Romy Schneider - die Biographie
der Nebentische Schneider und den ihnen damals völlig unbekannten Delon. Einer von beiden, der das Paar interessiert beobachtet, ist Harald Juhnke. Der andere Mann zeigt sich weniger beeindruckt. Es ist Romys späterer Ehemann Harry Meyen.
Als Delons Szenen abgedreht sind, begleitet Romy Schneider ihn zum Flugplatz. Es ist ein Abschied wie im Film. Sie darf ihn bis zur Maschine geleiten, zum Abschied küssen, Tränen fließen. Im Hotel hat Delon ihr einen Brief hinterlassen. Am nächsten Tag ist Romy Schneiders Abreise nach Köln geplant, zurück in die familiäre Routine. Ausruhen, Drehbücher lesen, Autogrammwünsche erfüllen. An diesem Tag jedoch läutet bei Alain Delon das Telefon. Am Apparat ist Romy, sie ist in Frankreich undruft ihn vom Flughafen Orly aus an,. Der Bruch mit der Familie ist vollzogen, sie zieht mit Delon in die Wohnung von dessen Freund Georges Beaume am Quai Malaquais Nr. 3. Für die »Braut Europas« ist das zunächst ein unübliches Gemach. Eine Bohémienabsteige mit Toilette auf dem Gang, aber Blick auf die Seine unweit des Pont-Neuf und nur einen Steinwurf von der Île de la Cité entfernt. Sie bewundert die noblen Pariserinnen, deren elegantes Selbstbewusstsein sich mit Modelabels etikettiert, die Boulevards in ihrem noblen Beige aus Naturstein, mit dem so manche flatternde Trikolore kontrastiert. Die Stimmen klingen noch fremd und verleihen ihrem Fluchtort etwas Exotisches.
Wie alle großen Städte meint Paris es gut mit denen, die Geld und Erfolg haben. Hier etwas geschenkt zu bekommen muss man sich leisten können. Es wird einige Jahre dauern, bis Romy selbstbewusst sagen kann: »Und wenn ich auch ’ne alte, sentimentale Wienerin bin, genauso bin ich ’ne alte sentimentale Pariserin! C’est la même chose – Das ist dasselbe!« 196
»Beinahe wieder Kaiserin«
Im Januar 1959 listet die Branchenzeitschrift »film-echo« die erfolgreichsten deutschsprachigen Regisseure auf. Hinter Kurt Hoffmann belegt Ernst Marischka (unter anderem mit
Sissi, Schicksalsjahre einer Kaiserin
) Platz 2, gefolgt von Helmut Käutner (
Monpti
). Die Liste der »zuverlässig erfolgreichsten Darstellerinnen« überrascht. Nadja Tiller führt sie vor Liselotte Pulver und Eva Bartok an, Romy Schneider findet sich erst auf Platz 6. Die Berliner CCC möchte sie für das Historiendrama
L’Aiglon
nach Edmond Rostand gewinnen, doch die Verhandlungen scheitern.
Ihre beiden nächsten Filme
Die schöne Lügnerin
und
Katja
führen Romy Schneider wieder zurück in das imperiale historische Milieu, in dem sie ihre größten Erfolge feierte. Der erste davon mischt in prunkvollem Ambiente bewährte dramaturgische Elemente: ein Mädchenpensionat und die Geliebte eines gekrönten Hauptes. Wieder ist es ein Remake, das Original wurde 1937 mit Danielle Darrieux und John Loder verfilmt. »Beinahe wieder Kaiserin« lautet die Überschrift eines Artikels der »Bravo«, der Text befindet: »Jetzt tanzt sie wieder bei Hofe, die junge Kaiserin der drei
Sissi - Filme
. Die altmodischen Korkenzieherlöckchen sehen lieblicher aus als die kesse Fransenfrisur der ›halbzarten‹ Romy, das große Ballkleid steht ihr besser als die schlichte Stewardess-Uniform.« 209 Die Ähnlichkeiten mit
Sissi
sind gegeben: monatelange Vorarbeiten, zehn Wochen auf dem Set, Massenszenen, imperiales Ambiente. Lediglich das Land hat man gewechselt, ist von Großbritannien über Österreich bis nach Russland gelangt. In
Katja, die ungekrönte Kaiserin
steht ihr Name über dem von Curd Jürgens auf der Leinwand. Der Film wird in Wien gedreht, an Schauplätzen, die Moskauer und St. Petersburger Bauten möglichst ähneln sollen. Die Wiener Presse beklagt während der Dreharbeiten, dass der Regisseur Robert Siodmak zu keinem Gespräch bereit wäre. Auch Jürgens und Schneider hätten nur auf Privatinitiative Zeit gefunden, mit den Lokalreportern zu reden.
Die Waise Katja gibt gegenüber ihren Mitzöglingen vor, eine persönliche Bekannte des Zaren Alexander II. zu sein. Als der das Erziehungsheim besucht, spielt er die Komödie mit. Die beiden verlieben sich ineinander, sie durchläuft einen Cinderella-Aufstieg bei Hof, und der (verheiratete) Zar bringt die Problematik Romys aktueller Rollenbesetzungen auf den Punkt: »Du bist doch ein Kind. Nein, du bist kein Kind mehr …« Der Herrscher, verkörpert vom sonnengebräunten Star Jürgens, wird als aufgeklärter Monarch gezeigt, der um das Wohl seiner Untertanen bemüht ist. Er schafft die
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