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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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bevor du eingebuchtet wurdest, hattest du Kontakt mit ihm und ihr habt wieder Dinger gedreht.«
    Cor zuckte mit den Schultern. »Victor brauchte ständig Geld. Wir mussten vorsichtig sein, bei seinem Zustand. Aber ich habe ihn nie im Stich gelassen.«
    »Er dich schließlich schon, oder nicht?«
    »Ich weiß nicht.« Er seufzte. »Ich habe dafür gesessen, also könnt ihr mir nichts. Betty hat er weisgemacht, er habe Blaulichter gesehen, als er im Auto auf mich wartete. Sie sagt, er sei losgefahren und kurz darauf zurückgekommen, um mich vielleicht irgendwo aufzulesen, aber da wimmelte es in der Straße schon von Polizei. Und ich war der Dumme.« Er ließ den Blick durch den Garten schweifen. »Ich will nur haben, was er mir schuldig ist, das ist alles. Er braucht keinen Bammel vor mir zu haben.«
    »Warum versucht er dann, dich mit dem Feuerzeug reinzureißen? Er kann es bei deiner Ex eingesteckt haben.«
    Cor seufzte. »Victor ist ein Mistkerl und zieht die Leute über den Tisch, wo er nur kann, aber er weiß, dass er mit mir normal reden kann. Deshalb ist es mir ein Rätsel, warum er vor mir abgehauen sein soll.« Er schüttelte den Kopf. »Und was mir überhaupt nicht in den Kopf geht, ist, dass er mir angeblich einen Mord anhängen will.«
    Ich lud Bart zu Kaffee und belegten Brötchen auf einer Holzterrasse am Wasser ein, gegenüber vom Bahnhof. Wir saßen nebeneinander, den Tisch zwischen uns, und betrachteten die vorbeituckernden, mit Touristen besetzten Rundfahrtboote. Bart war ziemlich schweigsam, und ich fragte mich, wie es ihm ging.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, nichts ändert sich«, sagte er. »Nichts wird besser, es gibt nur von allem immer mehr. Auch die Stadt wird nicht besser, sondern nur verkommener.«
    Das Gefühl kannte ich gut. »Du kannst dich immer noch zum Polizeieinsatz in Afghanistan oder im Irak melden.«
    Er lachte, nicht sehr fröhlich. »Dieser kleine Einbrecher roch noch nach früher. Sein Kumpel auch. Im Frühjahr haben die mir so einen jungen Griffelpisser ans Bein gehängt, frisch von der Akademie, der alles gelesen hat. Wo ist eigentlich Nel?«
    »In Breda, zusammen mit einer Gruppe Computerfreaks, die sich im Auftrag von Philips und EMI eine Technik ausdenken sollen, um die Film- und Musikpiraterie einzudämmen. Eddy ist auch dabei.«
    »Was heißt das?«
    »Die Welt dreht sich einfach zu schnell. Kaum haben die einen neuen Star herausgebracht, wird der ganze Gewinn schon am nächsten Tag durch illegale Raubkopien zunichte gemacht. Große Verzweiflung. Frag lieber nochmal jemand anderen danach.«
    »Ich dachte, CyberNel hätte ihre Firma an einen Verein in Nimwegen verkauft?«
    »ASN, aber da ging es um Firmennetzwerke und was weiß ich alles. Du glaubst doch nicht, dass sie die Finger von den Computern lassen kann?«
    »Und wie ist es mit deiner Arbeit?«
    »Mir wird Amsterdam allmählich fremd. Es wundert mich, dass Einbrecher hier noch von ›klarmachen‹ und ›Kur‹ reden.«
    Er schaute mich an. »Nur die Einheimischen. Der Rest lässt Messer und Ketten sprechen. Ich habe dich nach deiner Arbeit gefragt.«
    »Es ist anders als früher.«
    »Macht’s dir Spaß?«
    Ich dachte nach. »Man ist freier. Man hat Zeit, sich auf einen Fall einzulassen. Man sieht die Menschen dahinter. Das Positive ist, dass man manchmal etwas für sie tun kann, besser und anders als bei der Polizei. Ich kann dir das nicht erklären, ohne wie ein Sozialarbeiter zu klingen.«
    »Du willst doch nicht zufällig damit sagen, dass dich deine Arbeit ausfüllt?«
    Ich lächelte. »Doch, so in der Art. Die Menschen entwickeln sich meistens zu mehr als nur Namen in einem Bericht, und man hat eher die Möglichkeit, Fälle ordentlich zu Ende zu führen. Man folgt seinem Instinkt, weniger den Vorschriften. Manchmal kann das allerdings auch lästig sein.«
    Ich griff nach meinem zirpenden Handy und erkannte die Nummer. »Meine Klientin.«
    »Lass dich durch mich nicht stören.« Bart biss in sein Schinkenbrötchen.
    »Max Winter, guten Tag, Mevrouw Reider«, meldete ich mich.
    »Hier spricht Henri. Sind Sie in der Stadt?«
    »Ja, ich habe gleich …«
    »Mevrouw Reider lässt fragen, ob Sie vorbeikommen könnten.«
    »Jetzt sofort?«
    »So schnell wie möglich. Es gibt eine Programmänderung.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Mevrouw Reider hat eine Verabredung zum Mittagessen, also müssten Sie vorher hier sein. Um halb zwölf.« Henri unterbrach die Verbindung.
    Ich steckte das Telefon ein und trank von meinem

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