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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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erwarte Eure Bestrafung.»
    Munisai erwiderte nichts.
    Kazuteru schluckte trocken und mutmaßte weiter: «Vielleicht war es ja auch das Lied. Vielleicht war ich zu laut und rüpelhaft und habe Schande über Euch gebracht, indem ich mich so wild aufgeführt habe. Ich entschuldige mich hundert Mal dafür und flehe Euch an …»
    «Was für ein Lied? Ein Dolch? Was redest du da?», unterbrach Munisai ihn gereizt.
    Kazuteru wagte aufzublicken. Munisai hatte sich von ihm abgewandt und schnallte unter einigen Mühen seine Rüstung ab. Er nutzte dabei vor allem die rechte Hand, sein linker Arm wirkte schwerfällig und steif. Als er den Brustharnisch endlich gelöst hatte, rutschte er ihm aus der Hand und fiel scheppernd zu Boden. In den Stoffschichten von Munisais Untergewand klaffte ein schartiger Riss, dunkel vor Blut.
    Dann zog sich der Heerführer langsam die Kimonos von der linken Schulter und entblößte sie vor der Nacht. Eine schlimme Wunde zog sich von unterhalb der Achselhöhle bis zur Rippenbasis nahe der Wirbelsäule.
    «Ein verzweifelter Narr hat mich in der Schlacht um die Burg von hinten angesprungen», erläuterte Munisai, und während er sprach, sah Kazuteru, wie sich die Kerbe in seinem Fleisch bewegte. «Er kam mit seiner Klinge unter meine Rüstung, als ich das Schwert gehoben hatte, um zu parieren. Wenn er die Ruhe bewahrt hätte, hätte er sie mir direkt ins Herz gestoßen, aber er war ein Idiot und hat für sein Versagen mit dem Leben bezahlt. Wie dem auch sei … Die Wunde hat sich nicht richtig geschlossen. Etwas stimmt nicht damit. Du wirst sie noch einmal öffnen und säubern müssen.»
    «Wie bitte?», entfuhr es dem jungen Mann.
    Munisai zog einen kleinen Beutel hervor und warf ihn Kazuteru zu. Der Samurai öffnete ihn und fand darin ein kleines Kuvert mit Salbe und einen frischen Verband.
    «Herr, ich habe keinerlei Erfahrung mit so etwas. Damit solltet Ihr zu einem Heiler gehen.»
    «Was meinst du, wo ich das herhabe?»
    «Aber … warum habt Ihr Euch nicht behandeln lassen?»
    «Die müssen sich um andere kümmern, die viel schlimmer dran sind als ich. Ich kann die Wunde ertragen, das gehört zu meiner Pflicht. Also: Du musst die Wunde noch einmal öffnen, sie säubern, salben und verbinden. Hast du das verstanden?»
    Kazuteru erwiderte nichts, und Munisai kniete nieder, den Rücken zum Feuer. Zögernd setzte sich der junge Mann hinter ihn und sah sich die Verletzung genauer an. Das Fleisch war schief zusammengedrückt, was wahrscheinlich von der engen Rüstung kam, die dagegengepresst hatte. An mehreren Stellen klafften rote, nässende Lücken.
    «Fang an, Junge», befahl Munisai.
    Kazuteru zögerte, noch ängstlicher denn zuvor, als er eine Bestrafung erwartet hatte. Krampfhaft suchte er nach einer Ausrede, wusste aber, dass er einem Befehl seines Heerführers, wie bizarr er auch war, Folge leisten musste. Der junge Samurai fuhr mit den Fingerspitzen über die Wunde. Prompt spannte sich das umliegende Fleisch vor Schmerzen an, Munisai aber gab keinen Laut von sich. Er saß vollkommen reglos da und starrte in die Nacht.
    Da ihm nichts Besseres einfiel, zog Kazuteru sein Kurzschwert und setzte es an der schlimmsten Stelle der Wunde an.
    «Verzeiht bitte, das wird jetzt weh tun, Herr», sagte er und drückte mit der Schneide zu.
    Wieder spannte sich Munisai an, ohne einen Laut von sich zu geben. Er begann, in langsamen Zügen zu atmen, und Kazuteru ertappte sich bald dabei, dass sein Atem im Gleichklang mit ihm ging. Das beruhigte ihn. Er arbeitete flink, sein Schwert, noch scharf von der Schlacht, durchtrennte mit Leichtigkeit das Gewebe. Erleichtert sah er, dass die Verletzung nun viel sauberer und gerader verlief, auch wenn daraus weiß die Rippen hervorschimmerten.
    Als er aufgetrennt hatte, was er aufzutrennen wagte, wischte er das Blut von der Klinge und schob das Schwert in die Scheide zurück. Munisai regte sich nicht und sagte kein Wort. Die Wachen hatten eine Kanne voll Wasser dagelassen, und Kazuteru goss etwas davon in einen Krug, um die Wunde zu spülen, ehe er die Salbe auftrug. Es war ein pulvriges Präparat, grünlich und stinkend, das aber, als er es in die Wunde schmierte, die Blutung schnell stillte. Schließlich wickelte er Munisai den Verband um den Oberkörper.
    Als er den Stoff auf der Haut spürte, atmete Munisai auf und schien wie aus tiefem Schlaf zu erwachen.
    «Ist es vorbei?», fragte er leise.
    «Beinahe, Herr», erwiderte Kazuteru.
    Nachdem er ihn fertig

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