Romy Schneider - die Biographie
Tochter erleben eine Liebelei, die vergeht wie ein leichter Sonnenbrand.
Ein deutsches Filmposter von
Sommerliebelei
zeigt eine nackte Romy in einem Korbsessel, ein Motiv, das sehr stark an die Erotikfilmreihe
Emmanuelle
erinnert und trotz der Aktszenen in dem Streifen völlig falsche Assoziationen weckt. Es ist jedoch längst kein Problem mehr für Romy, wenn die Rolle es verlangt, vor der Kamera »Seele wie Busen gleichermaßen freizulegen«. 524 Das tut sie auch in ihrem nächsten Film
Le mouton enragé / Das wilde Schaf
. Ein deutscher Rezensent ergeht sich in ornithologischen Metaphern: »Romy Schneider, unser Star und Zug-Vogel, bringt sich herb und schön zu Bett. Sie ist ganz Gefühl, von leichter Ironie gebändigt.« 525 Romy ist wie bei den vorigen gemeinsamen Arbeiten beeindruckt vom Humor Jean-Louis Trintignants, nennt ihn einen fabelhaften Kollegen und Freund. In
Das wilde Schaf
spielt er Nicolas, der, um einem befreundeten Literaten (Jean-Pierre Cassel) Schreibstoff zu verschaffen, Frauen verführen und den anderen voyeuristisch daran teilhaben lassen soll. Unter den Auserwählten befindet sich auch Roberte (Romy Schneider),die Frau eines Philosophieprofessors. Ihr Ehemann kommt hinter das Verhältnis, erschießt seine Gattin und entschuldigt sich bei deren Geliebtem für sein altmodisches Naturell. Alles, was von der Beziehung zur – vielleicht – einzigen wirklich geliebten Frau bleibt, sind die Kreidestriche, mit denen man die Position von Robertes Leiche auf dem Boden von Nicolas’ Wohnung nachzeichnet. Ein Kritiker fragt den Regisseur daraufhin, warum der Film nach dem Tod Romy Schneiders überhaupt noch eine halbe Stunde dauere. 526
Die Jahre 1972 bis 1974 gehören zu den arbeitsintensivsten in Romys Leben. Zwischen ihren Drehterminen liegen oft nicht einmal drei Tage Pause, dennoch empfindet sie es nicht als zu viel. Auch für das nächste Jahr sieht sie kaum eine Woche Urlaub voraus. Es scheint, als habe sie ihr Leben endgültig vor die Kamera verlegt, ihre Person geht vollkommen in den Facetten der jeweiligen Rolle auf. Ihre positiven Gefühle verschenkt sie an die Interpretationen ihrer Figuren. Ein leises, wissendes Lächeln liegt über den Darstellungen, im Amüsement distanziert sie sich von der privaten Rolle, die ihr zunehmend entglitten ist. »Man muß sich mal wieder verlieben«, 527 überlegt sie 1974 laut. Zunächst spielt sie diese Liebe in originellen Liebesgeschichten nach vorbestimmten Drehbüchern. Am liebsten, so bekennt sie, möchte sie nur noch Liebesfilme drehen. Es ist eine Flucht aus dem Alltag, der ihr selbst in seiner Kürze zwischen den Filmen oft zu lang wird. Zu sehr sieht sie sich dabei auf ein einsames Selbst reduziert, mit dem sie nicht allzu lange allein sein will. Also stürzt sie sich in das nächste Projekt, von dem sie bereits im Vorhinein weiß, dass viele sich dadurch erneut von ihr provoziert fühlen werden. Mord, Leichen, die in Schwefelsäure aufgelöst werden, Orgien, Versicherungsbetrug …
Trio Infernal
ist eine schwarze Komödie mit sehr vielen Elementen des absurden Theaters. Romy probiert ihre Szenen erst auf Deutsch, stachelt sich an ihrer Muttersprache zu aggressivem Spiel auf, um die Szene dann auf Französisch zu spielen. Die Arbeitmit Michel Piccoli ist längst zur angenehm eingespielten Routine geworden. Er schätzt ihr impulsives Spiel, auch wenn es ihn diesmal einen Zahn kostet: »Zweimal hatte sie schon eine filmreife Ohrfeige versucht. Beim dritten Mal schlug sie so hart zu, daß mir der Zahnarzt hinterher einen wackeligen Zahn ziehen mußte. Romy hatte sich völlig mit ihrer Rolle identifiziert, entschuldigte sich, und wir lachten herzlich mit dem ganzen Team.« 528 Nachdem Uschi Glas die Rolle der nymphomanischen Catherine ablehnt, wird Mascha Gonska dafür verpflichtet. Die neue Aufgabe einer ersten großen Rolle, ausgerechnet in einem so kontroversen Film, macht die 22-jährige Schauspielerin zunehmend nervös. Die Routiniers im Team spüren das, wie sie erleichtert feststellt: »Da nahm Romy mich einfach in die Arme, streichelte mich und tröstete: ›Keine Angst, Kleine, ich bin doch bei dir.‹« 529
Der Film spielt 1919 in Frankreich, Philomena Schmidt, ein deutsches Kindermädchen, verliebt sich in einen Anwalt, der bald eine Strategie für einen lukrativen gemeinsamen Lebenswandel entwickelt: Philomena soll reiche ältere Herren heiraten und möglichst bald beerben. Sollten sie keines natürlichen Todes sterben, hilft man
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