Rosa
angerufen«, sagte Dufour. »Ich möchte mich mit Ihnen über unser Projekt unterhalten. Ich habe einen konkreten Vorschlag für Sie.«
Julia blieb stehen, und in seinem Ärger darüber verstand Kars kaum, was Dufour sagte. »Wie bitte?«
»Wenn Sie interessiert sind, kann ich das finanzielle Problem für Sie lösen«, sagte Dufour.
Kars runzelte die Stirn. »Das würde mich wundern.«
»Sie und ich brauchen uns nur über die Richtung zu einigen«, fuhr Dufour freundlich fort. »Ich habe darüber nachgedacht. Was mich betrifft, können wir uns so bald wie möglich treffen. Ich bin immer zu Hause.«
Kars hatte nichts zu tun und noch weniger zu verlieren. »Ich lasse mich gern überzeugen«, sagte er.
»Ginge es heute noch?« Dufour schien es wirklich eilig zu haben. Vielleicht hatte er Bedürfnis nach Gesellschaft. Und, wer weiß, vielleicht trog der Schein ja und er war ein Sonderling mit Sparstrumpf.
»Okay«, sagte Kars.
Er legte den Hörer auf und ging in den Flur, nahm sein Jackett von der Garderobe und bückte sich zu seiner alten Tasche, die darunter stand.
»Du hast dir Geld von diesem Mann geliehen?«, fragte Julia. »Und trotzdem brauchtest du mein Haushaltsgeld?« Sie wurde laut. »Wo willst du hin?«
Kars war schon die Treppe hinunter. Julia konnte nur noch die Tür hinter ihm schließen.
Kars kam ziemlich spät nach Hause. Sie machte ihm etwas zu essen und setzte sich zu ihm an den Tisch. Vicky war bei Elaine, jedenfalls hatte sie das am Telefon behauptet, und Julia brachte es nicht fertig, sie zu kontrollieren. Kars befand sich in einer sonderbaren, selbstzufriedenen Stimmung im Vergleich zu seiner Laune am Vormittag. Das irritierte sie am meisten. Er hatte nicht den geringsten Grund, über irgendetwas zufrieden zu sein. Er flüchtete sich in vage Pläne, während sie ihre Mutter um den soundsovielten Kredit anbetteln musste.
»Erst wolltest du diesen Mann in Otterlo gar nicht anrufen, dann bist du auf der Stelle zu ihm gefahren«, begann sie. »Was gab es denn so Dringendes?«
Er lächelte. »Geschäfte.«
»Was für Geschäfte?«
»Wird sich noch zeigen. Genaueres steht noch nicht fest. Vielleicht ergibt sich etwas.«
»Was denn?«
Er schüttelte den Kopf, trank aus seinem Glas. »Vielleicht kommt irgendwann mal besserer Wein auf den Tisch.«
Vielleicht stoßen wir im Garten auf eine Goldader, dachte sie. »Es hat noch jemand aus Otterlo angerufen«, sagte sie. »Eine Mevrouw Hulst. Von dem Verein, für den du die Lesung gehalten hast?«
»Die kann mir mal im Mondschein begegnen«, sagte Kars.
»Ich hatte den Eindruck, dass die nicht ganz so begeistert waren, wie du behauptet hast«, bemerkte Julia.
»Die Leute werden eben nicht gern wachgerüttelt.«
Sie seufzte. »Okay. Interessiert dich vielleicht, was mit Vicky los ist?«
Er zuckte mit den Schultern. »Sag ihr, dass sie bald ihr Moped bekommt. Siehst du eigentlich diesen alten Freund von dir noch manchmal? Ben?«
»Welchen Ben?«
Er wischte sich den Mund ab. »Den geschiedenen Ben.«
Sie schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was willst du damit sagen?«
Er grinste weiterhin so selbstzufrieden, als säße er Kokain schnupfend auf dem Olymp. »Nichts Besonderes«, antwortete er. »War nur eine Frage.«
»Es klang, als wolltest du einen Zusammenhang andeuten zwischen Bens Scheidung und der Frage, ob ich ihn sähe.«
Er zog eine abfällige Grimasse. »Er hatte immer ein Auge auf dich. Willst du etwa behaupten, dass er dich in all der Zeit nie mal zu einem netten Abend eingeladen hat?«
»Ich frage dich ja auch nicht, was du in all der Zeit getrieben hast, ich dachte, das hätten wir so vereinbart.« Sie wünschte, ihr wäre eine schlagfertigere Antwort eingefallen.
»Ich wollte ja nur wissen, ob er immer noch diesen kleinen Verlag hat.«
»Brauchst du Ben für dein Meisterwerk?«
»Du musst nicht gleich sauer werden.«
Das machte sie nur noch wütender. »Ich habe gehört, wie du dem Mann aus Otterlo gegenüber mit deinem Roman angegeben hast, den ich nicht lesen darf, bevor er im Buchhandel liegt. Du hast behauptet, du würdest genug damit verdienen, um mir alles doppelt und dreifach zurückzuzahlen. Und jetzt fragst du nach jemandem, der nur Fachzeitschriften herausgibt. Willst du ein Blättchen für Metzger oder Krankenschwestern gründen, weil die Verleger deinen Roman für unverkäuflich halten?«
Endlich hatte sie ihn getroffen. Sein Roman war und blieb seine Achillesferse. Er hatte ihr weisgemacht, dass
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