Rosa
schüttelte den Schirm aus und warf ihn auf den Rücksitz. Das Gebläse mühte sich mit der Windschutzscheibe ab, die sofort beschlug, und Nel wienerte eifrig mit einem Lederschwamm darüber, während ich dem Express folgte.
Das Jagersrust war das Hotel, in dem ich nach dem Weg gefragt hatte. Heute war die Terrasse menschenleer und verregnet, die Stühle gegen die Tische gekippt. Das Hotel selbst war geräumig und gemütlich, eine alte Dorfherberge, die unter dem Druck des Tourismus modernisiert, aber nicht verunstaltet worden war. Nur drei Tische waren mit frühen Mittagsgästen besetzt. Die Touristen hockten in ihren Pensionen oder frönten bei van Gogh im Kröller-Müller-Museum der Kultur.
Hulst winkte der Serviererin und führte uns zu einem Tisch weiter hinten. Wir bestellten Kaffee. Nel entschied sich für den empfohlenen Apfelkuchen anstatt für einen alten Jenever.
»Komm dir doch gelegentlich mal meinen Polizeiposten anschauen«, sagte Hulst. »Aber nicht heute. Ich muss gleich nach Ede.«
»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte ich.
»Hast du noch nichts entdeckt?«
Quid pro quo. »Leider nur wenig. Wir haben van Nools Vorstrafenregister eingesehen, aber das kanntest du ja schon. Ein Profi. Er hat ein Jahr wegen eines Einbruchs in die Stadtverwaltung gesessen. Eine ziemlich harte Strafe, aber ich glaube, die hatten einfach die Nase voll von ihm. Seine jetzige Adresse habe ich nicht herausgefunden.«
»Er wohnt in Amsterdam-Noord, in der Distelstraat 124, unterm Dach.« Ich schaute ihn überrascht an, doch Hulst wandte sich lächelnd Nel zu: »Und, schmeckt der Kuchen?«
»Köstlich«, sagte Nel. »Darf ich auch Jan sagen?«
»Solange du nicht Johnny daraus machst. Früher in der Schule haben sie mich so genannt, wegen der Tarzanfilme. Johnny Weissmuller, weißt du noch?«
»Warst du Tarzan?«
»Ich Tarzan. Jane ist seitdem um einiges fülliger geworden.«
Wieder lächelte Nel und fragte dann: »War van Nool die gute oder die schlechte Nachricht?«
Hulst seufzte. »Die Amsterdamer Polizei hat ihn gestern verhaftet. Netterweise haben sie mit dem Verhör bis zum Eintreffen unserer Leute gewartet, Inspecteur de Moor aus Ede und Hasselt. Max hat sie beide kennen gelernt.« Er warf mir einen bedauernden Blick zu. »Sie haben van Nool heute Morgen wieder auf freien Fuß gesetzt. Er hat eine Nacht in der Zelle verbracht, während die Amsterdamer sein Alibi überprüften. Es ist wasserdicht. Rijswijk hat als Todeszeitpunkt Samstag gegen Mitternacht festgestellt und in dieser Nacht saß Cor van Nool ab zweiundzwanzig Uhr mit vier anderen in einer Amsterdamer Kneipe und feierte die vorzeitige Entlassung einer ihrer Kumpel. Er hat alle Namen genannt. Der Kneipenwirt hat ihm um zwei Uhr morgens ein Taxi bestellt, weil er zu betrunken war, um selbst zu fahren.«
»Diese Jungs neigen dazu, sich gegenseitig Alibis zu verschaffen«, bemerkte ich.
»Das ist denen in Amsterdam schon klar, aber abgesehen von dem Kneipenwirt, den sie für vertrauenswürdig halten, saß auch ein Informant einer ihrer Ermittler in der Kneipe. Seinen Namen kenne ich nicht, aber mit solchen Informationen gehen die sparsam um, das weißt du ja.«
Ich nickte. »Und was war mit dem Feuerzeug?«
»Das ist eine Scheißgeschichte. Excusez, madame. Er erklärte, er würde andauernd Feuerzeuge verlieren oder sie würden ihm geklaut. Er behauptet, diesmal müsse es sein Bewährungshelfer genommen haben, denn im Gefängnis habe er es noch gehabt, aber dann sei es weg gewesen, nachdem er sich einen Tag nach seiner Entlassung gemeldet habe.«
»Ein Witzbold«, meinte Nel.
Hulst lächelte ihr zu. »Wie dem auch sei, van Nool war nicht in Otterlo und wir müssen wieder ganz von vorne anfangen. Deshalb muss ich auch gleich nach Ede, ich hoffe, ich kann die bei der Stange halten. Sonst legen sie den Fall auf Eis, bis sich jemand zufällig verplappert oder für etwas anderes verhaftet wird, du weißt ja, wie das läuft, es liegt einfach am Personalmangel.«
Hulst schaute zur Tür und sein Blick wurde weicher, als seine Frau mit der Haushälterin hereinkam. Sie stellten ihre Schirme in einen Ständer. Hulsts Frau keuchte vor Anstrengung und die Haushälterin half ihr aus dem Mantel.
»Keine anderen Fingerabdrücke außer denen von Cor van Nool auf dem Feuerzeug«, bemerkte Nel. »Das macht einen doch misstrauisch.«
»Stimmt«, sagte Hulst abwesend. »Der Täter kennt Cor van Nool und versucht, ihn reinzulegen.« Er hielt den Blick auf seine Frau
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