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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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dabei empfunden. Ich war jung und dumm und dachte, die ganze Welt gehöre mir, und daher habe ich nie daran gezweifelt, dass ich siegen würde.» Er runzelte noch tiefer die Stirn und fuhr fort, als wäre ihm Bennosukes Gedanke gänzlich fremd. «Was für eine seltsame Frage. Warum willst du das wissen? Wie hast du dich gefühlt?»
    «Ich … weiß nicht. Es war ein schönes Gefühl, als ich wusste, dass ich gesiegt hatte», erwiderte Bennosuke unbehaglich. «Aber ich habe darüber nachgedacht. Da war dieser seltsame Blick in seinen Augen …»
    «Du meinst, in dem
einen
Auge …», korrigierte Munisai düster.
    «Wie dem auch sei. Dieser Blick war so seltsam, ich kann es gar nicht beschreiben. Er war …»
    «Aufrichtig», schloss Munisai.
    «Ja», bestätigte Bennosuke.
    Munisai gestattete sich ein kleines Lächeln. «Das wirst du noch lernen: Männer lachen und weinen, brüllen und schlagen sich auf die Brust, doch meistens ist das nur Theater. Es gibt aber natürlich Momente im Leben, in denen wir unser wahres Wesen nicht mehr verbergen können, und kurz vor dem Tod ist so ein Moment.»
    «Arima hat gefleht und geweint», sagte Bennosuke und sah das Gesicht des Mannes wieder vor sich.
    «Ja. Er war kein starker Mann, und deshalb ist er jetzt tot.»
    «Dann war also das, was ich getan habe … berechtigt? Dorinbo sagt, der Tod sei immer grausam.»
    «Mein Bruder versteht etwas von seinen Künsten, aber sein Reich ist das Leben. Du und ich, wir sind Samurai, und unser Reich ist der Tod. Von diesen Dingen verstehe ich mehr als er – da solltest du nicht auf seine Ratschläge hören.»
    «Jawohl, Herr», antwortete Bennosuke, wenn auch immer noch etwas unentschlossen. Er wandte den Blick zu Boden und dachte nach. Munisai sah ihm ein paar Minuten lang dabei zu und trank indessen langsam seinen Tee. Als sein Schälchen geleert war, ergriff er wieder das Wort.
    «Also gut.» Er nahm mit der unversehrten Hand sein neben sich liegendes Langschwert und schob es auf Bennosuke zu. Die Waffe war elegant geschwungen und steckte in einer schimmernden lackierten Scheide.
    «Das ist das Schwert, das mir verliehen wurde, als man mich zum Landesbesten ernannte», sagte Munisai. «Es wurde vor hundert Jahren von dem Schwertschmiedemeister Sengo Muramasa in der Provinz Ise geschaffen. Der Stahl wurde bei großer Hitze getempert, vierzehn Mal gefaltet und zum Schluss mit Wasser aus den allerheiligsten Schreinen abgekühlt. Das Schwert ist perfekt ausbalanciert und von unvergleichlicher Schärfe. Der Legende nach würde es, wenn ich es in einen Fluss tauchen würde, die Blätter entzweischneiden, die von der Strömung dagegengetrieben werden. Hinter der Klinge würden sie sich wieder vereinen, so fein und sauber wäre der Schnitt. Vier Krieger haben dieses Schwert vor mir geführt: Ichiro Murasaki, der durch ganz Japan gewandert ist, Yosuke Ishimura, der bis auf seinen Bruder alle seine Gegner geschlagen hat, Takuya Fukushige, von allen geliebt, die ihn kannten, und Toshiro Aibagawa, von allen gehasst, nur nicht von seinem Herrn. Nimm es zur Hand.»
    Zögernd legte Bennosuke seine Hände auf das Schwert. Von Ehrfurcht ergriffen, hob er es langsam auf. Es war ein berauschendes Gefühl. Das hier war der Inbegriff des Samuraitums. Was er da in Händen hielt, erschien ihm wie ein Instrument Gottes.
    «Wie fühlt es sich an?», fragte Munisai.
    «Unglaublich, Herr. Es ist, als ob die Geister dieser Männer jetzt bei mir wären. Diese Waffe ist so schön und …»
    «Sie ist ein Werkzeug, Junge, weiter nichts. Die ganzen Geschichten habe ich mir ausgedacht. Es ziemt sich nicht für einen Samurai, sich mit einer geheimnisvollen Aura zu umgeben. Selbst mit der billigsten Klinge, geschmiedet von dem allerunfähigsten Lehrling, solltest du in der Lage sein, deine Pflicht zu tun.» Peinlich berührt schlug Bennosuke den Blick nieder und wollte die Waffe schon wieder weglegen, doch Munisai hielt ihn mit erhobener Hand davon ab. «Nein, behalte es. Es gehört jetzt dir.»
    «Wie bitte?»
    «Es geht nicht an, dass ein Junge einen Mann tötet. Daher musst du nun ein Mann werden.»
    Bennosuke schwieg. Er betrachtete noch einen Moment lang die Waffe, die er in Händen hielt, und legte sie dann langsam neben sich. Dann verneigte er sich tief, bis seine Stirn den Boden berührte, und behielt diese Stellung bei. Munisai war erstaunt über die Zurückhaltung des Jungen, die von Reife zeugende Befolgung des Protokolls, statt sich in Überschwang zu

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