Rosa
dass er wieder flüchtet. Ich kenne diese Leute nicht, aber wenn ich Sie wäre, würde ich sie festhalten, das sind garantiert Komplizen!«
»Jetzt hör aber auf, Bram.« Ich lächelte Baron zu, der merklich verunsichert war, und schaute Nel an. »Wie hieß noch der Inspecteur bei der Kripo?«
»Conincx«, sagte Nel. »Wir haben mit ihm zusammengearbeitet.«
Baron schien noch nicht ganz überzeugt. »Ich frage mal nach«, sagte er. »Aber Sie bleiben solange hier, ich bin draußen auf dem Flur.«
Er nahm meinen Meulendijk-Ausweis mit und schloss die Tür hinter sich. Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich rittlings darauf, direkt vor Kars.
»Ich weiß, wo ihr wohnt«, drohte Kars. »Und ihr habt eine kleine Tochter, richtig?«
Ich spürte Nels Bewegung und hielt sie zurück. »Es wird eine Weile dauern, bis du uns besuchen kommen kannst«, erwiderte ich. »Bete schon mal, dass Victor überlebt, sonst fährst du ein für Doppelmord, und zwar zweimal vorsätzlich. Sogar der Brigadier in Otterlo weiß inzwischen, wer Dufour ermordet hat, und die Kripo Amsterdam sowieso. Und ich würde gar nicht erst auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, obwohl jeder Psychiater schon nach zwei Sekunden merkt, dass du das Gehirn eines Salamanders hast.«
»Du kannst mir nichts nachweisen«, gab Kars zurück. »Ich kenne die Gesetze.«
»Ich glaube nicht, dass er vorhat, sich für verrückt erklären zu lassen«, meinte Nel. »Der große Journalist.«
Ich lachte. »Ubers Ohr gehauen von einem dummen kleinen Barkeeper.«
»Mich lockt ihr nicht aus der Reserve!«, fauchte Kars. Ein schlauer Zug schlich sich in seine Augen. »Wartet nur, bis die von den Diamanten erfahren.«
Ich machte ein erstauntes Gesicht. »Diamanten? Welche Diamanten?«
»Ich habe dir doch davon erzählt. Was, meinst du, hat dieses kleine Arschloch hier gemacht?«
Ich blickte Nel an. »Keine Ahnung. Du?«
»Seine Mutter hat gesagt, er würde Urlaub machen«, sagte Nel.
»Er hat hier ein Hotelzimmer. Und irgendwo steht sein Auto.«
»Logisch«, meinte Nel. »Er konnte ja schlecht zu Fuß gehen.«
»War es das, was du aus ihm rauskriegen wolltest?«, fragte ich.
Kars rieb den Kopf über den Fußboden. Er tat ihm weh, aber er kam nicht mit den Händen dran. »Ich teile mit euch«, sagte er. »Fifty-fifty.«
Ich beugte mich zu ihm hin. »Teilen?«
»Victor hat Diamanten im Wert von mindestens einer Million, hier in Antwerpen. Ich weiß, wo. Wir können hier weg sein, bevor die Fritte draußen fertig ist mit Telefonieren.«
»Hat Victor dir verraten, wo die Diamanten sind?«
»Mach mich los, dann bringe ich dich hin.«
»Lieber nicht«, sagte Nel.
Kars schaute sie an. »Dann eben für jeden ein Drittel.«
Ich blieb auf meinem Stuhl sitzen und schaute ihn an. Nel ging an mir vorbei. Kars versuchte, zurückzuweichen, als sie sich neben seinen Kopf hockte. Nel lächelte ihn an. »Ich werde es dir erklären«, sagte sie. »Wir machen nicht gemeinsame Sache mit einem Psychopathen, der zum Spaß einen alten Mann zu Tode foltert und nach Antwerpen fährt, um einen halb toten Patienten zu ermorden. Wir können dir allerdings einen kleinen Ausblick auf den Rest deines Lebens bieten. Der Junge stirbt. Das kostet dich zwanzig Jahre hinter Gittern in Belgien. Ich glaube nicht, dass deine Töchter dich oft besuchen werden, und bis du rauskommst, ist Julia längst wieder verheiratet, mit einem netten Arzt. Nach diesen zwanzig Jahren wirst du an die Niederlande ausgeliefert, wo du nochmal zwanzig Jahre für den Mord an Dufour kriegst. Anschließend bist du neunzig. Du musst mich unbedingt besuchen kommen, wenn du bis dahin noch lebst, denn ich würde dir gern erklären, was ich von einem Typen halte, der Frauen misshandelt.«
Kars öffnete den Mund, sah aber die offene Tür hinter uns, in der Baron stand und mithörte.
Baron räusperte sich. »Die Polizei ist unterwegs.« Er lächelte Nel an. »Schöne Rede.«
»Ich fand sie auch ziemlich gut«, sagte ich.
Nel rümpfte die Nase und richtete sich auf. »Ich glaube, Doktor Lankforst hat in die Hose gemacht.«
Betty saß in dem beklemmend stillen Warteraum, die Hände vor dem Gesicht. Die Medikamentenschwester hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Ein älterer Mann im Arztkittel stand daneben. Er sah mich hereinkommen und schaute die Schwester fragend an.
»Das ist der Mann von der anderen Schwester«, flüsterte sie.
Der Arzt nickte erleichtert, winkte mich zur Tür, gab mir die Hand und fing an,
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