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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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kaum glauben. Mein Leben ist auch nicht gerade aufregend, aber ich bin wenigstens nicht allein.«
    »Das ist ein großer Unterschied«, bestätigte Nel. »Haben Sie Kinder?«
    »Zwei, sie sind schon aus dem Haus, beide verheiratet, aber sie kommen uns oft besuchen.«
    Wir schwiegen einen Augenblick.
    »Er muss seinen Schreibtisch am Samstag aufgeräumt haben«, sagte Hulst.
    Ich nickte. Dufour oder jemand anderer, aber warum? Ich hatte keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten hatte, geschweige denn, was. Das Einzige, was Sonntagnacht auf seinem Schreibtisch gelegen hatte, war diese alte Zeitschrift gewesen.
    »Trotzdem war er nicht bemitleidenswert oder so«, sagte Swaan, die weiter ihren eigenen Gedanken nachhing. »Nicht glücklich, aber auch nicht unglücklich.« Sie nickte vor sich hin. »Ich habe ihn manchmal gefragt, ob er nicht Lust hätte, mal mit Gerrit, meinem Mann, angeln zu gehen. Dann hat er nur geschmunzelt und gesagt, die Fische würden sich bloß vor ihm erschrecken.«
    Sie starrte auf den Regen, der ans Fenster prasselte, und ihre Augen wurden feucht.
    Jarris, der Wirt, servierte persönlich die Platte mit den belegten Brötchen und fügte hinzu, dass sie aufs Haus gingen. Swaan erwachte aus ihrer Trance und schüttelte den Kopf, als Hermien ihr die Platte hinhielt. »Nein danke, ich habe keinen Hunger, und mein Mann kommt gleich nach Hause.« Sie stand auf und wandte sich an Hulst. »Ich muss das Haus noch putzen, den Gashahn zudrehen und so weiter«, sagte sie. »Wann ginge das?«
    Der Brigadier lächelte der Haushälterin aufmunternd zu. »Warte noch ein bisschen damit«, sagte er. »Ich gebe dir Bescheid, einverstanden?«
    Swaan nickte.
    »Wussten Sie von dem Versteck im Kamin?«, fragte ich sie.
    »Das hat Jan mich auch schon gefragt.« Irritiert schüttelte sie den Kopf. »Vielleicht wusste nicht einmal Hendrik selbst davon. Es ist ein altes Haus.«
    Hermien gab ihr einen Kuss. Hulst klopfte ihr auf die Schulter. Ihre Hand lag gewichtslos in meiner und ich fragte mich, woher sie die Kraft nahm, Matratzen zu wenden und Fußböden zu schrubben. Ich dachte auch an Dufour mit seiner kleinen Pension und seiner Grundrente, einer Haushälterin und einer kostspieligen Villa, an Instandhaltung und Steuern. »Wie hat Meneer Dufour Sie eigentlich bezahlt?«, fragte ich.
    »Meinen Sie, wie viel?«, fragte sie unsicher.
    Ich lächelte. »Nein, ich meine, wie, per Überweisung oder bar?«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf Hulst. »Bar auf die Hand«, flüsterte sie schüchtern. »Zweihundert Euro pro Monat.«
    »Hatte er immer Geld im Haus?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht holte er es von der Bank. Kann ich jetzt gehen?«
    »Natürlich.«
    Ich ließ ihre Hand los. Sie nickte den anderen zu und eilte davon.
    Hulst schaute ihr nach. »Sie wurde nicht reich davon, selbst wenn sie schwarzarbeitete«, sagte er. »Dufours Bank haben wir übrigens überprüft, nichts Besonderes, ein paar tausend Euro. Er erhielt jeden Monat seine Pension und seit kurzem seine Grundrente. Die Prämien wurden einbehalten. Er war krankenversichert. Sämtliche Zahlungen wurden per Dauerauftrag von seinem Konto abgebucht, Gas und Strom, Grundsteuer, Telefon, Straßenreinigung. Der Mann besaß wahrhaftig keine Reichtümer. Swaan könnte durchaus Recht haben. Vielleicht wusste er gar nichts von dem Versteck. Was könnte da auch drin gewesen sein?« Er schnaufte frustriert. »Vielleicht suchen wir nach etwas, was gar nicht existiert, vielleicht gab es überhaupt keinen Grund, nur kranke Missgeburten aus der Stadt, die Spaß daran haben, sich hin und wieder auf dem Land allein stehende Alte herauszupicken, an denen sie ihr Mütchen kühlen können.« Er schaute mit angespannter Kiefermuskulatur seine Frau an. »Besoffene, Drogenabhängige, Sadisten, gewissenlose Psychopathen. Solche Menschen gibt es eben.«
    Hermien nickte deprimiert. »Hier nicht, Gott sei Dank«, sagte sie.
    »Mit dem Feuerzeug ist etwas faul«, sagte ich.
    Hulst warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Wie kommst du darauf? Dieses Feuerzeug sagt uns nur, dass die Täter Cor van Nool kennen oder im selben Milieu verkehren. Das heißt Amsterdam und das heißt, in der Kriminellenszene, was nicht weiter verwunderlich ist.« Er wurde ärgerlich. »Der Einbrecher nimmt irgendwo dieses Feuerzeug mit. Oder er bittet um Feuer und van Nool gibt es ihm und steckt ihm das Feuerzeug in die Tasche: Hier, Piet, ich verliere die auch ewig. Piets Fingerabdrücke sind nicht drauf,

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