Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
steckte sie ein Blatt Papier mit Notizen in die Tasche. »Bist du dir sicher?«, fragte sie.
    »Wir dürfen jedenfalls nichts riskieren.«
    Eine halbe Minute später durchquerten wir das Foyer. Nel lächelte und winkte dem jungen Mann am Empfang zu, ich hatte ihr den Arm um die Taille gelegt. Der junge Mann erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern runzelte misstrauisch die Stirn. Er wusste natürlich, dass Nel allein da war, und erwog möglicherweise, die Polizei zu rufen, weil sie von einem Nachtschwärmer mit dem Grinsen eines älteren Wolfs entführt wurde.
    Das Autobahnstück zwischen Breda und Antwerpen ist rund vierzig Kilometer lang, aber aus irgendeinem Grund kommt es einem immer vor wie hundert Kilometer oder mehr. Wir fuhren schneller, als gut für uns war, aber es herrschte nur wenig Verkehr und die Polizei schlief.
    »Kars ist nicht dumm«, meinte Nel.
    »Natürlich nicht. Warum?«
    »Du glaubst doch, er plante schon an dem Dienstag den Einbruch bei Dufour wegen der Diamanten, und so muss es auch gewesen sein, denn deswegen heuerte er Victor an. Trotzdem wandte er sich am Mittwochvormittag noch an Ben Laacken mit einem Plan für diese Zeitschrift.«
    Ich nickte. »Um der Polizei Sand in die Augen zu streuen.«
    »Du meinst, er rechnete damit, verdächtigt zu werden?«
    »Er wurde in Otterlo gesehen, die Leute wissen, dass er Dufour nach der Lesung nach Hause gebracht hat und ihn noch einmal besuchte. Dufour könnte darüber geredet haben, mit der Putzfrau oder den Nachbarn. Warum sollte er seinen Finanzier bestehlen? Er wollte nur eine Zeitschrift mit ihm zusammen gründen, fragen Sie doch den Verleger.«
    Nel schwieg einen Augenblick. Ich hielt mich auf der linken Spur, jagte an einer nächtlichen Lkw-Kolonne vorbei.
    »Da stimmt was nicht«, warf Nel ein. »Jedenfalls nicht, wenn Kars schon an dem Dienstag nur an Einbruch dachte. Ihm konnte doch nichts passieren. Dufour hätte sich höchstens über die eingeschlagene Scheibe beschweren können, den Diebstahl anzuzeigen war unmöglich, schwarze Diamanten, man hätte ihm nicht mal geglaubt. Das mit Ben Laacken hätte nur Sinn gehabt, wenn er an dem Dienstag auch schon vorhatte, Dufour zu ermorden.«
    Womöglich hatte sie Recht. Vorsätzlicher Mord. »Ich bezweifle, dass Victor dabei mitgemacht hätte.«
    »Vielleicht sollte auch Victor sterben«, sagte Nel. »Ich könnte mir das folgendermaßen vorstellen: Den alten Mann zu töten ist keine Kunst und Victor ist ein wandelnder Herzinfarkt. Die Polizei findet eine eingeschlagene Scheibe vor, einen toten Mann und einen jungen Einbrecher mit fremdem Herzen, das vor Schreck stehen blieb, als er von dem alten Mann überrascht wurde und ihn töten musste. Kars wäre fein raus gewesen. Dufour behauptete, er könne ihm vielleicht bei der Gründung einer Zeitschrift helfen, also hat er sich bei einem Verleger erkundigt, ohne je ernsthaft zu glauben, dass Dufour wirklich Vermögen besaß. Niemand weiß etwas von Diamanten, es gibt keine Diamanten.«
    »Klingt plausibel«, musste ich zugeben. »Und jetzt ist er außer sich, weil Victor ihn übers Ohr gehauen hat.«
    Nel hatte die Wegbeschreibung und lotste mich den Ring entlang.
    »Abfahrt Nummer vier, Berchem-Mortsel, oben an der Ausfahrt links ab«, sagte sie. »An der Ampel rechts.« Wir fuhren bis zur nächsten Kreuzung mit Ampeln. »Wieder rechts«, sagte Nel. »Noch dreihundert Meter. Es ist das modernste Krankenhaus von Antwerpen.«
    Am Ende eines Blumengürtels lag ein breites, erleuchtetes Gebäude mit imposantem Eingang, aber Nel lotste mich daran vorbei. »Die Kardiologie befindet sich im B-Flügel im achten Stock«, sagte sie. »Das muss also das hohe Gebäude sein. Kommst du irgendwie dahin?«
    Eine schmale Teerstraße führte rund um das Gebäude herum. Hier und da waren Autos auf dem Bürgersteig geparkt, wahrscheinlich von Mitarbeitern, die nicht wie die Ärzte und Chirurgen reservierte Parkplätze besaßen. Nel zeigte auf den Leuchtbuchstaben B vorn an einem Flügel und ich fuhr daran vorbei. Im Erdgeschoss befanden sich in gewissen Abständen überdachte Eingänge für Krankenwagen. Neben einem saßen Schwestern im Halbdunkel auf Fensterbänken und rauchten. Ich fuhr vorbei und parkte den BMW in der Nähe des folgenden Eingangs hinter einem anderen Auto auf dem Bürgersteig.
    Neben dem Krankenwageneingang befand sich eine kleinere Tür, die sich öffnete, als ich gegen die Metallstange drückte. Im erleuchteten Gang dahinter saß eine hochschwangere

Weitere Kostenlose Bücher