Romy Schneider - die Biographie
Leibeigenschaft ab und lässt eine Verfassung ausarbeiten, die seine Beamten jedoch scheitern lassen. Ein ansehnlicher Mann, der die alte Ordnung verkörpert, sich aber neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen zeigt. Und er spricht vom Fluch der absoluten Macht. »Sissi und der Zar« assoziiert man nicht zu Unrecht. Romy Schneider wird in dem Film nicht viel abverlangt, zumeist genügt ein glattes, hübsches Gesicht und ein ebensolches Spiel. Im Schatten der kranken Zarin wird sie Alexanders Geliebte und später eine Art »Kaiserin der Herzen«. Wie schon Franz Joseph in der
Sissi
-Trilogie begnadigt auch Alexander etliche Anarchisten. Die Minister opponieren schließlich gegen den liberalen Herrscher und missbrauchen die Revolutionäre zu seiner Beseitigung. Eine Verfassung, so paraphrasiert man Marx, wäre Opium für das Volk. Nach dem Tod der Zarin heiratet Alexander am 19. Juli 1880 in morganatischer Ehe Jekaterina »Katja« Dolgorukaja (mit der das historische Vorbild zu jener Zeit bereits vier Kinder hat). Mit Billigung der Minister tötet ein Anarchist den Herrscher 1881, die Verfassung kommt nicht zustande, der Film endet mit opulenten Bildern der russischen Kirchenrituale und der weinenden Katja.
Die Krone auf der Torte zu Romys 21. Geburtstag, die sie in den Pariser Boulogne-Studios überreicht bekommt, ist, dem Film angepasst, die russische und etwas kleiner als die Vorgängermodelle, ansonsten erinnert viel an vergangene Produktionen. Robert Siodmak bekennt später, Vorbehaltegegen Schneiders Verpflichtung gehabt zu haben, attestiert seinem Star jedoch eine vorbildliche Arbeitsweise. Über das Verhältnis der beiden Hauptdarsteller ist viel spekuliert worden. Nach außen hin verläuft die Arbeit in entspannter Atmosphäre, man posiert für die Fotografen in komödiantischen Situationen. »Nach
Katja
war sie sehr in Curd Jürgens verliebt«, erinnert sich Senta Wengraf, »aber Magda sagte nur: ›Das tut mir der Curd nie an!‹« 210
Als Zeitungstitelbild verkaufen sich Schneider und Jürgens gut. Im November 1959 porträtiert der »Stern« in seinem Beitrag »Deutschland, deine Sternchen« mit dem Konterfei der beiden
Katja
-Stars auf dem Titel »die wahre Romy«. In dem Artikel lässt man sie zu einigen Fragen, die Publikum und Presse nach ihrem Umzug nach Paris beschäftigen, selbst zu Wort kommen. Man zitiert jedoch aus einem Brief aus dem Vorjahr: »Durch die vielen entstellenden Zeitungsartikel, die in letzter Zeit über mich geschrieben wurden, habe ich das starke Bedürfnis, einmal selbst dazu Stellung zu nehmen. […] Ich möchte dazu sagen, daß meine bisher veröffentlichten Stellungnahmen immer frei erfunden waren […] Ich bin mir natürlich darüber im klaren, daß das Publikum, das einem Schauspieler seine Gunst schenkt, auch das Recht hat, über ihn zu lesen.« 211 In diesem Brief, beschreibt sie das Verhältnis zu ihrer Mutter als gut, dementiert geplante Änderungen ihres Familienstandes in absehbarer Zeit. Auch Horst Buchholz findet sich in dem Bericht. Wurde er ein paar Jahre zuvor noch die »heimliche Liebe« Romys genannt, ist diese nun zum »kleinen Flirt« diminuiert. Während der Dreharbeiten zu
Monpti
, weiß die Zeitung, habe Schneider in Paris Curd Jürgens kennengelernt und sich in ihn verliebt. Der Bericht manifestiert, dass Romy Schneider seit geraumer Zeit primär wegen ihres Privatlebens von allgemeinem Interesse ist.
»Ob Schauspieler, Maler, Schriftsteller, Bildhauer, Musiker, ein jeder wird nach dem Maß gegenwärtigen Geschmacks beurteilt,« meint Hildegard Knef in ihrer Betrachtung Romy Schneiders, »[…] Im Grunde solltenKünstler – wenn überhaupt – nur von Künstlern bewertet werden. Der scheinbaren Komplexität des Berufs liegt keineswegs landläufige Flucht vor dem Phänomen ›Realität‹ zugrunde, sondern ein unbändiges Sehnen nach Schönheit und oftmals unbequemer Wahrheit. Der Preis für die kurzen Augenblicke eines Triumphs ist hochdotiert.« 212 Es ist bezeichnend, dass gerade Knef sich der Künstlerpersönlichkeit Schneiders annimmt, zu viele Parallelen weisen die beiden Schicksale auf. Früher Ruhm, internationale Karriere, eine Art »Bruch« mit der Heimat, beleidigte und beleidigende Vorwürfe deswegen und ungefragtes Gefragtsein in Boulevardblättern, die Kapital aus dem persönlichen Leid der Porträtierten ziehen. 213
Verhältnismäßig klein geraten dagegen Meldungen über Schneiders berufliche Pläne. Angekündigt wird 1959, dass sie in
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