Rose der Prärie
kümmert, muss es ihr einfach bald besser gehen. Todd senkte den Kopf und sprach ein Gebet.
Maggie drehte sich zu Ma und drapierte ein Geschirrtuch als Serviette über den oberen Teil ihres Kleides. „Ich dachte, wir versuchen einmal etwas Neues.“ Sie schob Mas linken Zeigefinger durch den Griff der Teetasse und legte die anderen Finger um die Tasse, sodass die ganze Hand auf dem Tisch lag.
„ Ich kann sie nicht hochheben.“ Ma war den Tränen nahe.
„ Das sollst du auch nicht.“ Maggie stellte die Untertasse neben die Tasse und legte Ma einen Löffel in die rechte Hand. „Deine linke gelähmte Hand hält das Geschirr fest, so gut es geht, und mit der rechten Hand kannst du dein Essen löffeln. Wie ist das, Todd?“
Todd schluckte schnell. „Sehr gut!“
Dann drehte sich Maggie wieder zum Tisch und füllte ihren eigenen Teller. „Wenn es so gut schmeckt, wie es riecht, dann brauche ich unbedingt das Rezept.“
Zufrieden mit sich und der Welt schaufelte Todd das Essen in sich hinein. Seine Braut behandelte seine Mutter freundlich, auch wenn Ma einmal schlechter Laune war – allerdings schien diese schlechte Laune in letzter Zeit gar nicht mehr aufzuhören. Mas negative Meinung von seiner Braut ärgerte ihn. Eine Frau verdient die Anerkennung ihres Mannes und aller in seinem Haushalt. Er würde sich darum kümmern, dass Maggie richtig und gut behandelt wurde. Natürlich schuldete er auch Ma seinen Respekt. Maggie würde es vielleicht verstehen, wenn er Mas spitze Bemerkungen einfach ignorierte, aber weiterhin darauf bestand, dass Maggie neben ihm am Tisch saß.
Nachdem er so lange allein gelebt hatte, war es jetzt gar nicht so einfach, gleich mit zwei emotionalen Frauen umgehen zu müssen. Seit Ma krank geworden war, war es schwierig mit ihr. Schon in Carvers Holler hatte er Onkel Bo gesagt, dass sie der schlimmste Patient der ganzen Welt war. Aber in seiner Frau hatte er sich offenbar geirrt. Er hatte sie für umgänglicher gehalten. In Carvers Holler war sie ruhig, fröhlich und vorhersehbar gewesen. Heute hatte sie sich schamlos seinen Anordnungen widersetzt und hätte dabei von ihrem Hengst totgetrampelt werden können. Dann war sie sauer geworden, weil er ihre unglaubliche Ansammlung von Krimskrams erwähnt hatte. Er war zwar nicht besonders gut darin, die Gedanken und Gefühle einer Frau zu erraten, aber als sie ihren Hochzeitsquilt zurück in die Truhe geworfen hatte, war selbst ihm bewusst gworden, dass sie aufgebracht war.
Seine Braut lud ihm eine weitere große Portion auf den Teller. „Ma, du solltest besser anfangen zu essen, sonst ist gleich alles weg.“
Ma ließ den Löffel fallen. „Du erwartest zu viel von mir. Als Nächstes sagst du mir bestimmt, dass die Ärztin diesen komischen Balken da über meinem Bett haben will.“
Maggie verschluckte sich an ihrem Kaffee.
„ Die Ärztin hat angeordnet, dass wir so etwas über deinem Bett befestigen“, bestätigte Todd. „Morgen werde ich mich darum kümmern. Du wirst hart arbeiten und damit wieder zu Kräften kommen. Ich möchte stolz auf dich sein können!“
Der hängende Mundwinkel von Mas gelähmter Gesichtshälfte gab ihr sowieso schon einen etwas melancholischen Ausdruck, aber nun drückte ihr Mund noch mehr Emotionen aus. „Du wirst dich schämen, wenn du hörst, was heute passiert ist. Wie ein fahrender Händler hat deine Frau mit Lebensmitteln bezahlt statt mit Geld.“
„ Ma, die meisten Leute hier bezahlen die Ärztin so. Meine Frau hat richtig gehandelt.“
„ Du hast noch nicht alles gehört. Der Rest wird dir nicht gefallen. Sie hat zwei Besuche ausgemacht –“
„Darüber freue ich mich.“
„ – und hat mit Marmelade bezahlt.“
Todd brüllte fast: „Du hast meine Marmelade weggegeben?“
„Nein.“ Seine Frau zeigte nicht einen Funken Reue. Völlig entspannt griff sie nach ihrem Glas. „Deine Marmeladen und Gelees sind sicher. Ich habe sie mit meiner Handelsware bezahlt.“
Ungeduldig trommelte Todd mit den Fingern auf den Tisch und überlegte, was er darauf erwidern könnte. „Alles, was dein ist, ist auch mein. Insofern sind auch diese Marmeladen und Gelees meine.“
„Ja, das könnte man so sagen.“ Maggie nickte. „Aber Valmers nehmen keine Almosen an. Indem ich schon im Voraus bezahlt habe, wollte ich sicherstellen, dass wir nicht eines Tages betteln oder borgen müssen. Und diese Sicherheit ist süßer als jede Marmelade.“ Sie trank einen Schluck. „‚Kein Borger sei und auch
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