Rosarote Träume in Blau 1 -Spätes erwachen- (Junge Liebe) (German Edition)
ihm klar geworden, es gab nur dreckig und so trennte er nur zwischen hell und dunkel.
Während das erste 30-Grad Programm lief, stöberte er noch die Mails am PC durch. Beantwortete alle die, die noch zu beantworten waren und loggte sich dann später auch kurz in den Chat ein. Dort sah er dann, dass auch Benny online war. Entweder der hatte sich doch noch nicht schlafen gelegt oder war eingeloggt geblieben. Er selber hatte sich auf unsichtbar gestellt. In seiner Nachrichtenbox sah er eine neue Nachricht vorliegen. Der Absender war „denislover4you“ und der schrieb.
„hallo meine freund, ich deine profil gefunden mit freude und wollen ich gerne mit dir schreiben und kontakt machen. schreiben mir die elektronische adresse, weil manchmal ich dir die briefe schreiben werde und die fotos senden dort. leider ich komme nicht oft auf diese webseite vor. denis“
Ausländer, schoss es Frank durch den Kopf. Er sah in die Besucherliste und fand diesen „denislover4you“ auch. Er klickte auf das Profil und sah 3 recht nette Fotos und las die Eckdaten dazu: 22 - 180 - 74 - Russia - Kazan, Volga. Na toll, wieder so ein Russe von der Volga, das hatten wir doch schon öfters. Das ist doch wieder so ein Scamer. Das wusste er inzwischen. Erst mal im Chat anschreiben und dann später über die Mailadresse Dauerkontakt halten. Immer schöne leckere Bilder mitschicken und eine rührende Geschichte erzählen. Etwas später kam dann der dringende Wunsch auf, ihn zu besuchen. Um Liebe zu machen … Fast immer haben sie angeblich studiert, arbeiten aber als Kellner oder Koch. Der Vater ist tot, die Mutter lebt in einer anderen Stadt und akzeptiert seine Homosexualität. Es gibt keine schwulen Freunde, denn alles ist heimlich. Wenn man offen damit umgeht oder sich als schwul zu erkennen gibt, wird man zusammengeschlagen. Man sehnt sich danach frei zu leben, so wie in Deutschland. Geschrieben wird angeblich immer aus dem Internetcafé, weil man zu Hause kein Internet habe, das sei sehr teuer. Am Ende soll man ihm über Western Union Geld schicken, um ein Visum zu beantragen und einen Flug nach Deutschland buchen zu können.
Einmal, das erste Mal, wäre er fast darauf reingefallen, war total angetan von den Bildern dieses schnuckeligen Typen. Scheinbar wussten die, dass er bevorzugt eher auf jüngere Kaliber stand oder die schrieben generell nur reifere Typen an. Aber irgendwie faszinierte ihn der Russe damals schon. Auch seine sehr gebrochenen, in Deutsch geschriebenen und in den Worten völlig verdrehten Geschichten gefielen ihm. Das las sich so richtig schön hilflos …
Heute weiß er, dass da mit einer ziemlich schlechten Übersetzungssoftware gearbeitet wird und hinter dem Absender ein ganz anderer steckt, als auf den Bildern zu sehen ist. „Boris“ nennen sie den in der Szene. Und „Boris“ ist geldgeil. Früher wurden nur alleinstehende Herren abgezockt, in anderen Chats. Da boten sich bildhübsche Girls an. Das waren Bilder von Sexsternchen und irgendwelchen Prostituierten und die bettelten regelrecht nach Liebe. Und viele dieser Herren zahlten viel Geld für teure Flüge. Aber es stieg nie eine der Damen aus irgendeinem Flieger, auf keinem deutschen Flughafen …
Aber „Boris“ war auch nicht doof. Die Damen und neuerdings eben auch die Jungs, die niemals mit dem Flieger irgendwo ankamen, die hatten beste Ausreden, warum sie nicht kommen konnten. Da musste die Mutter plötzlich operiert werden oder das Kind war erkrankt. Da wurden rührende und Mitleid erheischende Geschichten aufgetischt, die neues Geld für eine teure Operation oder das Spital herauslocken sollten …
Neben dem Markt von Boris gibt es noch einen Markt in Afrika. Die dunklen Schönheiten schienen bei den hiesigen Herren sehr beliebt zu sein. Das Spiel mit den Gefühlen und das Ergebnis war in jedem Fall am Ende immer das Gleiche, das Geld war weg und das Objekt der Begierde wurde nie gesehen. Das war leider eine sehr weitverbreitete Masche.
Das Feld in diesen Partnerchats wurde aber langsam immer dünner und enger. Einige der älteren und geilen Herren ließen sich nicht mehr zweimal, oder gar dreimal abzocken. Es hatte sich auch langsam rumgesprochen, auch durch spezielle Webseiten wie die des Anti-Scam-Forums. Deshalb ging man immer mehr auf die Männer über, die sich bevorzugt eben Männer suchen und möglichst junge. Und das ist scheinbar eine neue, schier unversiegbare Geldquelle geworden.
Ein Kollege aus dem
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