Romy Schneider - die Biographie
nach. Auch unliebsamer Zeugen entledigt man sich so. Am Ende genießt Romy den Part der Philomena Schmidt, auch wenn sie fürchtet, dass man ihn ihr vor allem in Deutschland wieder einmal übel nehmen wird. Im Grunde sind solche Partien primär Mutproben, in denen sie ihr schauspielerisches Potential auslotet. Der Ehrgeiz muss dabei über die Angst siegen. Nicht die Festlegung eines bestimmten Profils ist ihr Ziel, sondern die Erweiterung ihrer bisherigen Gestaltungskraft. Entscheidend ist letztendlich die Machart eines Films, findet sie, was die Schauspieler produzieren, müsse, egal ob in drastischer oder dezenter Form gespielt, primär über den Kopf und nicht den Körper vermittelt werden.
Die Reaktionen aus Deutschland vorherzuahnen ist in diesem Falle nicht schwer. »Oh, Sissi, wie tief bist du gesunken …«, 530 titelt man bereits vorab und beklagt, dassRomy einst »taufrisch, bieder, brav und rosig wie eine Aprikosenblüte als Sissi die Herzen von Millionen Kinofreunden« berührt habe, während sie nun in
Trio Infernal
als »nackte Schwefelsäure-Mörderin« zu sehen sei.
Sarah
Obwohl der Schweizer Arzt Hubert de Watteville, der dadurch berühmt wurde, dass ihn Sophia Loren während ihrer Schwangerschaften zu Rate zog, mit anderen Medizinern übereinstimmt, dass eine weitere Schwangerschaft für Schneider risikoreich wäre, hat sie sich dennoch dazu entschlossen. Der prognostizierte Geburtstermin liegt im September 1977, am 30. Juni schreibt Schneider aus dem südfranzösischen Ramatuelle an Heinrich Böll, dass es nur noch zwei Monate seien, bis das Baby käme. Zu dem Zeitpunkt werde sie wieder in Paris sein und sich bei ihm melden. Doch die Fruchtblase platzt zu früh, Romy ist noch in Südfrankreich und wird dort im Juli in die »Oasis«-Klinik eingeliefert. Sie darf nicht aufstehen, man will jedes Risiko vermeiden. Da der siebente Schwangerschaftsmonat erreicht ist, führt man einen Kaiserschnitt durch. Am 21. Juli 1977 kommt so ihre Tochter Sarah Magdalena Biasini im Krankenhaus von Gassin, Var, zur Welt. Da es dort keinen Brutkasten gibt, transportiert man sie ins 200 Kilometer entfernte Nizza, wo man entsprechend ausgerüstet ist. Romy ist glücklich über das gesunde Kind, äußert aber bald die Vermutung, es werde ihr letztes sein. Erst im September darf sie mit ihrer Tochter zurück nach Paris. Die Familie Biasini wohnt nun nahe dem Arc de Triomphe in der Avenue Bugeaud. In Ramatuelle, an der Côte d’Azur, hat Romy Schneider eine aus zwei Gebäuden bestehende ehemalige Hühnerfarm als Landsitz gekauft. Ein Ehepaar führt den Haushalt, Sarah wird von dem Kindermädchen Nadou betreut.
In einer langen Pause, wie Romy ihre knapp einjährige Karenzzeit empfindet, erzählt sie dem französischen Fernsehen,hätte man viel Zeit, um nachzudenken, sich zu fragen, was für ein Beruf die Schauspielerei eigentlich sei. Sollte er ihr eines Tages nicht mehr behagen, dann wäre das der Moment, damit aufzuhören. Was sie danach zu tun gedenkt, sagt sie nicht. 1978 stellt Romy ihren Namen für eine Werbekampagne des französischen Juweliers Van Cleef & Arpels zur Verfügung. Schmuck zählt zu ihren Leidenschaften, sie belohnt sich und andere gern durch den Kauf einer Kette, eines Medaillons oder einer Uhr aus dem Geschäft des Juweliers Oxeda in der Rue Faubourg Saint-Honoré.
Claude Sautet weiß, dass Romy wieder arbeiten möchte, er überredet sie zu
Eine einfache Geschichte / Une histoire simple
, über den sie schließlich sagt: »Ich muß diesen Film spielen, der irgendwo auch ein Film über mich ist.« 585 Marie (Romy Schneider) ist 40, geschieden und Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Das Kind ihres jetzigen Freundes Serge (Claude Brasseur) lässt sie sich nehmen, da sie fühlt, dass die Beziehung zu Ende geht. An ihren Freundinnen meint Marie zu erkennen, wohin Abhängigkeit von den Männern führe. Keine von ihnen ist glücklich. Marie nimmt die Beziehung zu ihrem geschiedenen Mann Georges (Bruno Cremer) wieder auf. Ob sie mit ihm leben möchte, weiß sie nicht, doch das Kind, das sie bald darauf von ihm erwartet, möchte sie behalten.
Eine einfache Geschichte
trägt Schneider 1979 ihren zweiten César für die beste schauspielerische Leistung ein. Es ist, ähnlich wie
César und Rosalie
, ein Film über Paare rund um die (Un)Möglichkeiten dauerhafter Liebesbeziehungen, wie er Woody Allens spätere Arbeiten inspiriert haben könnte. Den Plan, wieder einen Film mit Schneider zu drehen, hat Sautet
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