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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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gewesen.«
    »Auf mich wirkte er eher wie ein Verrückter, aber ich kann dazu nichts sagen, das ist ein Fall für die Polizei.«
    Ich dankte ihr und sie ging. Die Damen waren im Badezimmer und ich ließ sie allein. Ich wanderte durch das nächtliche Krankenhaus und verließ es durch die Entbindungsstation. Ich packte Nels Kulturbeutel in meine Reisetasche, ließ das Auto an Ort und Stelle stehen und kehrte in das Gebäude zurück. Ich begegnete Pflegepersonal und einigen schlaflosen Patienten in Pyjamas. Im siebten Stock wurde ich von einer Oberschwester aufgehalten, die wissen wollte, was ich hier tat. Ich erklärte, dass ich in einem Gästezimmer übernachtete, und fragte, wo ich Doktor Welbaert finden könne. Sie brachte mich zu seinem Sprechzimmer.
     
    Als ich eine halbe Stunde später zurückkehrte, schnarchte Betty unter einem Laken auf einem der Betten. Bis auf ein kleines Licht neben der Tür war es dunkel. Nel lag angezogen auf einem Bett nahe am Fenster. Sie hatte es geöffnet und die Jalousie bewegte sich leise im Wind. Sie war wach. Sie war hübsch gebräunt und ein Wölkchen von Sommersprossen lag wie ein zarter Schatten um ihre Nase. Ich fuhr mit einer Hand unter ihren Leinenrock und küsste sie auf die Lippen.
    »Das Bett ist zu schmal«, sagte sie. »Und der Mann ist zu müde, um sich auch nur die Zähne zu putzen.«
    Ich stellte die Tasche vorsichtig ab und streckte mich auf dem Bett neben ihr aus. »Sie schnarcht genau wie du«, sagte ich.
    »Du sollst nicht lügen.«
    »Nur, wenn du auf dem Rücken liegst.« Wir flüsterten. »Hat sich Conincx noch blicken lassen?«
    »Kurz bevor sie Kars mitgenommen haben. Er erwartet dich morgen Vormittag im Präsidium zu einer Aussage, aber die Belgier haben auch schon mit Amsterdam Kontakt aufgenommen.«
    »Redet Kars?«
    »Nicht, als ich dabei war.«
    »Ich hoffe, dass sie ihn nicht auf freien Fuß setzen.«
    »Keine Chance.«
    »Hat er einen Rechtsanwalt verlangt?«
    »Nein, aber er kommt schon noch auf die Idee.«
    Meine Lider wurden schwer. »Ich muss Hülst morgen anrufen.«
    »Stimmt.« Sie schwieg eine Weile. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Kleine Erpressung für unsere Klientin. Darf ich jetzt schlafen?«

 

16
    Am nächsten Vormittag fuhren wir durch das Verkehrsgewühl von Antwerpen, Betty in ihrem Honda hinter uns her. Wir stellten die Autos im Stadsschouwburg-Parkhaus am Theaterplein ab, von wo aus wir alles zu Fuß erreichen konnten. Ich erinnerte mich an das hohe und ziemlich hässliche Präsidium am Oudaan. Eine Polizistin meldete Conincx unsere Ankunft und wir warteten unten.
    Betty war nervös. »Geht das denn nicht ohne mich?«
    »Sie brauchen nur deine Zeugenaussage«, beruhigte sie Nel. »Sonst hätten sie nur die von Max und der könnte schließlich alles Mögliche behaupten. Tut er ja auch meistens.«
    Betty schaute mich an. »Und die andere Geschichte?«
    »Das ist etwas zwischen dir und deinem Bruder, du weißt nicht, was es bedeutet, und kein Mensch wird dich danach fragen. Also sag nichts davon.«
    »Wovon?«, fragte Nel.
    »Später.« Ich schaute Betty an. »Als Kars letzte Woche Samstag nach Victor fragte, hast du ihm da erzählt, dass er einen Kontrolltermin im Krankenhaus verpasst hatte?«
    »Ich glaube schon, da benahm er sich ja noch ganz normal. Warum?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Erzähl einfach gar nichts über Kars, dann geht es am schnellsten.«
    Sie umklammerte meinen Arm, als ein Beamter uns holen kam. Er brachte uns nach oben, klopfte an eine Tür und ließ uns vorgehen. Er kam mit hinein, schloss die Tür und blieb daneben stehen. Das Büro mit den hohen Fenstern hatte sich nicht verändert, und der Mann, der sich hinter dem Schreibtisch erhob, war noch genauso dunkelhaarig wie früher und hatte höchstens ein Kilo zugenommen. »Max«, sagte er. »Wie ist es Ihnen ergangen seit diesem französischen Sumpf damals?« Auch wenn Flamen einen beim Vornamen nennen, sagen sie weiterhin »Sie«. Außerdem sind sie so einfühlsam, einen in Anwesenheit einer Dame, deren Bruder gerade ermordet wurde, nicht allzu überschwänglich zu begrüßen. Ich drückte ihm die Hand und stellte ihm Nel und Betty vor.
    »Mein Beileid zum Tod Ihres Bruders«, sagte Conincx zu Betty. »Ich werde Sie nicht länger aufhalten als unbedingt nötig.« Er nickte dem Beamten zu. »Wenn Sie diesen Herrn begleiten würden, dann kann er nebenan Ihre Personalien und Ihre Aussage aufnehmen. Haben Sie einen Ausweis oder Ihren Führerschein

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