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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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dabei?«
    Betty nickte und warf mir einen nervösen Blick zu.
    »Die Zeugen müssen nun einmal einzeln aussagen«, erklärte Conincx, der ihre Unsicherheit bemerkte.
    Ich nickte Betty beruhigend zu. »Das geht ganz schnell.«
    Zögernd folgte sie dem Beamten.
    Conincx wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. »Ich habe mit Amsterdam gesprochen und allmählich wird mir die Sache klar.« Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und bedeutete uns mit einem Wink, Platz zu nehmen. »Wir haben hier inzwischen auch das ein oder andere herausgefunden und wissen jetzt, dass Kars zusammen mit Victor de Vries, dem Bruder der Dame nebenan, einen Einbruch bei einem alten Mann bei euch in der Veluwe plante. Victor hat Kars ausgebootet und den Einbruch allein begangen. Die niederländische Polizei verdächtigte anfangs den Einbrecher des Mordes an dem alten Mann, aber inzwischen geht sie davon aus, dass Kars den Mord einen Tag später begangen hat und sich anschließend auf die Suche nach dem Einbrecher machte. Es ist ein Rätsel, wie er Victor im Krankenhaus gefunden hat.«
    Das ›ein oder anderes das Conincx herausgefunden hatte, musste recht erheblich sein, denn sogar in Amsterdam hatte man bisher Victor de Vries nicht im Entferntesten mit dem Einbruch in Verbindung gebracht.
    »Kars wusste, dass Victor eine Herztransplantation gehabt hatte und zur letzten Kontrolle nicht erschienen war«, sagte ich. »Er hat einfach jeden Tag Victors Mutter angerufen und sich als besorgter Arzt vom UMC ausgegeben. Sie hat ihm erzählt, dass Victor hier war. Auch hier hat er sich als Doktor Lankforst aus Utrecht eingeschlichen.«
    Conincx nickte. »Kars wollte ihm die Beute abluchsen.«
    »Hat er das behauptet?«
    »Kars sagt nichts, nur dass er einen Rechtsanwalt verlangt. Das können wir noch eine Weile verhindern und nach den Vernehmungen wird er sowieso erst mal in die Strafanstalt überführt. Der wandert erst wegen des Mordes hier in den Knast und danach nochmal für den in den Niederlanden.«
    »Ist Victors Wagen durchsucht worden?«
    »Ja, und sein Hotelzimmer, er hatte eine Schlüsselkarte in der Jackentasche. Der junge Mann war hier, um die Beute an den Mann zu bringen, dafür ist Antwerpen genau die richtige Stadt.« Der Inspecteur zog eine Schublade auf und holte ein Säckchen aus schwarzem Samt heraus. Er öffnete den Kordelverschluss und schüttelte einige milchig weiße Steinchen auf seinen Schreibtisch.
    »Was ist das?«, fragte Nel naiv.
    »Ungeschliffene Diamanten«, antwortete Conincx. »Von der mittleren Qualität, die sich ziemlich problemlos verkaufen lässt, wenn man weiß, wohin man sich wenden muss. Wir wussten, wonach wir suchen mussten, weil wir einige einzelne Steine in Victors Kleidung gefunden hatten. Wir gehen davon aus, dass Victor auf der Suche nach einem Käufer war. Er zeigte wohl diese Steine als Probe vor und wollte einen Deal für alles zusammen vereinbaren. Vielleicht war dieser Deal bereits zu Stande gekommen und er befand sich auf dem Rückweg zum Hotel, um die restlichen Steine zu holen. Vielleicht ist er im Auto ohnmächtig geworden, weil ihn das Geschäft zu sehr aufgeregt hat. Eine solche Aufregung kann laut der Ärzte vom Middelheim für jemanden mit transplantiertem Herzen tödlich sein.«
    Nel hielt einen Stein zwischen Daumen und Zeigefinger. »Sieht gar nicht aus wie ein Diamant«, bemerkte sie.
    Conincx lächelte. »Wir sind eben Laien und denken bei Diamanten gleich an Kronjuwelen. Aber das Labor sagt, sie sind echt. Das kann man mithilfe einfacher Proben feststellen. Glas bleibt nass, nachdem man es in Wasser getaucht hat, Diamant ist sofort wieder knochentrocken, und wenn man diese Steinchen unter die Lupe hält, erkennt man auch die typische Kristallstruktur. Das prüft ein Juwelier als Erstes, um zu verhindern, dass man ihm geschliffenes Glas oder Zirkonia andreht.«
    »Was sind sie wert?«, fragte ich.
    »Zwölf Millionen.« Conincx fegte die losen Steinchen zusammen und gab sie zurück in das Säckchen. Er sah meinen Gesichtsausdruck und grinste. »Um in unserem simplen flämischen Geist große Beträge erfassen zu können, denken wir oft noch in Francs.« Er hielt das Säckchen auf. »Die hier sind rund dreihunderttausend Euro wert, ein hübscher Betrag, um sich damit zur Ruhe zu setzen.« Er ließ das Säckchen in die Schublade fallen und schloss sie mit einem Knall. »Ich habe mich erkundigt, welche Lebenserwartung man nach einer Herztransplantation noch hat. Der Junge wollte

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