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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Franciczek Morawski. Rosa Luxemburg hielt es für problematisch, den Schwerpunkt auf Oberschlesien zu legen. So sollte die
     »Gazeta Robotnicza« künftig in Kattowitz herausgegeben werden, und August Winter wollte sie am liebsten zum Lokalblatt umfunktionieren.
    In der Provinz Posen, wo Joseph Gogowski und Marcin Kasprzak ziemlich allein agierten, erschwerten die fehlende Großindustrie,
     weit verbeitetes Kleingewerbe und der vorherrschende Einfluß der katholischen Geistlichkeit die Parteiarbeit insgesamt außerordentlich.
    Hier mit der Belebung der gewerkschaftlichen Agitation und Organisation zu beginnen, ein Gewerkschaftskartell und ein Gewerkschaftsblatt
     zu gründen schien Rosa Luxemburg sinnvoll. Durch Engagement in sozialen Kämpfen müsse gegen nationale Absonderung und katholische
     Bevormundung aufgetreten werden. Sie half den Genossen in der Provinz Posen |146| aktiv. Vom 24. bis 27. März 1900 sprach sie auf mehreren Versammlungen in Posen, und sie beteiligte sich Ende März an einer
     Konferenz, die den Parteitag der PPS vorbereitete. Sie sorgte für die Zurücknahme einer Entschließung, in der die Auflösung
     der PPS und der Übertritt der Mitglieder in die örtlichen deutschen sozialdemokratischen Organisationen gefordert wurde. Statt
     dessen brachte Rosa Luxemburg eine Resolution ein, die wie folgt orientierte: »Die Socialdemokratie Posens erklärt einstimmig,
     daß sie gänzlich auf dem gemeinsamen Boden mit der deutschen Sozialdemokratie steht, sowohl in betreff der Endziele der Bewegung,
     wie in betreff der nächsten Aufgaben des politischen Kampfes. Sie ist der Ansicht, daß ein erfolgreicher Kampf zum Schutz
     der unterdrückten polnischen Nationalität vollkommen und einzig auf diesem Boden möglich ist.
    Von diesen Erwägungen ausgehend, fordert die Socialdemokratie Posens den Vorstand der Polnischen Sozialistischen Partei auf,
     von nationalistischen Phrasen Abstand zu nehmen und alle seine Kräfte auf die Unterstützung der mächtig beginnenden Arbeiterbewegung
     in den polnischen Provinzen Deutschlands, d. h. im Posenschen und Oberschlesien, zu richten.« 200
    Vom V. Parteitag der polnischen Sozialdemokratie im preußischen Annexionsgebiet am 15./16. April 1900, der diese Resolution
     verabschiedete, wurde Rosa Luxemburg in die Pressekommission für die »Gazeta Robotnicza« gewählt. Sie habe den ganzen Parteitag
     beherrscht und selbst Unterlegene bzw. verbissene Gegner für sich gewinnen können, triumphierte sie. 201 Sie bewertete den Erfolg als Ergebnis ihrer besonnenen Taktik, bei der sie sich bewußt auf keine scharfe Polemik über die
     Unabhängigkeitsfrage eingelassen hatte. Denn das hätte bedeutet, den widerstreitenden sozialpatriotischen »Przedświt-Leuten«
     auf den Leim und an die Angel zu gehen, die nichts anderes im Sinne hätten, als sie mit den Arbeitern in Posen zu entzweien. 202
    In Artikeln in der »Leipziger Volkszeitung« und in der »Gazeta Robotnicza« verteidigte Rosa Luxemburg die Interessen der sozialdemokratischen
     Bewegung im preußischen Annexionsgebiet und die Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Organisationen. Das hielt sie
     in diesem Fall für nützlicher, |147| als sich über die gegensätzlichen Positionen in der nationalen Frage zu zerstreiten.
    Leo Jogiches, den sie wegen ihres Vorgehens in Posen nicht um Rat gefragt hatte, erschrak, als er im Bericht vom Parteitag
     der PPS in der »Gazeta Robotnicza« vom 21. April 1900 las, Rosa Luxemburg habe sich der Partei angeschlossen. Boshaft wurde
     darin vermerkt, Rosa Luxemburg, die als Mitbegründerin der SDKP den Sozialpatriotismus der PPS in Russisch-Polen ständig attackierte,
     sei im Posener Gebiet zu einer »polnischen Sozialistin« geworden. Damit unterstütze sie auch das Programm der PPS zur Unabhängigkeit
     Polens, das ihren Ansichten doch zuwiderlief. Über diese falsche Auslegung ihrer Haltung entbrannten sowohl eine Pressefehde
     als auch Auseinandersetzungen mit ihrem Geliebten.
    Angesichts dieser jüngsten Erfahrungen reizte es sie, wie sie schrieb, eine größere programmatische Arbeit zur polnischen
     Frage zu schreiben. 1900 erschien die Studie »Zur Verteidigung der Nationalität« in polnischer Sprache im Verlag von Gogowski
     in Posen. 203 Das befriedigte sie tausendmal mehr als dieses »praktische« Kobolzschießen in Gesellschaft von Morawski und Trusiewicz, momentanen
     Mitstreitern der PPS im Posenschen Gebiet. 204
    In dieser Broschüre analysierte Rosa die

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