Rosa
Mittwoch«, erklärte ich.
»Da kann ich Ihnen leider nicht helfen.«
Ich schaute ihn zwei Sekunden lang schweigend an und sagte: »Laut der Telefongesellschaft hat Victor in der Nacht vor seinem Verschwinden zweimal bei Ihnen angerufen.«
Seine Augen wurden für einen kurzen Moment dunkel vor Wut. Dann produzierte er eine Denkfalte und tat anschließend, als fiele ihm etwas ein. »Ach ja«, sagte er.
»Das war mir schon wieder ganz entfallen. Der arme Kerl krebst von Job zu Job, Sie wissen vielleicht, dass er eine Herztransplantation hatte? Dufour hätte in der nächsten Zeit regelmäßig nach Antwerpen gemusst. Aber er konnte nicht Auto fahren und ich eigne mich nicht für die Rolle des Chauffeurs, also dachte ich, Victor mit einem hübschen Nebenverdienst einen Gefallen zu tun.«
»Sie sagten eben, Sie selbst wollten mit Dufour nach Antwerpen fahren.«
»Das erste Mal vielleicht, um alles zu organisieren, er wirkte auf mich recht ungeschickt.«
»Laut seiner Haushälterin fuhr Dufour immer mit dem Zug.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Fanden Sie es normal, dass Victor um drei Uhr nachts anrief?«
»Soweit ich weiß, jobbt er in einem Nachtclub, deshalb kommt er immer erst spät nach Hause. Ich selbst arbeite auch regelmäßig bis tief in die Nacht hinein und das wusste er.«
Ich nickte wie ein guter Schüler, der dank seines geduldigen Lehrers etwas von Mathematik kapiert. Dann sagte ich: »Victor ist wegen Einbruchs vorbestraft. Wussten Sie das?«
Kars ließ sich nicht noch einmal überraschen. Er hatte sich fest hinter seinen Fantasiegeschichten verschanzt und keine Panzergranate hätte ihn herausgetrieben. Er seufzte wie ein enttäuschter Wohltäter. »Du meine Güte«, sagte er. »Das habe ich nicht gewusst.«
»Haben Sie ihm Dufours Adresse gegeben?«
»Ich habe ihm höchstens gesagt, dass es um Fahrten von Otterlo nach Antwerpen ging. Victor war für fünfzehn Euro pro Stunde plus sämtliche Spesen gerne dazu bereit.«
»Haben Sie ihm gesagt, dass es um Diamanten ging?«
»Natürlich nicht, das hatte ihn doch nicht zu interessieren. Er war nur der Chauffeur.«
»Woher wusste er dann davon?«
»Ich äh …« Ein kurzer Moment der Unsicherheit.
»Wieso?«
»War das am Samstagvormittag, als Sie Dufour anriefen?«
Kars schüttelte den Kopf, als wisse er es nicht. »Kann sein, warum?«
»Haben Sie von Betty aus telefoniert?«
Sein Schützengraben schien enger zu werden. »Von Betty aus?«
»Sie hätten mich beinahe umgerannt, als sie von ihr weggingen. Meinetwegen bin ich für Sie ein Mann von Welt, aber eine nette Frau derart zuzurichten, halte ich für regelrechte Zuhältermethoden. Nur weil Sie dachten, sie hätte Sie gemeinsam mit ihrem Bruder bei Ihrem Finanzier ausgebootet? Meiner Meinung nach hatte die Gute keine Ahnung, wovon Sie redeten.«
»Die Gute hat eine blühende Fantasie.« Aufflackernde Wut.
»Sie wussten also sehr wohl, dass Victor ein Einbrecher war.«
»Ich sehe wahrhaftig nicht ein …«
Ich unterbrach ihn. »Ich habe mit Cor van Nool gesprochen, Bettys Exmann. Auch ein Einbrecher. Victor hatte eine lukrative Sache im Auge, zusammen mit van Nool. Sie wollten sich am Mittwoch treffen, aber Victor ist nicht aufgetaucht und van Nool hat nichts mehr von ihm gehört. Was glauben Sie, hat Victor diese Sache allein durchgezogen?«
Sein Gesicht war jetzt aschfahl. »Das müssen Sie Victor fragen. Ich habe keine Ahnung. Ich wäre sehr enttäuscht von ihm. Und da gibt man sich so viel Mühe für diese Leute.«
Wieder schaute ich ihn eine Weile schweigend an.
»Sind wir fertig?«, fragte er, endlich nervös.
»Die Polizei wird wissen wollen, wo Sie an dem fraglichen Abend waren.«
»Die Polizei?«
»Ein Mörder wird gesucht, da ist das meist die erste Frage.«
Er starrte mich an. »Keine Ahnung.« Er runzelte die Stirn, als dämmerte ihm jetzt erst, dass er ein Alibi brauchte. »Sie meinen am Samstag? Da bin ich im Kino gewesen.«
»Ohne Julia?«
Kars nickte und schaltete wieder um auf die vertrauliche Tour. »Jetzt hören Sie mal, ich hatte gerade erfahren, dass Dufour sich zurückzog. Ich hatte fest mit diesem Projekt gerechnet, andere Aufträge deswegen abgesagt. Ich sollte zum Beispiel einen qualifizierten Medienkursus auf die Beine stellen. Das erledigt jetzt ein anderer und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich hatte Brücken hinter mir abgebrochen. Verstehen Sie?«
»Ich gebe mir Mühe«, antwortete ich.
»Sie sollen ruhig wissen, dass es ein
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