Rosa
Frau und wartete auf Erlösung. Eine ältere Frau saß neben ihr und hielt ihr die Hand. Wir lächelten ihnen aufmunternd zu und durchquerten rasch die Entbindungsstation, bis wir einen Hauptgang mit einem Grünstreifen exotischer Pflanzen in der Mitte erreichten. Es war Nacht und sehr ruhig. Wir passierten zwei Schwestern, einen Arzt, Sanitäter, die eine Krankenbahre schoben und auch einige Besucher. Wir fielen überhaupt nicht auf. In einem Flur, der zum Empfang führte, fanden wir Aufzüge. Einer davon brachte uns in den achten Stock.
Viele Schilder. Kardiologie, PTCA. STENT. Elektrophysiologie, Koronarographie. Wir folgten dem Hinweis Intensivstation bis zu einem Schalter mit Computern und einer wachen blonden Nachtschwester. »Victor de Vries«, sagte ich. »Er wurde gestern eingeliefert.«
Sie lächelte. »Der Holländer mit der Herztransplantation. Sind Sie Verwandte von ihm?«
»Ich bin seine Schwester«, sagte Nel. »Mir ist klar, dass jetzt keine Besuchszeit ist, aber wir sind umgehend aus den Niederlanden angereist.«
»Es geht ihm gut, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte die Flämin freundlich. »Ich glaube, er darf morgen wieder raus. Wir haben ihn für diese Nacht in ein Zimmer ein Stockwerk tiefer verlegt. Sie sollten ihn lieber schlafen lassen, aber Sie können mit Doktor Welbaert reden, zu dem habe ich auch den Arzt aus Utrecht geschickt.«
»Ein Arzt aus Utrecht?«, fragte ich.
»Doktor Lankforst vom UMC, wo die Transplantation durchgeführt wurde. Meneer de Vries hatte anscheinend eine Kontrolle verpasst. Doktor Welbaert hat Nachtdienst.«
»Welche Zimmernummer hat er?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht, da müssten Sie unten nachfragen. Soll ich Doktor Welbaert anrufen?«
»Ja, gern«, sagte Nel.
»Gibt es hier eine Toilette?«, fragte ich.
»Ein Stück zurück«, antwortete sie. »Bei den Aufzügen.«
Sie griff zum Telefon. Ich nickte Nel zu und eilte durch den Gang. Neben den Aufzügen befand sich eine Tür zum Treppenhaus. Ich stieß sie auf und rannte die Stufen hinunter. Jemand kam aus dem Aufzug, als ich ein Stockwerk weiter unten den Flur betrat. Ein paar Meter entfernt stand eine Krankenschwester mit Medikamentenwagen. Ich ging auf sie zu, blieb jedoch nach drei Schritten stehen, als hinter mir jemand überrascht ausrief: »Max!«
Ich drehte mich um. »Was machst du denn hier?«
Betty marschierte auf mich zu. »Dreimal darfst du raten. Ich wusste, dass du herfahren würdest.«
»Dann komm mit.«
Wir wandten uns an die Schwester. »In welchem Zimmer liegt Victor de Vries?«, fragte ich.
Die Schwester ließ eine grüne Pille in ein Becherchen fallen und stellte das Glasfläschchen zurück auf ihren Rolltisch. »Sie können jetzt nicht zu ihm rein«, sagte sie. »Der Meneer braucht seinen Schlaf.«
»Ist jemand bei ihm?«
»Natürlich nicht. Die Besuchszeit beginnt um zwölf Uhr.«
»Ich bin seine Schwester und komme extra aus den Niederlanden«, erwiderte Betty. »Ich habe schon mit Doktor Welbaert gesprochen. In welchem Zimmer liegt er?«
»Das müssen Sie mit der Oberschwester … Weiß Doktor Welbaert Bescheid?«
Wir vergeudeten Zeit. »Ja, natürlich«, sagte ich.
Sie seufzte noch einmal und sagte dann: »Zimmer achtzehn.«
Wir eilten den Flur entlang. Hinter uns verschwand die Schwester mit ihrem Becherchen in einem Zimmer.
»Hast du mit Welbaert geredet?«
»Ja, er war sehr nett.«
»Hat er einen Doktor Lankforst erwähnt?«
»Nein. Wer ist das denn?«
»Aha.«
Ich öffnete die Tür von Zimmer achtzehn. Abgerissene Schläuche und die Drähte eines Herzmonitors baumelten rund um das Bett und Kars lag auf dem Patienten, Victor, wie ich annahm. Betty stieß einen Schrei aus. Ich war in drei Schritten am Bett, packte Kars an den Schultern und versuchte, ihn herunterzuzerren, doch er hielt die Hände wie die Kiefer eines Pitbulls um Victors Hals geklammert, sodass Victor mit hochgerissen wurde.
»Lass los!«
Kars schaute sich um. Er stank nach Schnaps und Schweiß und sein Blick verhieß nichts Gutes. Victor gab keinen Laut von sich, sein Gesicht war bläulich violett angelaufen. Ich fluchte und versetzte Kars einen knallharten Schlag mit der rechten Faust an die Schläfe. Und noch einen.
Kars erschlaffte. Ich zog ihn über den Boden. Betty rannte auf die andere Seite des Bettes. »Hol Hilfe«, befahl ich. »Sofort!«
Sie ignorierte mich und beugte sich über ihren Halbbruder. Ich suchte vergeblich nach einem Alarmknopf. Ich sah Victors Augenwimpern
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