Rose Harbor und der Traum von Glueck
Was haben Sie sich denn vorgestellt? «
» Ich brauche ein neues Schild, das ich vor dem Haus aufstellen kann. «
» Kein Problem. Ich arbeite gern mit Holz. Zeigen Sie mir, was Sie sich vorstellen. «
Ich hatte bereits ein paar Skizzen angefertigt. Das Schild sollte am Anfang der kurzen Auffahrt stehen, sodass die Gäste schon von Weitem sahen, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Ich wünschte es mir passend zum Haus weiß gestrichen, darauf in roten Lettern der Name mit roten Rosen zu beiden Seiten: ROSE HARBOR INN .
Mark überflog die Zeichnungen und stellte ein paar Fragen. » Wie hoch soll es sein? Ungefähr einen Meter fünfzig? «
» Ja, ich denke, das wäre ideal – man muss es von der Straße aus lesen können. «
Er nickte.
» Was würde das kosten? «
Sein Kostenvoranschlag war moderat, belief sich auf weniger als die Hälfte dessen, was mir ein Unternehmen in Seattle genannt hatte.
» Wie schnell können Sie es anfertigen? «
Mark schob sich ein weiteres Plätzchen in den Mund und klopfte sich die Krümel von den Händen, bevor er ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Tasche seines Overalls zog, in dem er zu blättern begann.
Ich bemühte mich, mir meine Belustigung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Sein Notizbuch erinnerte mich sehr an das altmodische Reservierungsbuch der Frelingers. Lichtjahre von der Smartphone- und Computerära entfernt. Noch früher hatten Männer und Jungs solche Büchlein benutzt, um Telefonnummern von allen möglichen Damen zu sammeln, und unwillkürlich stellte ich mir die Frage nach Marks Liebesleben.
» Ende des Monats « , erwiderte er endlich.
Offensichtlich hatte er im Laufe der nächsten Wochen vorher etliche andere Aufträge auszuführen.
» Früher nicht? «
Ich hasste die Vorstellung, drei Wochen warten zu müssen, bis der neue Name endlich für alle sichtbar war. Erst dann würde es ganz meine Pension sein.
» Ich werde alles daransetzen, ein bisschen früher fertig zu werden « , versprach er.
» Das wäre nett. Eine Frage: Haben Sie mich aufgrund meines Alters eher oben oder weiter unten auf Ihre Liste gesetzt? «
Er grinste. » Soll ich das Schild nun in Angriff nehmen oder nicht? «
» Bitte « , erwiderte ich.
Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Peggy hielt viel von Mark und seiner Arbeit. Außerdem schien es mir sinnvoll, mit hiesigen Handwerkern und Kaufleuten Geschäfte zu machen. In einer Kleinstadt zählte das. Überdies lag mir daran, mich in die Gemeinschaft einzugliedern, denn schließlich wollte ich längere Zeit hierbleiben.
Mark zog einen Bleistiftstummel aus seiner Hemdtasche und trug meinen Namen in sein kleines schwarzes Buch ein.
» Ich liefere gute Arbeit ab, dafür garantiere ich. «
» Wunderbar, dann wäre das erledigt. « Das neue Schild war jedoch nicht der einzige Job, den ich zu vergeben hatte. » Kennen Sie jemanden, der Gartenarbeiten übernimmt? « , fragte ich ergänzend.
Während er sich zurücklehnte, beugte ich mich vor und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte.
» Das kann ich ebenfalls machen, wenn Sie wollen « , bot er an, wobei ich den Eindruck gewann, dass es ihm nicht sonderlich behagte.
» Sind Sie sicher? « , fragte ich zweifelnd.
» Wenn ich einen Auftrag nicht annehmen will, sage ich es klar und deutlich, okay? Vielleicht erklären Sie mir erst mal, was gemacht werden muss. «
Ein weiteres Plätzchen verschwand und dann noch eines.
» Ich möchte einen großen, schönen, kunstvoll gestalteten Rosengarten anlegen. «
Ich reichte ihm mein Skizzenbuch und zeigte ihm die entsprechende Seite. Obwohl ich keine große Künstlerin war, ließ sich doch recht gut erkennen, was mir vorschwebte.
Um meine Vorstellungen zu verwirklichen, würde ich ein großes Stück Rasen opfern müssen. Stattdessen wollte ich einen bogenförmigen Zugang zum Garten und einen mit Platten belegten Weg, der zwischen den Büschen hindurchführte. Außerdem seitlich aufgestellte Bänke und, sofern es nicht zu aufwendig wurde, einen Pavillon, der sich nicht nur als hübscher Aufenthaltsort für normale Gäste, sondern auch als Rahmen für spezielle Feiern eignete, vielleicht sogar für Hochzeiten.
Mark betrachtete die Zeichnungen eingehend.
» Das ist ein ziemlich ehrgeiziges Unternehmen. «
» Ich weiß. Es wird ein großes Projekt. «
Er nickte. » Verständlich, dass Sie einen Rosengarten anlegen wollen, nachdem Sie die Pension umbenannt haben. «
Ich stimmte zu, ohne Paul zu erwähnen. » Wie steht’s?
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