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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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wird schon nichts geschehen, Herr», erwiderte Bennosuke.
    «Bleib bei uns. Denk nicht mal daran, nach dem Ball zu greifen», sagte Kumagai. «Ich werde dich im Blick behalten. Markier hier nicht den Helden.»
    «Ich habe verstanden.»
    «Braver Junge.» Kumagai lachte. Bennosuke meinte, seine Augen hinter den dunklen Löchern der Maske funkeln zu sehen.
    Sie ritten weiter. Vor ihnen tauchte ein blauer Farbton auf, den der Junge nur allzu gut kannte: Dort standen Fürst Shinmens Reiter und schlossen soeben ihre Vorbereitungen ab. Bennosuke erkannte einige der Gesichter, vor allem aber den jungen Samurai, der Munisai enthauptet hatte. Sie alle wirkten nicht gerade begeistert und blickten mit grimmiger Miene zu Ukitas Männern hinüber. Kumagai verneigte sich im Vorüberreiten zackig nach Soldatenart, was lustlos erwidert wurde.
    «Erstaunlich, dass die es wagen, sich hier zu zeigen», bemerkte einer von Kumagais Männern, als sie die blauen Samurai hinter sich gelassen hatten. «Es bräuchte ja wohl mehr als einen Holzball, um deren Ehre wiederherzustellen.»
    «Ja, ja, der stolze Munisai Shinmen …», meinte einer, und höhnisches Gelächter erklang.
    «Schnauze!», brüllte Kumagai und wandte sich abrupt im Sattel zu ihnen um. «Denkt dran: Auch sie sind Verbündete unseres Herrn Fürst Ukita!»
    «Ja, leider», murmelte einer. Kumagai tat, als hätte er es nicht gehört.
    Bennosuke ließ sich mit seinem Pferd ein wenig zurückfallen, bis er sich im Hauptpulk der Männer befand. Dort sah er sich die von der Seite an, die gerade gesprochen hatten. Er nahm es ihnen nicht übel. Was sie gesagt hatten, bewies nur, dass seine bevorstehende Tat unerlässlich war. Er legte die rechte Hand aufs linke Handgelenk und spürte durch das dicke Gewand hindurch den Dolch.
    Sie ritten nun in ein Gedränge aus Männern und Pferden hinein, die alle darauf warteten, in die Arena vorgelassen zu werden. Über ihnen, auf einer Plattform, die sich über das Haupttor erstreckte, stand ein Mann mit freiem Oberkörper und schlug in stetem Rhythmus den großen, brünierten Gong. Bennosuke spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufstellten.
    Die Teilnehmer wurden nicht auf Waffen kontrolliert; das wäre eine Beleidigung gewesen. Flanke an Flanke drängten sich die Reiter unter dem Gong hindurch und aufs Spielfeld hinaus, das mit einer burgunderroten und weißen Palisade eingefasst war. Bennosuke fühlte sich einen Moment lang beklommen, als er das alles sah: Die Arena war viel kleiner und es waren viel mehr Reiter, als er erwartet hatte.
    Männer riefen einander Grüße zu, während sie als Clan-Gruppe beieinanderstanden und warteten, und die Bambusleisten ihrer Banner knarrten im leichten Wind. Rings um die Palisade strömten die Zuschauer herbei und drängten auf die besten Plätze, huckepack getragene Kinder lachten und winkten.
    Von einer großen Tribüne überblickte der Adel das gesamte Spielfeld. Die Fürsten saßen ganz oben, darunter, in absteigender Rangfolge, die niederen Adligen, Gemahlinnen, Würdenträger und Hofgäste. Für Bennosuke waren sie weiter nichts als ferne Farbkleckse, doch auch ohne das burgunderrote Gewand hätte er erraten, wer an der höchsten Stelle saß.
    Lass mich vor dieser Tribüne auf Hayato treffen, betete er. Der Alte soll es genau sehen. Er soll das Blut sehen.
    Nun schienen die letzten Teilnehmer hereinzureiten. Männer warteten, während ihre Rösser schon nervös von einem Fuß auf den anderen traten. Die Pferde spürten die in der Luft liegende Spannung. Samurai drehten sich im Sattel hin und her, fassten die Zügel fester, sahen einander an und fletschten grinsend das Gebiss. Es war eine Schlacht – nur ohne Waffen.
    Dann setzte Trommelwirbel ein. Ein Dutzend Männer drosch irgendwo an unsichtbarer Stelle auf große Taiko-Trommeln, und das plötzliche Donnern ging Mensch und Tier durch Mark und Bein. Außerhalb der Arena ertönte ein lautstarker Gruß, und dann ritt Hayato mit seiner elf Mann starken Leibgarde herein. Sie saßen auf reinrassigen Hengsten, großen, schwarzen, stolzen Tieren, und ihre Banner waren mit Seiden- und Papiergirlanden geschmückt, die sie wie Kometenschweife hinter sich herzogen.
    Bennosuke erblickte Hayato Nakata, als er ihn passierte. Er ritt mit seinen Männern einmal die Arena ab, um sich bejubeln zu lassen. Der junge Fürst hatte den Helm abgenommen. Er schien sich zwar nicht unbedingt wohlzufühlen, lächelte aber tapfer, versuchte heldenhaft dreinzublicken

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