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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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Angriff gekontert hatte, war seine Technik unglaublich schwach.»
    «Und was lehrt dich das?»
    «Dass ein wahrer Meister es besser weiß, als sich nur auf eine Waffe und eine Art von Angriff zu konzentrieren, Herr.»
    «Sehr gut», lobte Munisai, beugte sich vor und goss etwas von dem Wasser in eine kleine Schale, die ein Häuflein pulverisierten Grüntee enthielt. «Es gibt eine idiotische Lehre, die in Japan immer mehr um sich greift: Männer, die sich auf eine einzige Schule der Schwertkampfkunst konzentrieren, auf einen einzigen Stil, eine einzige Waffe, eine einzige Art des Angriffs, bis sie perfekt darin sind. Das ist schön und gut, aber nur, bis jemand lernt, es zu kontern. Was ist es dann noch wert? Um ein guter Schwertkämpfer zu sein, muss man auch ein guter Speerkämpfer, ein guter Bogenschütze und ein guter Reiter sein. Sag mir also, worin deine Kampfübungen diese Woche bestanden haben.»
    «Sieben Stunden mit dem Langschwert, drei mit dem Kurzschwert. Fünf Stunden unbewaffneter Kampf, zwei Stunden mit dem Speer. Vier Stunden Bogenschießen, zwei Stunden Wurfwaffen. Dann der Langstock …»
    «Wir alle haben gesehen, wie weit du mit dem Stock inzwischen bist. Kurz und unschön, aber praktisch. Zeig mir …» Munisai schwenkte den Tee in dem Schälchen, während er überlegte. «Zeig mir, was du mit dem Kurzschwert kannst.»
    Bennosuke verneigte sich, stand auf, zog die Waffe und ging die rhythmischen Muster durch, die er geübt hatte. Schlag nach links, Abwärtshieb, Parade, Riposte, Schlag nach rechts, Wenden der Klinge, Para…
    Plötzlich peitschte Munisais gesunder Arm durch die Luft und schleuderte das Schälchen wie einen Diskus. Bennosuke bemerkte die Bewegung im Augenwinkel, aber zu spät. Das Schälchen traf ihn seitlich am Kopf und zersprang. Zwar war der Tee nicht mehr siedend, aber doch noch so heiß, dass Bennosuke sich vor Schmerz das Gesicht hielt.
    «Achte stets auf den Rand deines Blickfelds, Junge. Daher wird der Angriff kommen, dem du eines Tages erliegen wirst», sagte Munisai.
    «Stammt deine Verletzung auch davon?», ätzte Bennosuke zurück. Munisai schnaubte wütend.
    «Mach das sauber und bring mir ein neues Schälchen!», fuhr er Bennosuke an, der widerwillig gehorchte. Als er fertig war, kniete er sich wieder hin. Munisai schwieg eine Zeitlang und trank aus dem frischen Schälchen. Allmählich schwand Bennosukes Anspannung wieder.
    «Hast du gemerkt, wie ich Arima gereizt habe?», fragte Munisai schließlich. «Wie ich ihn einfach nur mit Hilfe meiner Stimme dazu gebracht habe zu tun, was ich wollte, ihn so wütend gemacht habe, dass er leichtsinnig wurde? Deshalb ist er jetzt tot, und ich denke, das sollte uns beiden eine Lehre sein. Wir sollten versuchen, ruhig miteinander umzugehen.»
    Bennosuke war erstaunt. Das war die erste höfliche Äußerung Munisais ihm gegenüber seit Monaten. In dem nun folgenden Schweigen gestattete sich der Junge, den Blick zu heben, und stellte fest, dass ihn der Mann auch anders ansah – er musterte ihn ganz genau. Als Munisai nun wieder das Wort ergriff, sprach er langsam, besonnen und mit düsterer Stimme.
    «Ich muss dich tadeln», sagte er. «Dein Kampf gegen Arima war kein richtiges Duell. Du hast ihn nicht gewarnt. Du hast ihm deine Absicht, ihn anzugreifen, erst kundgetan, als du auch schon zugeschlagen hast – und zwar als Erster. Es muss immer eine Warnung geben, auch wenn sie nur kurz zuvor erfolgt. Der andere muss sich wappnen können. Das zivilisiert den Akt des Tötens, hebt ihn über den gemeinen Mord hinaus. Als Samurai müssen wir uns an diese Regel halten. Was du da getan hast, war ein Überfall, weiter nichts.»
    Bennosuke wollte widersprechen, doch Munisai brachte ihn mit erhobenem Finger zum Verstummen. «Ich erwähne das nur aus Gründen des Protokolls. Entscheidend aber ist: Du hast gesiegt. Mit dreizehn Jahren hast du einen Kampf gewonnen. Ich muss gestehen, Junge, du bist sehr begabt.»
    Zu seinem Erstaunen merkte Bennosuke, dass ihn dieses Lob verlegen machte. «Wie alt warst du, als du das erste Mal einen Mann getötet hast?», fragte er, um von sich abzulenken.
    «Fünfzehn. Auf einem Schlachtfeld. Und meinen ersten Zweikampf auf Leben und Tod habe ich mit siebzehn bestanden», sagte Munisai.
    «Was war das für ein Gefühl?»
    «Wie meinst du das?»
    «Warst du stolz oder froh oder …?», fragte der Junge, zögerte aber angesichts des verständnislosen Blicks auf Munisais Gesicht.
    «Ich habe nie groß etwas

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