Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
unwohl. Meine Füße tun weh, und diese Bluse …« Sie zupfte daran. »Wenn ich mich falsch bewege, guckt mein BH raus.«
»Tu das bitte nicht«, sagte ich zu ihr. »Beweg dich nicht falsch. Niemand will deinen BH sehen.«
»Was soll mit dem BH sein? Der ist stabil. Ich trage ihn seit Jahren.«
»Das ist mir klar«, sagte ich. »Man sieht es ihm an. Das sieht jeder sofort.«
Cecilia hatte einen Jeansrock und ein pinkfarbenes Shirt angezogen, dazu Kreolen eingehängt. Sie verzog das Gesicht, als sie sich im Spiegel sah, und knurrte: »Ich bin fast so fett wie ein Nashorn. Wo zum Teufel sind meine Hörner?«
Ich trug Jeans, einen mit Pailletten verzierten Gürtel, eine schokoladenbraune, weit ausgeschnittene Bluse und klotzige Klunker. Ich fand, mein Aufzug passte gut zu meinen Zöpfen.
»Wir haben unsere Kriegsbemalung aufgelegt, Ladys«, sagte ich. »Jetzt holen wir uns Parkers Skalp und spießen ihn auf.«
Wir waren mit Cecilias Anwältin Cherie Poitras zur Schule gegangen.
Cherie war ein toughes, wildes Mädchen gewesen und zu einer toughen, hochbezahlten Anwältin in Portland geworden, die inzwischen ihre eigene Kanzlei besaß. Sie war das einzige Kind eines Mannes, der geglaubt hatte, mit Prügeln zu sparen bedeutete, sein Kind zu verziehen.
Mit fünfzehn Jahren hatte Cherie ihre Volljährigkeit beantragt, wobei sich die alten und neuen Prügelstriemen auf ihrem Rücken vorteilhaft auf den Fall auswirkten. Das Gesetz rettete sie, und sie verliebte sich in das Gesetz. In ihrer freien Zeit setzte sie sich vor Gericht für missbrauchte Kinder ein; vier von ihnen hatte sie adoptiert.
Nach der Sache mit der Malerei freundeten wir uns an: Ein Lehrer hatte Cherie im Matheunterricht ständig miesgemacht, hatte sogar gesagt: »Mädchen haben nicht genug Hirn für Mathematik.« Daher schlich sie sich eines Sonntags in die Turnhalle und sprühte ein Bild, das sich über die gesamte Wand erstreckte. Es zeigte den Mathelehrer nackt mit drei Nippeln, einem Hotdog als Penis, einem Horn auf dem Kopf und Flossen als Füße.
Wir wussten, wer das gemacht hatte. Wir verpetzten Cherie nie und wurden Freunde fürs Leben.
Jetzt saßen wir drei in ihrem eleganten Konferenzraum eines Hochhauses in Portland. Unten glitzerte der Williamette River, Schiffe zogen auf ihrer Fahrt unter den Brücken hindurch weiße Heckwellen hinter sich her.
»Mir fehlt mein Hausboot«, wimmerte Janie und starrte auf das Wasser hinunter.
»Mir fehlt mein Loft«, wimmerte ich und starrte ebenfalls auf den Fluss.
Unsere Seufzer trieften vor Selbstmitleid.
»Und mir fehlt meine geistige Gesundheit, aber hört ihr mich vielleicht ständig jammern?«, blaffte Cecilia.
»Ich habe schon vor langem aufgehört, meine geistige Gesundheit zu vermissen, Cecilia«, erwiderte ich. »Vielleicht solltest du nicht solchen Wind darum machen.«
»Das mit der geistigen Gesundheit ist eine heikle Angelegenheit«, sinnierte Janie. »Heikel. Kommt und geht. Viele der klügsten Menschen auf diesem Planeten haben sie nicht im Griff.«
»Okay, Ladys«, unterbrach uns Cherie mit der Stimme eines Feldwebels. »Meine Sekretärin hat mir mitgeteilt, dass die Rebellen auf dem Weg sind. Halt dich bedeckt, Cecilia.«
Cherie trug einen schwarzen Lederrock, eine weiße Seidenbluse mit breitem Kragen und schwarze Stilettos. Damit war sie fast einsfünfundachtzig groß. »Janie und Isabelle, hier wird nicht gekämpft, gebrüllt oder mit Gegenständen geworfen.«
»Mir fällt überhaupt nichts zu Parker ein, das mich veranlassen würde, zu kämpfen, zu brüllen oder mit Gegenständen zu werfen«, sagte ich.
Wir hörten Schritte. Ich zwinkerte Cherie zu. Sie hob das Kinn. Gegen eine ordentliche Schlägerei hat sie nach wie vor nichts einzuwenden.
Und sie ist eine höllisch gute Kämpferin.
Parker und seine drei Anwälte – die ihm zweifellos enorme Honorare berechneten – füllten den Türrahmen aus.
Parker hatte ein höhnisches Grinsen im Gesicht, aber seine Augen weiteten sich wie die einer erschrockenen Schildkröte, als er Janie und mich am Fenster stehen sah.
Die drei Anwalts-Deppen hielten sich hinter Parker, der mit einem von ihnen zusammenstieß, als er meinem Blick auszuweichen versuchte.
Einer der Anwälte, den ich sofort als Chef ausmachte, blinzelte mehrfach und wurde rot, als er Janie sah. Selbst Parker war verblüfft über ihr Aussehen. Aber nur kurz.
»Was wollt ihr beiden hier?«, blaffte Parker uns an.
»Wir wollen uns den Zirkus ansehen«,
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