Rose Harbor und der Traum von Glueck

Bibliothekarin am Ort. Sie sollten sich ihr vorstellen. Ich habe nach dem Verschwinden ihres Mannes ein paar Arbeiten für sie erledigt. Überhaupt kriege ich viele Aufträge von Witwen und alleinstehenden Frauen. «
    » Der Mann von Grace ist verschwunden? «
    » Das liegt Jahre zurück. Sie hat inzwischen wieder geheiratet. Cliff Harding. Es sind nette Leute, Sie werden sie mögen. «
    » Danke für den Tipp. «
    Ich hatte der Bücherei ohnehin einen Besuch abstatten wollen.
    » Und irgendwann werden Sie unweigerlich auch Graces beste Freundin kennenlernen. Olivia Griffin. Ihr Mann ist der Herausgeber der Lokalzeitung. «
    In meinem Kopf begann sich ein Namenskarussell zu drehen. » Und wo arbeitet Olivia? «
    » Am Gericht. Sie ist Familienrichterin. Haben Sie schon einmal im Pancake Palace gegessen? «
    » Nein. «
    Ich hatte bislang selbst gekocht, neue Rezepte für Gerichte ausprobiert, die ich meinen Gästen vorsetzen wollte, und war deshalb in noch keinem Restaurant der Stadt gewesen.
    » Probieren Sie den Kokosnusscremekuchen, falls Sie mal dort sind. «
    » Mache ich. «
    » Es ist der beste in der ganzen Stadt. «
    » Gut zu wissen. « Ich mochte Kokoscreme sehr gern.
    Mark trank noch einen Schluck Kaffee. » Ende nächster Woche bringe ich Ihnen den Kostenvoranschlag vorbei. «
    » Perfekt. «
    » Wenn ich den Auftrag bekomme, müssen wir darüber reden, bis wann alles fertig sein soll und wann die beste Zeit ist, damit ich es richtig einplanen kann. «
    Der Mann dachte wirklich an alles. Ich hingegen wusste nicht einmal, wann man Rosenbüsche pflanzte.
    » Im März etwa « , entgegnete ich vage. » Oder im April nach dem letzten Frost. «
    Mark stand auf, nahm seinen Becher und trug ihn zur Spüle. » Sie bekommen die Zahlen so schnell wie möglich. «
    Ich begleitete ihn in die Halle.
    » Eines muss ich Ihnen lassen – ich habe in meinem Leben schon viele Schokoladenplätzchen gegessen, aber Ihre sind so ziemlich die besten. «
    Das Lob ließ mich erröten. » Danke. «
    Er verabschiedete sich und ging den Fußweg entlang. Offenbar war er ohne Auto gekommen. Natürlich, er wohnte ja nur ein paar Blocks von mir entfernt, hatte Peggy erzählt. Ein ungewöhnlicher Mann jedenfalls, dieser Mark Taylor, so viel stand fest. Wenn ich sein Alter schätzen müsste, würde ich auf Mitte vierzig tippen. Außerdem kam ich zu dem Schluss, dass hinter ihm mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermutete.
    Nun, die Zeit würde es ans Licht bringen.

12
    A bby schaute auf die Uhr und stellte fest, dass sie pünktlich war. Ihr Bruder hatte sie gebeten, sich mit ihm und seiner Verlobten in einem Coffeeshop zu treffen – einem Laden, der eröffnet hatte, nachdem sie weggezogen war. Er lag in einem neuen Einkaufszentrum, das vor der Stadt auf der grünen Wiese errichtet worden war.
    Bereits als sie den Wagen einparkte, entdeckte sie Roger hinter einer Schaufensterscheibe. Er sah gut aus; glücklich und ein bisschen ängstlich, wie er da auf und ab tigerte und auf sie und Victoria wartete.
    Als er seine Schwester sah, riss er die Tür auf und breitete die Arme aus. » Abby! « Er drückte sie fest an sich. » Du siehst einfach großartig aus. Ich freue mich so, dass du da bist. «
    » Ich mich auch « , sagte sie und meinte es auch so.
    Die Zeit, die sie mit Patty Morris, nein Jefferies, verbracht hatte, war überraschend unbeschwert verlaufen, und das hatte ihr für den Rest ihres Aufenthalts Mut gemacht. Vielleicht konnte sie den Unfall ja wenigstens für dieses Wochenende aus ihren Gedanken verbannen. Die Hochzeit sollte schließlich ein Freudenfest werden. Das durfte sie durch ihre Ängste nicht verderben. Allerdings wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte, falls jemand Angela oder den Unfall erwähnte. Hoffentlich wie ein erwachsener Mensch. Davonlaufen kam nicht infrage, beschloss sie.
    » Victoria muss jeden Moment hier sein « , meinte Roger. » Sie sagte, ich solle schon mal einen Latte für sie bestellen. «
    » Ich kann es kaum erwarten, dieses zweibeinige Wunder kennenzulernen, das es geschafft hat, das Herz meines Bruders zu erobern. «
    » Sie freut sich ebenfalls auf dich. «
    Die Geschwister betraten den Coffeeshop. Die Auswahl der Kaffeekreationen war gewaltig und der Laden voll. Einmal mehr staunte Abby, wie beliebt Coffeeshops in dieser Gegend waren. Hier gab es die verschiedensten Firmen und Namen mit unterschiedlichen Angeboten und nicht bloß Starbucks wie anderswo. Vielleicht lag es an dem