Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
also mit Victor gesprochen?«
    Cor nickte frustriert. »Nur am Telefon.«
    »Worum ging es?«, fragte Bart.
    »Eine alte Geschichte, nur etwas zwischen ihm und mir.«
    »Diese alte Geschichte ist der Einbruch bei der Stadtverwaltung. Den hat er dich ausbaden lassen und du kriegst dreißigtausend Euro von ihm, darum ging es«, sagte ich. »Stimmt’s?«
    Cor zuckte mit den Schultern.
    »Und er wollte dir mit einem lukrativen Bruch die Schulden zurückzahlen«, spekulierte Bart.
    »Ich will keine Schwierigkeiten.«
    Bart seufzte. »Reden und Pläne schmieden ist nicht verboten. Ich träume schon seit Jahren davon, eine Bank auszurauben. Dafür kommt man nicht in Schwierigkeiten. Wir suchen Victor, das ist alles.«
    »Ich habe nur am Telefon mit ihm gesprochen.«
    »Wann war das?«
    »Dienstagnacht. Ich bin erst zu ihm nach Hause gefahren, aber er war nicht da. Ich habe eine Nachricht mit meiner Nummer hinterlassen und er hat mich nachts angerufen. Er hat mir nicht verraten, was genau er vorhatte, nur, dass es um ein paar hunderttausend ginge und kinderleicht sei. Wir wollten uns am Mittwoch treffen, um die Sache klarzumachen, aber er ist nicht aufgetaucht. Ich habe den Penner nicht mehr gesehen. Seit ich aus der Kur zurück bin, bin ich ihm nicht ein einziges Mal begegnet. Das ist alles, was ich weiß, so wahr mir Gott helfe. Kann ich jetzt gehen?«
    Wir standen dicht beieinander, Bart hielt Cor an den Handschellen fest. Eine Amsel kam über den Zaun geflogen und landete auf dem geborstenen Ledersattel eines Fahrrads ohne Lenker und Räder. Sie hatte einen dicken Wurm im Schnabel und schaute uns eine Sekunde lang argwöhnisch an, bevor sie in eine magere Hortensie eintauchte, um ihre Brut von vegetarischen Anwandlungen zu heilen. Die Hälfte ihrer Artgenossen war nämlich durch den Verzehr von weggeworfenen Pommes mit Mayo bereits unfruchtbar geworden.
    »Und seitdem bist du auf der Suche nach ihm?«, fragte Bart.
    »Kein Mensch weiß, wo er ist.« Cor warf einen Blick hinüber zum Haus, das Gesicht von der Sonne abgewandt. »Ich weiß nichts von diesem Bruch, auch nicht, ob er in Otterlo stattfinden sollte. Was gibt es denn in Otterlo zu holen?«
    »Gemälde von van Gogh zum Beispiel«, sagte Bart überraschend kulturversiert. »Stimmt’s?«
    Verwirrt fragte Cor: »Gemälde?«
    »Hatte Victor ein Feuerzeug von dir?«, fragte ich.
    Cor schaute Bart stirnrunzelnd an. »Victor raucht nicht. Nicht mehr jedenfalls. Er hatte vor ein paar Jahren eine schwere Herzoperation. Genauso gut könnte er irgendwo tot umgefallen sein.«
    Der Gedanke war mir nicht neu. Man kommt unwillkürlich darauf, wenn ein Mann mit transplantiertem Herzen seit über einer Woche spurlos verschwunden ist. »Ich glaube, du weißt verdammt genau, wo du dieses Feuerzeug verloren hast«, sagte ich. »Und komm mir nicht nochmal mit so einer dämlichen Ausrede.«
    Cor schüttelte den Kopf.
    »Willst du mit aufs Präsidium oder willst du uns loswerden?«, fragte Bart.
    Cor biss sich auf die Unterlippe und sagte: »Bei Betty.« Ich sah ihm an, dass ihm das schwer fiel, als plagten ihn Loyalitätsgefühle, deren Haltbarkeitsdatum inzwischen längst überschritten sein musste. »Meine Exfrau«, fügte er hinzu.
    Bart zog die Augenbrauen hoch. »Victors Schwester?«
    »Ich kann das nicht glauben«, murmelte Cor.
    »Du kennst Victor gut, stimmt’s?«, fragte ich.
    »Gut, was heißt gut?« Wieder biss sich Cor auf die Lippen. »Er ist ein komischer Kerl. Ich habe gelegentlich was mit ihm zusammen gedreht, kein Problem. Das war vor seinem Unfall.«
    »Hatte Victor damals eine feste Freundin?«, fragte ich.
    »Nicht dass ich wüsste, aber er sah gut aus und arbeitete in einer Disco, also wird er schon seinen Spaß gehabt haben. Dann hatte er diesen Unfall und damit war er eine Weile beschäftigt. Er zog bei Betty und mir ein, er hing an seiner Schwester. Sie hat gut für ihn gesorgt, bis er wieder allein zurechtkam. Das muss man ihr lassen.«
    Ich konnte mir keine drei Leute in Bettys zwei Zimmern vorstellen. »War das da, wo sie jetzt wohnt?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Cor verächtlich. »Wir hatten eine Wohnung in Bijlmermeer.«
    »Wie lange ging das so?«
    »Gut ein Jahr. Nachdem er wieder ein bisschen zu sich gekommen war, fand er einen Job in einer Kneipe am Leidseplein und ergatterte mithilfe eines ärztlichen Attests ein eigenes Apartment. Keine Ahnung, warum er dort ausgezogen ist, es war besser als seine jetzige Bude.«
    »Aber in dem Jahr,

Weitere Kostenlose Bücher