Rose der Prärie
jetzt gehen, aber vorher muss ich noch die Belgier sehen. Männer bewundern Pferde, so wie Frauen Babys bewundern. Jedoch haben die Männer in meinem Leben und Ihr Mann besonders viel Ahnung von Pferden und sind nicht so leicht zu begeistern. Sie wissen sicher schon, dass mein Mann und sein Bruder die Schmiede und Kutschwerkstatt besitzen. Und mein Zwillingsbruder ist der Tierarzt. Von allen Seiten werde ich also in der nächsten Zeit alle möglichen Sache über diese Pferde hören.“
„ Oh, du liebe Güte.“ Maggie warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Männer sind da manchmal richtige Kinder. Wahrscheinlich werden Sie Ihnen eine Menge Unsinn erzählen, nur um sich einen Spaß daraus zu machen.“
„ Genau.“ Die Ärztin lächelte sie an.
„Bevor Sie gehen, würde ich Ihnen gerne noch etwas mitgeben. Damit kann man die Männer ganz bestimmt von ihrer Pferdebesessenheit ablenken.“ Maggie zog eine Kiste unter Mas Bett hervor. Die Einmachgläser klirrten fröhlich. „Nehmen Sie sich von jeder Sorte eins.“
Die Ärztin sah erfreut und dankbar aus. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass die Männer hiervon überhaupt noch etwas abbekommen.“
Maggie lachte. „Natürlich werden sie das. Ich habe mehr als genug davon. Darf ich Sie mit diesen Gläsern für Ihre Dienste bezahlen?“
Mit den Marmeladengläsern in ihrer Ledertasche verließ die Ärztin mit Maggie zusammen die Hütte. In diesem Moment traten Todd und Karl aus der Scheune und kamen auf sie zu.
„Und?“ In Todds Stimme lagen tausend Fragen. Maggie ergriff seine Hand. Die Berührung seiner großen, warmen Hand wärmte sie von Kopf bis Fuß.
„Ihre Mutter hatte einen heftigen Schlaganfall, aber ihr Kopf funktioniert einwandfrei. Nur die Zeit wird zeigen, wie viele ihrer Fähigkeiten sie zurückerlangen kann. Zeit und ausreichend Bewegung. Ihre Frau hat die Gelenke Ihrer Mutter weich und beweglich gehalten.“ Endlich lächelte die Ärztin. „Maggie hat sich wirklich außerordentlich gut um sie gekümmert!“
Todd warf Maggie einen dankbaren Blick zu und drückte anerkennend ihre Hand.
„ Ich habe Mrs Crewel dazu aufgefordert, mit der rechten Hand zu lernen, was sie sonst mit links getan hat. Sie müssen sie immer wieder dazu zu drängen, bestimmte Sachen und Hausarbeiten alleine zu tun. Das wird ihr helfen, schneller wieder selbstständig zu werden. Außerdem wird es ihre Stimmung heben – obwohl sie sich am Anfang wohl sehr dagegen wehren wird. Hängen Sie einen trapezförmigen Griff über ihr Bett. Dann kann Ihre Mutter sich daran hochziehen und mithelfen, wenn Sie sie umdrehen und es stärkt gleichzeitig ihren rechten Arm.“
Als ihre Gäste mit der Kutsche davonfuhren, winkte Maggie ihnen hinterher. „Wir sind mit einem Abendessen beschenkt worden, von jemandem mit Namen Mercy. Ich werde –“
Ohne Zeit zu verlieren, zog Todd Maggie in Richtung Haus. Maggie lachte, als er sich die Hände wusch und sie schon das Essen auf den Tisch stellen sollte. „Ich wollte es eigentlich erst noch aufwärmen.“
„ Das hättest du tun sollen, als die Ärztin da war“, beschwerte sich Ma.
„ Es wird auch so alles gut schmecken.“ Todd hob Ma aus dem Bett und setzte sie in den Rollstuhl. Maggies Herz setzte einen Schlag aus. Wollte er seine Mutter wieder auf den Platz neben sich schieben? „Margaret?“ Zu ihrer Freude bedeutete er ihr, sich auf den Platz neben ihm zu setzen.
Ein erstickter, entrüsteter Schrei erfüllte das Haus. „Sohn, ich habe keinen Hunger mehr! Bring mich zurück ins Bett.“
Warum machte seine Mutter so viel Aufhebens darüber, wer wo am Tisch saß? Todd warf ihr einen genervten Blick zu. Maggie füllte seinen Teller mit Essen, das immer noch warm war, da die Köchin die Töpfe mit Lappen umwickelt hatte. Der Auflauf dampfte sogar noch. Verärgert und hungrig schob er den Rollstuhl an den Tisch.
„ Ich habe gesagt, dass ich keinen Hunger habe!“
„Hungrig oder nicht, in meinem Haus sitzen alle beim Essen am Tisch.“
„ Aber ich bin dran! Jetzt darf ich neben dir sitzen. Ich habe schon beim Mittagessen nicht neben dir gesessen.“
„Dieser Platz ist deiner. Hier hast du mehr Bewegungsfreiheit, und der Rollstuhl passt hier auch besser hin.“ Ohne ein weiteres Wort setzte sich Todd und seufzte schwer. Ma benahm sich wirklich kindisch und trotzdem füllte Maggie eine Teetasse mit Mais und eine tiefe Untertasse mit Auflauf. Sie ist von Herzen großzügig, meine Frau. So liebevoll, wie Maggie sich um Ma
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