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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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dass er den Bann durchbrach, der Bennosuke gefangen hielt. Abscheu stieg in ihm auf, als ihm klarwurde, was er getan hatte. Der Karpfen hatte dem Schwan den Hals abgerissen. Fürsten galten als unantastbar – jetzt aber lag dort das Körperteil eines Fürsten auf dem Pflaster.
    Hayato strauchelte auf die Straße hinaus, die um ihn her mit einem Mal frei war. Fast wäre er über seinen abgeschlagenen Arm gestolpert. Er fiel auf die Knie, während sein Armstumpf sich krampfartig wand. Der Fürst sah noch einmal hoch und Bennosuke in die Augen – mit panischer Angst, die weit schlimmer war als alles, was Arima sich hatte anmerken lassen –, plumpste dann auf den Hintern und rutschte auf erbärmliche Weise von dem Jungen fort.
    Hinter ihm tauchte ein burgunderroter Samurai aus der Gasse auf. Er erfasste schlagartig die ganze Szene, brüllte wütend auf und hob sein Schwert, um sich auf Bennosuke zu stürzen.
    «Nein! Nicht! Lasst ihn! Helft mir!», flehte Hayato.
    Widerwillig verharrte der Samurai. Bennosuke richtete sein Schwert auf ihn und hörte dabei seinen Herzschlag in den Ohren. Die Waffe zitterte in seiner Hand, Blut tropfte davon herab. Er sah die Wut in den Augen des Samurai, ahnte die gespannte Kraft in seinen Schultern und sein Verlangen, ihn zu töten. Der Mann hatte Verbrennungen im Gesicht, unter seinem rechten Auge bildete sich eine große Brandblase, und die Front seines Kimonos war mit versengten Stellen übersät.
    Nichts hätte er lieber getan, als Bennosuke anzugreifen, doch Hayato war sein Herr, und der Befehl eines Fürsten hatte Vorrang. Die Vergeltung, nach welcher der Samurai gierte, war nebensächlich, daher bückte er sich und kümmerte sich um Hayato, riss sich ein Stück vom Ärmel ab, um der starken Blutung damit Einhalt zu gebieten.
    Bennosuke wartete nicht, bis auch die anderen Samurai auftauchten. Er nutzte die Chance, drängte sich durch die Menschenmenge und rannte los. Irgendwann ließ er die Stadt Aramaki hinter sich zurück, hörte aber nicht auf zu laufen. Er lief in Richtung Miyamoto, lief, bis er auf die Knie fiel, sein Schwert den müden, fühllosen Fingern entglitt und er nach Luft schnappte. Auf den Bäumen über ihm sangen Vögel, braune Blätter trudelten herab, und der Wind rauschte in den Zweigen. Es war so friedlich, aber er gönnte sich keine Rast – erst, als er sicher wieder in Miyamoto war.

Kapitel 9
    T od», sagte Fürst Shinmen, einen klebrigen Reisklumpen zwischen den Essstäbchen. «Das ist die einzige Entschädigung, die der Nakata-Clan verlangt.»
    Munisai sah zu, wie sein Herr sich den Reis in den Mund schob und kaute, und die Kaugeräusche waren das Einzige, was die Stille durchbrach. Sie saßen sich im Wohnzimmer von Munisais Haus bei einem privaten Mahl gegenüber. Hinter Papierschirmen brannten Kerzen. Munisai tat, als wäre ihm kalt, um seine Verletzung unter dem Kimono verbergen zu können, und schwieg schon seit geraumer Zeit.
    Seit Bennosukes Rückkehr nach Miyamoto war eine spannungsgeladene Woche vergangen. Sie hatten entschieden abzuwarten, was da kommen werde. Als man Shinmens Nahen an diesem Nachmittag entdeckt hatte, hatte sich Munisai rehabilitiert gefühlt und Erleichterung empfunden. Und schärfer hätte er seine Schwerter auch nicht mehr wetzen können.
    Shinmen hatte es eilig gehabt: Mit einigen wenigen Leibwächtern war er aufgebrochen, und der Trupp dieser Reiter gab sich mit keiner Standarte, keinem Banner zu erkennen. Feinde hätten Shinmen leicht niedermachen und ihre Unwissenheit beteuern können – habe man ihn und seine Männer doch für umherziehende Banditen gehalten.
    Munisai hatte nicht übel Lust, seinen Herrn für diese Fahrlässigkeit zu tadeln, doch andererseits schmeichelte es ihm und ehrte ihn, dass Shinmen eine Privatangelegenheit Munisais für wert erachtete, sich in solche Gefahr zu begeben. Und tatsächlich hatte Shinmen, nachdem er vom Pferd gestiegen war und Munisai gestattet hatte, sich vom Boden wieder zu erheben, ihn mit einem so besorgten Blick angesehen, dass sich tief in Munisai etwas regte.
    Vielleicht hatte sein Herr in den Monaten, seit er ihn zuletzt gesehen hatte, wieder Vernunft angenommen und eingesehen, wie verderblich der Einfluss der Nakata auf ihn war.
    Aber nein, diese Verderbnis waltete immer noch fort: Fürst Shinmen war als neutraler Abgesandter gekommen und hatte über seine Verbindungen zum Nakata-Clan gesprochen. Was er sagte, klang nicht gut, kam aber nicht unerwartet.
    «Tod», sagte

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