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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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Nähe von fruchtbarem Land befunden, dann hätte so viel Tod sicherlich den Erdboden verseucht und missgebildete, bittere Früchte hervorgebracht.
    Der Tod war das Handwerk der Samurai, sie schlugen Köpfe ab und schlitzten sich selbst den Bauch auf – doch das war eine Kultur der Sterblichkeit, die um die Unvermeidlichkeit des Todes wusste und ihn in aller Reinheit zu zelebrieren verstand. An diesen Stätten aber wurde die würdelose Praxis der Verstümmelung an minderen Wesen durchgeführt, die nicht in der Lage waren, derlei Dinge zu begreifen: an den Verbrechern, die hingerichtet wurden, und an den Tieren, die man zerschnitt, zum Trocknen aufhängte und von Gerbern und anderen Handwerkern des Todes verarbeiten ließ, die für die geheimen Substanzen, die in einem Kadaver enthalten waren, Dutzende Verwendungsmöglichkeiten kannten.
    Letztlich entsprach es dem Unterschied zwischen Kunst und Gewerbe – und dem, ob man in Erinnerung blieb oder vergessen wurde. Niemand sprach von diesen Orten, keine Gedichte oder Gemälde erinnerten an die Gekreuzigten, und niemanden kümmerte die Frage, weshalb die Verdammten dorthin gebracht wurden. Wer dort eintrat, wurde vom Angesicht der Erde getilgt.
    Hayato würde leben, und ihn, Bennosuke, hatte es nie gegeben. Das war alles, was er mit den Monaten des Leids erreicht hatte.
    Selbst die Vögel schienen zu verstummen, während sie der Stätte näher kamen. Bennosuke spürte, wie sein Kinn zu zittern begann, als er einen Laut hörte, der aus der Ferne zu ihnen drang: Es waren die herzzerreißenden Schmerzensschreie eines Mannes, die kein Ende nahmen und immer lauter wurden. Sie empfingen ihn an der Stätte seiner Auslöschung.

Kapitel 13
    D ie Schwerter auf Bennosukes Brust schepperten, als die Männer unvermittelt stehen blieben und ein scharfer Zug an der Leine ihn nach hinten riss. Es folgte ein Moment der Stille. Vielleicht waren sie nun so weit gekommen, wie Samurai sich der Stätte der Unreinheit zu nähern wagten, als fürchteten sie, unwiderruflich besudelt zu werden, wenn sie noch weiter vordrangen. Der arme Teufel da vor ihnen, wer auch immer er war, schrie immer noch.
    Ein widerlicher Gestank lag in der Luft. Die Fäulnis, die von derartigen Siedlungen ausging, war nicht geeignet, von anständigen Menschen geatmet zu werden, auch deshalb lagen sie so weit außerhalb. Es waren die Ausdünstungen von menschlichem Aas und verkohlendem Fleisch, dazu der Gestank der großen Bottiche der Gerber, die mit den tierischen und menschlichen Exkrementen gefüllt waren, die die Männer für ihr scheußliches, aber notwendiges Handwerk brauchten.
    Nach kurzer Pause hörte Bennosuke, wie vor ihnen ein Tor geöffnet wurde und jemand rief: «Guten Tag, Herr!»
    «Oh … ja, ich wünsche Euch ebenfalls einen guten Tag, Herr», erwiderte der Anführer, und er klang für einen Moment erstaunt. Dann wurde sein Tonfall vorsichtig, aber respektvoll; der ihn da angesprochen hatte, musste ein gleichrangiger Samurai sein. «Dient Ihr denn auch unserem höchst ehrenwerten Fürsten Shingo?»
    «Ja, das tun wir», antwortete der Mann.
    «Ah», sagte der Anführer, und es klang, als entspannte er sich ein wenig. «Entschuldigt bitte meine Unhöflichkeit. Hier stehen so viele Pferde angebunden, das hat mich einen Moment lang durcheinandergebracht.»
    «Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Das ist ja auch alles andere als normal.»
    «Darf ich fragen, warum sich an diesem abscheulichen Ort so viele Samurai aufhalten?»
    «Ein berüchtigter Verbrecher wurde gefasst», erwiderte der andere Mann. Stolz schwang in seiner Stimme mit, und es war leicht, sich das Lächeln vorzustellen, das er im Gesicht tragen musste: eitel wie das eines siegreichen Raubtiers. «Und zwar mitsamt seiner ganzen Bande. Eine überaus lästige Schar von Schurken, die nun endlich ihre gerechte Strafe erhalten wird. Wir sind nur hier, um sicherzustellen, dass es glatt über die Bühne geht.»
    «Ihr hättet sie an Ort und Stelle niedermachen sollen», tadelte der Anführer.
    «Oh, das hätte ich auch gern getan, glaubt mir. Aber sie waren lange eine regelrechte Landplage, und mein Vorgesetzter wünscht, bei ihrer Hinrichtung persönlich zugegen zu sein. Daher warten wir nun darauf, dass er hier eintrifft.»
    «Ich verstehe, und Ihr habt mein Mitgefühl, dass Ihr hier ausharren müsst. Ist im Kerker denn noch Platz für einen weiteren Mann?»
    «Ich denke schon», erwiderte der andere, und jetzt sprachen sie miteinander, als

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