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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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ihn zubewegte, dann zischte etwas aufblitzend an seinem Kopf vorbei. Was es auch war, der Luftzug streifte sein Gesicht, und instinktiv machte Bennosuke einen Schritt zur Seite.
    Es war ein Schwert.
    Vor ihm stand ein junger Samurai in burgunderrotem Kimono und mit mordlüsternem Blick. Er schwang die Klinge ein zweites Mal, aber nicht schnell genug, sodass Bennosuke nach vorn sprang und die Handgelenke des Mannes zu fassen bekam. Dann stellte er ihm ein Bein, warf sich mit voller Wucht auf ihn, und der burgunderrote Samurai fiel auf den Rücken.
    Als der Mann zu Boden ging, schrien die Passanten auf. Der plötzliche Tumult hatte sie zunächst nur verblüfft, aber nun, da sie die blanke Klinge sahen und ahnten, was hier vor sich ging, stoben sie ängstlich auseinander. Leiber drängten sich von Bennosuke und dem Angreifer fort. Nur ein einziger Mann drang zu ihnen vor: ein weiterer Samurai, der sich durch das Gedränge schob, ebenfalls einen Kampfschrei ausstieß und dann mit hocherhobenem Schwert auf Bennosuke losstürzte. Sein Bauch war ein leichtes Ziel, und schneller, als er es für möglich gehalten hatte, fiel Bennosuke auf ein Knie, zog sein Kurzschwert und stach zu. Die Klinge drang bis zum Heft ins Fleisch. Er drehte sie, wie Tasumi es ihm beigebracht hatte, und zog sie wieder heraus.
    Blut schoss aus der Wunde, warmes Blut, das ihm auf die Hand spritzte. Der Mann schrie, strauchelte und brach mit beiden Händen auf der Wunde zusammen. Währenddessen kam der erste Samurai wieder auf die Beine und tastete im Staub nach seinem Schwert. Der Blick des Jungen huschte zu dem Halbkreis hinüber, den die panische Menge hinter dem Mann bildete. Dann sah er ihn: Mit zornverzerrtem Gesicht schritt er heran, drei weitere burgunderrote Samurai an seiner Seite.
    Hayato Nakata.
    «Ergreift ihn. Ergreift ihn!», schrie er und zeigte mit dem Finger auf Bennosuke. Jeder Anschein von fürstlichem Gebaren war wie fortgewischt, ihn trieb nun nur noch das Verlangen, sich an dem Jungen, der ihm ins Gesicht gespuckt hatte, zu rächen.
    Seine verbliebenen Samurai zogen ihre Schwerter und griffen an. Vier Männer standen ihm jetzt gegenüber, und Bennosuke war klar, dass er hoffnungslos unterlegen war. Einen schrecklichen Moment der Unentschlossenheit lang huschte sein Blick zwischen den Waffen hin und her, die es auf sein Leben abgesehen hatten, dann schalteten sich seine tiefsten Urinstinkte ein.
    Gegen sie zu kämpfen kam nicht in Frage, er musste fliehen. Bennosuke sprang über den sterbenden Samurai hinweg, stieß den alten Töpfer beiseite und rannte zu einer kleinen Tür hinten im Geschäft. Dort irgendwo musste es doch einen Hinterausgang geben.
    Während er die Tür hinter sich ließ und weiter unter dem niedrigen Dach des Hauses vorwärtsstürzte, hörte er hinter sich wütende Schreie und das Zerscheppern von Töpferwaren: Hayatos Samurai nahmen die Verfolgung auf. Er riss eine weitere Tür auf und fand sich in einem Zimmer wieder, in dem ein großer Brennofen vor Hitze förmlich glühte. Überall lagen Werkzeuge des Töpfers herum. Eine alte Frau sah von ihrem Essen auf, ihr runzliges, rundes Gesicht ein einziger Ausdruck des Erstaunens. «Wo geht’s hier raus?», fuhr Bennosuke sie an, und sie wies stumm auf eine kleine Tür.
    Der erste Verfolger kam ins Zimmer, als Bennosuke sich gerade an dem Ofen vorbeidrängte. Aus einer Öffnung ragte ein großer Holzgriff, und Bennosuke zog ihn, was auch immer es war, heraus und schleuderte ihn dem Mann entgegen. Rot glühende Kohlen, die auf der Schaufel gelegen hatten, flogen durch die Luft und trafen den Samurai im Gesicht. Er wich unter schrecklichen Schreien zurück, fuchtelte, griff nach seinem Kopf. Strauchelnd stürzte er zur Tür zurück und versperrte den Durchgang.
    Froh über die gewonnenen Sekunden, huschte Bennosuke durch die kleine Tür hinaus und fand sich in einer schmalen Gasse hinter dem Haus wieder. Sie bot kaum genug Platz, um gerade zu gehen, weshalb er sich halb seitwärts wenden musste, während er sie entlangeilte. Von dieser Gasse gingen alle möglichen Seitenwege ab, und er bog auf gut Glück erst nach rechts ab, dann nach links, blieb stehen, lehnte sich flach an eine Mauer und lauschte. Erst da merkte er, dass er keuchte, und er bemühte sich, leise zu sein.
    Scheppern, Schreie und das schnelle Klack-Klack von Holzsandalen auf dem groben Pflaster.
    «Wo ist er?», schrie einer.
    «Er kann nicht weit sein!», rief ein anderer.
    «Ich reiß ihm die Augen

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