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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Darstellung im Kongreßprotokoll. 25
    Rosa Luxemburg hatte für den Kongreß das Referat zu dem Tagesordnungspunkt »Der Völkerfriede, der Militarismus, die Beseitigung
     der stehenden Heere« übertragen bekommen. Wenn sie am 21. September an Jogiches schrieb, sie habe noch nichts vorbereitet
     und wolle sich gleich dort am freien Sonntag an die Arbeit machen 26 , so betraf das wohl nur die konkrete Form ihres beabsichtigten Auftretens. Gedanklich hatte sie sich schon länger mit der
     Problematik befaßt.
    Für die einzelnen Tagesordnungspunkte wurden Kommissionen gebildet, die die Beratungen vorbereiten sollten. Die deutsche Delegation
     entsandte als Vertreter für Punkt 4, den Völkerfrieden, und Punkt 5, die Kolonialpolitik, Paul Singer und Rosa Luxemburg.
     Da die Themen nicht voneinander zu trennen waren, tagten beide Kommissionen gemeinsam und erarbeiteten zwei Resolutionen.
    Am 27. September, in der Nachmittagssitzung des Kongresses, trug Rosa Luxemburg die Begründung für die Resolution zu ihrem
     Tagesordnungspunkt »Völkerfrieden« vor. »Auf internationalen Kongressen ist der Protest gegen den Militarismus nichts Neues«,
     erklärte sie, »in seinem richtigen Instinkt hat das Proletariat von jeher empfunden, daß es im Militarismus den Todfeind aller
     Kultur zu erblicken hat. Schon die alte |158| Internationale hat mehrfach solche Proteste formuliert. Für uns handelt es sich aber nicht bloß um Wiederholung der früheren
     Beschlüsse, sondern darum, etwas Neues zu schaffen gegenüber der neuen Erscheinung der Weltpolitik.« 27 Die Sozialisten dürften sich nicht auf platonische Deklarationen beschränken und nicht nur auf ökonomischem Gebiet internationale
     Aktionen organisieren. Der Allianz der imperialistischen Reaktion müsse das Proletariat eine internationale Protestbewegung
     entgegensetzen. 28 Der Kongreß beschloß, unter der Jugend die antimilitaristische Propaganda zu organisieren und die sozialistischen Vertreter
     in allen Parlamenten zu verpflichten, unbedingt gegen jegliche Militär- und Rüstungsausgaben zu stimmen. Die ständige Internationale
     Sozialistische Kommission wurde beauftragt, bei Ereignissen von internationaler Tragweite Protestbewegungen in allen Ländern
     zu arrangieren. 29 Diesen Empfehlungen gingen Hinweise auf die Beschlüsse der Kongresse der Internationale von 1889, 1893 und 1896 voraus, die
     sich gegen den Militarismus, für die Abschaffung der stehenden Heere, für die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte
     sowie für die Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk aussprachen. Die Ereignisse seit dem letzten Kongreß hätten
     klargelegt, wie sehr die bisherigen politischen Errungenschaften des Proletariats und die gesamte Entwicklung der menschlichen
     Gesellschaft durch den Militarismus in seiner neuesten Form als »Weltpolitik« bedroht seien, und endlich, »daß diese Politik
     der Expansion und des Kolonialraubs, wie uns der Kreuzzug gegen China zeigt, internationale Eifersüchteleien und Reibungen
     entfesselt, die den Krieg in einen permanenten Zustand zu verwandeln drohen, dessen wirtschaftliche, politische und moralische
     Kosten das Proletariat allein zu tragen hätte« 30 .
    Rosa Luxemburg hatte großen Anteil daran, daß die II. Internationale an der Schwelle zum 20. Jahrhundert neue Gesichtspunkte
     und Richtlinien für einen entschiedeneren Kampf um die Erhaltung des Friedens erarbeitete. Fortan konnte sie im höchsten Forum
     der internationalen Arbeiterbewegung ein gewichtiges Wort mitreden, wenn es darum ging, Aufgaben konkret zu benennen und zu
     verwirklichen.
    Rosa Luxemburg blieb noch einige Tage in Paris, trieb sich, |159| wie sie berichtete, mit Jaurès, Millerand, Daszyński, Bebel »und Gott weiß noch wem« herum, »daß nur die Federn flogen«. 31 An Luise Kautsky gingen ausgelassene Grüße: »Wir schwimmen hier alle in Wonne: Genosse Swienty, Gradnauer, die beiden Haasen
     und ich. Wir sitzen bei Duval und warten auf den potage aux choux. Gradnauer dachte zuerst an Sie.« 32
    Zu Hause fand sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters vor. Sie weinte tagelang und vergrub sich in ihren Schmerz. Es brauchte
     lange Zeit, bis sie ihr seelisches Gleichgewicht wiedergefunden hatte. »Ich war innerlich wie abgestorben und so gleichgültig
     für alles, daß ich nur mechanisch die Tagesobliegenheiten eines ›lebendigen Menschen‹ verrichtete.« 33
    Erst nach Monaten, am 30. Dezember 1900, konnte sie Minna Kautsky

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