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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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oben an der Treppe und führte mich in ein zur Straßenseite hin gelegenes Wohnzimmer. Dort gab sie mir die Hand und sagte: »Ich bin Julia Kars. Ja, ich habe den Namen meines Exmannes behalten«, fügte sie zerstreut hinzu. »Das war einfacher, wegen der Mädchen und …«
    Ich lächelte verständnisvoll. »Und außerdem wohnen Sie wieder zusammen.«
    »Ja, nun ja …« Sie lächelte gezwungen, als scheue sie private Bekenntnisse. »Ich sage Bram Bescheid.«
    Von einem Erker aus konnte ich mein Auto und Fahrräder auf der anderen Straßenseite sehen. Die Möbel im Zimmer waren verwohnt: ein paar Armsessel, ein Büfett mit Telefon auf einem verstaubten Anrufbeantworter, Zeitungen, Selbstbauregale, ein Fernseher mit Putzmittelschlieren auf dem Bildschirm. Keine Anzeichen von Reichtum. An der Wand hing ein gerahmtes Foto von zwei Mädchen, die mindestens sechs Jahre auseinander waren, vermutlich die Töchter.
    Kars war ein magerer Mann mit tief liegenden Augen in einem schmalen Gesicht. Er war unrasiert, seine Hose und sein Hemd sahen aus, als habe er darin geschlafen, und sein glattes, dunkles Haar rief nach einem Friseurbesuch. Er marschierte auf mich zu. »Ich empfange keine Leute bei mir zu Hause«, sagte er. »Ihr Besuch kommt äußerst ungelegen.«
    Julia hatte ihn begleitet und lehnte am Büfett.
    »Ich war gerade in der Nähe«, erklärte ich. »Mein Name ist Max Winter.«
    Ein schlaffer Händedruck. »Kars. Worum geht es?«
    »Ich habe gehört, Sie planen die Herausgabe einer neuen Europa-Zeitschrift.«
    »Das hat sich erledigt.«
    »Ach ja? Warum denn?«
    Er bot mir nicht an, mich zu setzen, ließ sich aber selbst auf einem alten Rauchsessel gegenüber dem Fernseher nieder, wie es schien, sein Stammplatz. »Der Finanzier hat sich zurückgezogen. Das ist bedauerlich, aber ich kann Ihnen leider nicht helfen, falls Sie Arbeit suchen. Sind Sie Journalist?«
    »War es ein Fall von höherer Gewalt?«
    Seine Augen verengten sich. »Wie bitte?«
    »Der Rückzug des Finanziers. Es handelte sich doch um Hendrik Dufour, aus Otterlo?«
    Er verlor einen Moment die Fassung, erholte sich aber schnell wieder. »Ich glaube nicht, dass das noch eine Rolle spielt«, erwiderte er aalglatt. »Wie sind Sie übrigens auf mich gekommen?«
    »Über eine Freundin von Ihnen, Betty.«
    »Betty?«, fragte Julia plötzlich scharf.
    Kars warf einen verstörten Blick in ihre Richtung und wandte sich mir zu, als habe ich die Frage gestellt. »Sie hat mal Schreibarbeiten für mich erledigt.«
    »Triffst du dich immer noch mit dieser Frau?«
    »Seit Samstag nicht mehr, Mevrouw«, antwortete ich freundlich.
    Kars wurde wütend und schnauzte seine Exfrau an: »Julia, ich brauche dich hier nicht. Im Übrigen sind wir, glaube ich, fertig.« Aus seinen Augen schossen Blitze und er schlug mit beiden Händen auf die hölzernen Sessellehnen, als wolle er aufstehen. »Ich begleite Sie hinaus, ich kann nichts für Sie tun.«
    Ich griff in die Innentasche meines Sakkos. »Sie wissen doch noch gar nicht, was Sie für mich tun sollen«, entgegnete ich. »Ich habe ein paar Fragen im Zusammenhang mit dem Tod von Meneer Dufour.« Dabei achtete ich auf seinen Blick.
    Kars war aufgestanden, mit dem Rücken zum Erker, wodurch sein Gesicht im Schatten blieb. Stattdessen reagierte seine Ex. »Meneer Dufour ist tot?«
    Ich nickte. »Ich war gestern auf seiner Beerdigung. Kannten Sie ihn?«
    Sie wirkte aufrichtig erschüttert. »Ich habe ein paarmal mit ihm telefoniert, ein netter Mann. War er krank?«
    »Krank, überfahren, Leute sterben nun mal«, fiel Kars ihr grob ins Wort. »Das geht uns nichts an.« Er schaute mich an. »Sind Sie ein Angehöriger von ihm?«
    Ich zückte meinen Meulendijk-Ausweis. »Er ist auf wesentlich grausamere Art gestorben als durch eine Krankheit oder einen Unfall.« Ich reichte ihm den Ausweis. »Ich bearbeite zusammen mit der Polizei in Otterlo den Raubüberfall in seinem Haus, bei dem Meneer Dufour ermordet wurde.«
    Julia stieß einen Seufzer aus. Kars hielt meinen Ausweis ins Licht. Ich rechnete nicht damit, dass er von dem Exstaatsanwalt beeindruckt sein würde, aber als Amsterdamer Journalist musste ihm Meulendijks Detektei ein Begriff sein.
    »Ein Privatdetektiv«, stellte er herablassend fest. »Ich bräuchte überhaupt nicht mit Ihnen zu reden.«
    In dem Moment klingelte das Telefon.
    Kars schreckte bei dem Geräusch auf und setzte sich in Bewegung, doch seine Frau stand neben dem Apparat und nahm ab. »Julia Kars.«
    Kars

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