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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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aus, diesem hässlichen Bastard, diesem Hund!», schrie ein Dritter, die Stimme verzerrt vor Zorn und Schmerz. Offensichtlich war es der Samurai mit den Verbrennungen.
    Die Samurai vergeudeten keine Zeit damit, sich zu beraten, sondern teilten sich sofort auf, um nach ihm zu suchen. Bennosuke lauschte, während der Widerhall ihrer lauten Schritte sich rings um ihn auffächerte. Das Gassengewirr mutete viel labyrinthischer an als die Stadt selbst. Leise fluchend versuchte er, die aufsteigende Panik in Schach zu halten.
    Er hatte keine Ahnung, wie sie ihn gefunden hatten, aber ihm blieb jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ein einziger Augenblick hatte ihn gerettet: der Augenblick zwischen dem warnenden Kampfschrei, zu dem die Kriegerehre den ersten Samurai verpflichtete, und seinem Schwerthieb von hinten. Er lebte jetzt nur noch dank solcher Augenblicke, wohingegen Nakatas Männer alle Zeit der Welt hatten, um ihn schön langsam in die Enge zu treiben, bis er in der Falle saß.
    Um ihnen keinen weiteren Vorteil zu verschaffen, zog sich Bennosuke die Holzsandalen aus. Dann huschte er wie ein Gespenst über das schattenkalte Pflaster. Er lauschte auf die klappernden Schritte seiner Verfolger, bog in eine andere Gasse ab, wenn sie ihm zu nahe kamen, kehrte, falls nötig, auch einmal um. Die ganze Zeit hielt er Ausschau nach einer Fluchtmöglichkeit. Seine Socken waren schnell durchweicht von schleimigen Pfützen, und er drehte den Kopf hin und her wie ein gejagter Spatz.
    Auf Kampf eingestellt, blieb er verdutzt stehen, als er um eine Ecke bog und plötzlich auf ein Pärchen stieß. Der Mann drückte die Frau an eine Wand und nahm sie von hinten. Die beiden hatten vor Leidenschaft die Augen geschlossen, und der Mann fuhr mit den Händen durch das lange Haar der Frau, die die Röcke ihres schlichten Kleids hochgerafft hatte, den Saum zwischen den Zähnen.
    Einen Moment lang bemerkten sie ihn nicht, aber vielleicht schnappte Bennosuke erschrocken nach Luft, oder ein siebter Sinn warnte sie, jedenfalls schlug die Frau die Augen auf, entdeckte ihn, ließ den Rocksaum fallen und kreischte auf.
    Rückwärts strauchelte sie die Gasse hinab und versuchte, ihre Blöße zu bedecken, während der Mann sich zwischen Bennosuke und sie stellte. Doch er war ein Bauer, Händler oder Handwerker, und daher begann er, als er die Schwerter und die Haartracht des Jungen sah, nicht etwa zu protestieren oder Drohungen auszustoßen, sondern sich zu verneigen und zu entschuldigen, während die Frau weiter vor Verlegenheit schrie.
    «Seid still! Leise!», zischte Bennosuke den beiden zu, doch es war zwecklos.
    Er schob sich an ihnen vorbei, und sein Herz pochte inzwischen so heftig, dass er den Laut kaum noch von den Schritten der Samurai zu unterscheiden vermochte. Hinter sich hörte er, wie sie das Liebespaar anbrüllten, zu wissen verlangten, wohin er gegangen sei. Als er eine weitere Ecke umrundete, betete er, unsichtbar zu werden, doch die Götter schenkten ihm kein Gehör.
    Einer seiner Verfolger, das hatte er an den Schritten gehört, war nicht zu dem Pärchen gelaufen. Bennosuke schlich weiter, auf die Schritte dieses Mannes lauschend, und als er an die nächste Wegkreuzung kam, waren sie plötzlich sehr deutlich zu hören. Der Samurai musste sich gleich hinter der Ecke befinden. Dem Jungen drehte sich der Magen um. Einen Moment lang war er sicher, dass der Mann ihn irgendwie sehen könne und jeden Moment den tödlichen Schlag gegen ihn führen würde.
    Aber nein – die Schritte beschleunigten sich nicht. Der Mann griff nicht an, sondern war immer noch auf der Suche und sich gar nicht bewusst, dass seine Beute so nah war.
    Diesmal gab es keinen Ausweg mehr, diesmal blieb ihm keine andere Wahl, als zu kämpfen. Bennosuke schluckte und zog so leise er konnte sein Langschwert. In seinen Ohren klang das schwache Schaben von Metall auf Holz entsetzlich und verräterisch laut.
    Er hob die Waffe hoch empor und zählte rückwärts. Bei eins würde er aus der Deckung springen, zuschlagen – ein Abwärtshieb, für etwas anderes war auf so engem Raum kein Platz – und dabei hoffen, dass sich sein Gegner innerhalb seiner Reichweite befand.
    Drei.
    Die Schritte der Holzsandalen verlangsamten sich, wurden vorsichtiger. Hatte sich Bennosuke getäuscht? Wusste der Samurai, dass er ihm hier auflauerte?
    Zwei.
    Ein langsamer Schritt nach dem anderen: Er musste es wissen. Es konnte nicht anders sein. Bennosuke wappnete sich für die Verletzungen, die

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