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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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wirbelte ihn herum und stieß und zerrte ihn von seinem Haus fort.
    «Verschwinde!», befahl der Mönch und ließ Munisai los. Der Samurai erhob sich, sah seinem Bruder in die Augen und entdeckte dort Tränen der Scham und Wut. Er wusste nichts zu sagen, und so nickte er nur.
    Er war fünf Schritte gegangen, da hielt Dorinbo ihn noch einmal zurück.
    «Bennosuke wartet ein Stück die Straße hinab. Zieh dir was anderes an», sagte er.
    Munisai sah an sich hinab. Seine Kleidung war mit Blut bespritzt – von dem Bauern, der ihm Hörner aufgesetzt hatte, von den anderen Bauern, die er abgeschlachtet hatte, doch vor allem von Yoshiko. Wortlos ging er ins Haus und zog sich frische Kleider an, wobei er sich zwang, die beiden Toten nicht anzusehen, die auf dem Hof und im Schlafgemach lagen.
    Wieder draußen, ging er an seinem Bruder vorbei. Die beiden sahen sich nicht noch einmal in die Augen. Ein Stück die Straße hinab traf er, wie Dorinbo gesagt hatte, auf Bennosuke, der neugierig den in den Himmel steigenden Rauch betrachtete. Als er den Samurai kommen sah, kletterte der Fünfjährige von dem Felsblock herab, auf dem er gesessen hatte. Das Wappen der Hirata prangte auf der Brust seines kleinen Kimonos, ganz wie bei Munisai.
    «Vater? Wo ist Mutter?», fragte er und sah mit wissbegierig funkelnden Augen zu ihm hoch. Sein Gesicht war noch viel zu jung, als dass der Samurai daran hätte sehen können, ob Yoshiko gelogen hatte oder nicht. Munisai atmete tief durch und kämpfte gegen seine Wut und Traurigkeit an.
    «Bennosuke. Sei tapfer, sei ein Samurai», sagte er und legte dem Kind eine Hand auf die Schulter. Der Junge runzelte kurz die Stirn und setzte dann eine Miene ernster Entschlossenheit auf.
    Munisai ging fort, ohne sich noch einmal umzusehen. Damit begann sein Exil.

    M an konnte es Bennosuke nicht als Versagen ankreiden, dass er sein wortloses Versprechen nicht eingelöst hatte, schließlich war er ein Kind gewesen und hatte kaum verstanden, worum es ging. Dennoch war es so, dass Bennosuke in den dazwischenliegenden Jahren nicht zum Samurai geworden war. Ja, er ließ eine gewisse Begabung für den Schwertkampf erkennen und trug auch das Haar korrekt, doch das waren nur Äußerlichkeiten. Dem Jungen fehlte immer noch etwas im Innern, ein instinktiver Wunsch und Stolz, der ihn dazu gezwungen hätte, Munisai zu erschlagen.
    Was hätte gerechter sein können? Vergeltung war schließlich ein heiliges Gut, und dass ein Sohn den Mord an seiner Mutter rächte, war so natürlich und rein wie der Himmel über ihnen. Doch Yoshiko war nun einmal Yoshiko. Sie war, trotz all ihrer Tränen, eine Samurai, und ihre Rachepläne waren bisher perfekt aufgegangen. Weshalb hätte es nun auf einmal einfacher für ihn werden sollen?
    Munisai seufzte. Er musste einen anderen Weg finden, ihre Vergebung zu verdienen.
    Er sammelte die Rüstung ein und hängte sie wieder auf den Ständer.
    Später erwachte er wie so oft mitten in der Nacht und hatte all die Jahre, die vergangen waren, vergessen. Er drehte sich im Bett um, in der Erwartung, neben sich seine warme und zarte Yoshiko zu sehen. Doch wie stets waren da in der Dunkelheit nur die Decke und seine Schwerter, die neben dem Bett ruhten.
    Und an die brauchte er seine Entschuldigungen nicht zu verschwenden.

Kapitel 5
    A materasu erschien, und mit ihr das Licht des Morgens.
    Sie spendete auch einem anderen Glauben Licht und warf ihre Strahlen auf ein buddhistisches Mandala an der Wand von Dorinbos Hütte. Bennosuke betrachtete es von der Zimmerecke aus, in der er geschlafen hatte. Dorinbo hatte zwar sein Leben der schintoistischen Sonnengöttin geweiht, sah aber nichts Falsches darin, auch andere Glaubenssysteme zu studieren, und insgeheim faszinierte ihn die Geschichte des Buddha, eines Mannes, der Bildung und Mitgefühl hoch achtete.
    Es war die Kopie eines alten Gemäldes, in lebhaften Farben und mit kräftigen schwarzen Strichen auf grobe Leinwand gemalt, so breit wie die ausgestreckten Arme eines Mannes. In der Unterwelt saß der Teufel Enma an seinem Richterpult, davor Menschen, die von Dämonen festgehalten wurden. Darunter folgte ein Gedränge verdrehter und zerschmetterter Leiber, die Schicht der Verlorenen und Schwachen, die auf Erden gelebt hatten. Über allem thronte der heilige Berg Fuji mit seinen ebenmäßigen Flanken, und Pilger, als weiße Strichmännchen dargestellt, erklommen ihn auf allen vieren.
    Das Bild war schlicht, aber auf seine Art schön, die Farben

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