Rosa
Zeitschrift herauszugeben, aber schon nach der ersten Nummer ging sie ein. Dufour kannte mich natürlich durch meine Arbeit, ich habe viel über Europa publiziert und …«
»Das glaube ich Ihnen gern«, sagte ich. »Lassen Sie uns diesen Part überspringen.«
Kars zuckte mit den Schultern. »Wie dem auch sei. Er kannte meinen Ruf, er wusste, dass ich einer der wenigen Leute mit genügend Kapazität und Erfahrung bin, um eine tonangebende internationale Zeitschrift aufzubauen und herauszugeben.«
»Das würde mindestens eine Million kosten, meint jedenfalls Ben Laacken. Besaß Dufour genügend Diamanten, um das bezahlen zu können?«
Das brachte ihn für einen Moment aus der Fassung. »Diamanten?«
»Ein Topjournalist wie Sie würde doch für jemanden, der nur von seiner Grundrente lebt, keinen Finger krumm machen.«
Er hatte sich wieder unter Kontrolle und runzelte misstrauisch die Stirn. »Haben Sie das von Betty?«
»Stimmt es etwa nicht?«
Kars seufzte. »Ich wollte ihr zu einem Job als Lektoratssekretärin verhelfen, aber dafür kann man ja wohl eine gewisse Diskretion erwarten. Na ja, es spielt ja sowieso keine Rolle mehr, warum sollte ich es Ihnen nicht erzählen.« Er fuhr nonchalant mit zwei Fingern in die Hemdentasche, zog ein zusammengefaltetes Papiertaschentuch heraus, schlug es auseinander und legte es auf den Tisch.
Ich erblickte zwei undurchsichtige Steinchen, die stumpf, milchig und sehr billig aussahen. »Ungeschliffene Diamanten«, sagte ich. »Muss es dazu nicht irgendwelche Zertifikate geben oder hatte Dufour eine andere Methode, seine Investition der Steuer zu erklären? Das wäre doch wohl notwendig, wenn man offiziell eine Zeitschrift finanziert?«
Kars bedachte mich mit einem mitleidigen Lächeln. »Das hier ist so genannte mittlere Qualität«, erklärte er belehrend. »Darunter fällt alles zwischen einem fünftel und einem halben Karat, der unkontrollierbare Teil des Diamantenhandels. Dufour und sein Vater brachten eine größere Menge mit aus dem Kongo, als sie von dort flüchten mussten.« Er warf einen Blick auf die Steine. »Sie sind in kleinen Stückzahlen für hundert bis fünfhundert Euro frei verkäuflich. Es ist ganz unproblematisch, sie an Juweliere oder die Industrie loszuwerden, gegen Verrechnungsscheck oder Überweisung.« Er zwinkerte mir kumpelhaft zu. »Sie scheinen ein Mann von Welt zu sein und wissen, wie diese Dinge laufen, man schiebt die Summen ein wenig hin und her und irgendwann ist es nur noch Geld auf der Bank, für das man Steuern zahlt. Dufour hatte bereits ein paarmal kleine Partien für fünf- oder zehntausend Euro in Antwerpen verkauft. Man kannte ihn dort und er hätte problemlos größere Mengen an den Mann bringen können.« Er hob den Blick, spreizte die Hände und zog eine Miene aufrichtigen Bedauerns. »Nun, aber jetzt hat sich die ganze Sache ja erledigt und das ist alles, womit ich für meine Mühe belohnt wurde, also war es so gut wie umsonst.«
»Wussten Sie, wo Dufour die Steine aufbewahrte?«
»Keine Ahnung.«
Ich wies mit einem Nicken auf die Diamanten. »Sie saßen doch bei ihm im Wohnzimmer, als er die Dinger zum Vorschein holte?«
»Ich habe nicht darauf geachtet, das wäre ziemlich indiskret gewesen.«
»Aber es war in seinem Wohnzimmer?«
»Kann sein.«
Ich schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Wann erfuhren Sie, dass das Projekt vom Tisch war?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich rief ihn an, um einen Termin zu vereinbaren, wir wollten diese Woche nach Antwerpen fahren.«
»An welchem Tag war das?«
»Am Samstag. Er sagte, das Projekt habe sich erledigt.«
»Hat er einen Grund genannt?«
Kars verzog das Gesicht. »Nein. Er sah eben davon ab.« Er seufzte gelassen. »Schade, aber so etwas kommt öfter vor. Es ist wie beim Film, da werden zehn Projekte entworfen und lediglich ein, zwei davon realisiert.«
Am Samstag. In derselben Nacht war Dufour ermordet worden. »Ich bin außerdem auf der Suche nach Victor de Vries«, sagte ich. »Sie kennen ihn, nehme ich an?«
Kars verbarg den Schreckmoment hinter einem erstaunten Gesicht und einer Bewegung zu den Steinen, die er wieder ins Papier einwickelte und in sein Hemd steckte. »Ach, meinen Sie vielleicht Bettys Bruder? Den habe ich mal getroffen, ja.«
»Sie machen keine Geschäfte mit ihm?«
»Geschäfte?«, fragte er mit einem abfälligen kleinen Lachen. »Ich wüsste nicht, was für welche. Ist etwas mit ihm?«
»Er ist spurlos verschwunden, seit letzte Woche
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