dem sich nur mehr Details im Handlungsablauf ändern – »Alle glücklichen Frauen sehen sich ähnlich« –, zumindest wollte das Publikum nach Ansicht der Drehbuchautoren nur diesen Typ sehen. Die Werbezeile in den Zeitschriften lautet nicht unerwartet: »Romy Schneider – bezaubernd wie in
Sissy
«. 217 Der kokette Lidstrich weist schon in Richtung
Boccaccio 70
, das Sujet freilich ist von vorgestern.
Im August 1958 meldet man aus Frankreich, dass
Sissi
zum besten ausländischen Film überhaupt gewählt wurde und damit
Vom Winde verweht, Krieg und Frieden
und
Die Brücke am Kwai
auf die Plätze verweist. In der Kategorie der beliebtesten ausländischen Schauspielerin rangiert Romy hinter Gina Lollobrigida, Ingrid Bergman, Sophia Loren und Maria Schell auf dem fünften Platz. 218 Bei einer Publikumsabstimmung zum belgischen »Eulenspiegel«-Preis für die beliebteste Darstellerin belegt Romy Schneider hinter Maria Schell Platz zwei. Doch die einst so gewinnsicher scheinende Aktie beginnt zu fallen.
Die schöne Lügnerin
und
Katja
können nicht annähernd an die vorherigen finanziellen Erfolge anschließen. Der Trend
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