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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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über Jahrhunderte hinweg bis zu einem der drei ehrenwertesten Clans des Altertums zurückverfolgen ließ. Fürsten und große Fürsten konnten derlei natürlich auch belegen, aber jeder, der diese Abstammung nachweisen konnte, galt als hochgeboren, von edler Abkunft. Im täglichen Leben hatte das nur wenig Belang und brachte lediglich ein gewisses Prestige mit sich, jetzt aber erwies es sich als gewichtiges Argument.
    Dass Bennosuke eher von einem Bauern als von den Fujiwara abstammte, war dabei ein Umstand, von dem außer Munisai niemand etwas wusste.
    «Wenn in den Adern des höchst ehrenwerten Munisai Shinmen Blut der Fujiwara fließt, ist der höchst ehrenwerte Munisai Shinmen von ebenso edler Abkunft wie unser Ukita-Clan», stellte Fürst Ukita fest. «Was den Ukita-Clan beschäftigt und was daher vordringlich ist, ist die Frage, weshalb es zu diesem Zwischenfall kam. An die Partei der höchst ehrenwerten Fürsten Shinmen und Munisai Shinmen richten wir daher die Frage, ob sie mit der Beschuldigung, der Angriff sei ohne vorherige Provokation erfolgt, übereinstimmt?»
    «Dieser Beschuldigung widersprechen wir vehement, Hoheit», sagte Munisai.
    «Der Ukita-Clan hat nichts anderes erwartet. Ja, der Ruf, welcher dem höchst ehrenwerten Munisai Shinmen vorauseilt – der vor den Augen dieses Fürsten den Titel des Landesbesten errang –, scheint die Möglichkeit auszuschließen, dass solcherart wilde Raserei der Seele seines Erben innewohnen könnte.»
    Munisai war erstaunt, zu hören, dass in der Stimme des Fürsten eine Spur Bewunderung mitschwang. Seiner Hoffnung gab das indes weiteren Auftrieb. Das einzige Gesetz auf Erden, vor dem tatsächlich alle Menschen gleich waren, war das, welches die Natur ihnen auferlegte – wenn sie ihnen Erdbeben, Tsunamis, Seuchen, Hungersnöte sandte. Das Gesetz der Menschen jedoch sah vor, dass man sich demütig seinem Herrn zu Füßen warf, und falls dieser Herr aus welchen Gründen auch immer einen anlächelte, war die Sache damit entschieden.
    Das wusste auch Nakata.
    «Dürften wir den Ukita-Clan daran erinnern», sagte der Fürst, und erste Anzeichen von Gereiztheit schlichen sich in seinen Ton, «dass es eine Zeit gab, da der höchst ehrenwerte Munisai Shinmen noch den Namen Munisai Hirata trug? Dürften wir ferner an die ersten Runden jenes Turniers erinnern, als sich der höchst ehrenwerte Hirata unter den Augen des Ukita-Clans aufführte wie ein herbeigelaufener Knochenbrecher?» Er bediente sich seines Fächers nun mit einem gewissen Ingrimm. «Oder falls dem höchst ehrenwerten Ukita-Clan das noch nicht als primitiv und grausam genug erscheint, daran, dass er einst ein ganzes Dorf niederbrannte und auslöschte? Dass er seine Frau, Yoshiko Hirata, ermordet hat?»
    «Dürften wir Fürst Nakata ersuchen, hier keine lediglich auf Gerüchten beruhenden Anschuldigungen vorzubringen?», entgegnete Ukita in scharfem Ton.
    Dann wandte sich Ukita wieder an Munisai, in der Erwartung, dieser werde alles rundheraus abstreiten. Doch Munisai schwieg. Es war ein Schock für ihn, dass Nakata diese Dinge zur Sprache brachte. Das war ein gewagtes Spiel, denn gegen Munisai war in dieser Sache nie Anklage erhoben worden, und in solch hoher Gesellschaft eine derart ehrverletzende Behauptung vorzubringen war höchst riskant. Männer hatten schon weit geringere Schmähungen mit dem Leben bezahlt.
    Fürst Ukita wartete, Munisai aber brachte es nicht über sich zu widersprechen. Er spürte den Blick von Ukitas Gemahlin auf sich ruhen, und damit nicht genug, musterte ihn in seiner gepeinigten Seele noch ein weiteres Augenpaar.
    «Nun denn», sagte Ukita schließlich und nickte mit verhaltener Enttäuschung. «In diesem Fall wird sich der Ukita-Clan auf das Zeugnis der Ordnungskräfte verlassen. Wir fragen den höchst ehrenwerten Fürsten Shinmen, zu welchem Schluss seine tapferen Männer gekommen sind, was den Ursprung des Zwischenfalls anbelangt.»
    «Zu keinem eindeutigen Schluss, Hoheit», antwortete Shinmen.
    «Zu keinem eindeutigen Schluss», wiederholte Ukita. Er dachte darüber nach und schaukelte dabei ganz leicht vor und zurück. Nakata hob sich wieder den Fächer ans Gesicht und versuchte erneut, Shinmens Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Munisais Herr jedoch hielt den Blick zu Boden gesenkt.
    «Unruhe», seufzte Ukita. «Unruhe in der Seele des Ukita-Clans. Die Clans der Shinmen und Nakata sind schon seit langer Zeit mit diesem Clan vereint. Schon meine Vorgänger vertrauten im

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