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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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verändert.
    Wie lange war eigentlich ihr letzter Besuch einer Messe her? Genau wusste sie es nicht mehr, vermutlich jedoch seit dem Unfall. Damals wollte sie mit Gott und der Kirche nichts mehr zu tun haben.
    Sie schlüpfte in eine Bank und sog die beruhigende Stille in sich auf. Abby schloss die Augen. Erschöpfung und ängstliche Erwartung waren wieder verflogen und hatten einem Gefühl der Vorfreude Platz gemacht. Und einmal mehr stieg Optimismus in ihr auf, eine schwache Hoffnung auf Heilung. Ihre verkrampften Schultermuskeln lockerten sich ein wenig.
    Sie erwog, die alten Gebete ihrer Jugend zu sprechen, war aber nicht sicher, ob sie noch alle Worte zusammenbrachte. Beten, zu Gott sprechen, das erschien ihr unvertraut, fast peinlich. Sie wusste nicht, was sie sagen und wie sie es sagen sollte. Auch nicht, ob sie es überhaupt wirklich wollte.
    Damals, als man ihr mitteilte, dass Angela tot sei, hatte sie Gott verwünscht. Wenn jemand sterben musste, dann sie. Sie hatte schließlich am Steuer gesessen, sie trug die Schuld. Zorn war in ihr aufgewallt. Ein heiliger, rechtschaffener Zorn. Gott hatte sie im Stich gelassen und vor allem Angela. Es war einfach nicht fair, zumal der Tod ihrer Freundin so viel Unglück über zwei Familien brachte.
    Obwohl sie sich immer gegen die Einsicht gewehrt hatte, erkannte sie in diesem Moment: Die Zeit vermochte sehr wohl den Schmerz zu lindern, wenngleich langsam und beinahe unmerklich. Wie Wasser, das über Felsen fließt und dabei Spitzen und Kanten im Laufe der Jahre glättet. Das alte Sprichwort traf also zu. Wenngleich vor ihr noch ein langer Weg lag, bis die Wunden wirklich heilten, war ein Anfang gemacht. Und zwar mit dem Entschluss, nach Cedar Cove zu kommen und die Einladung zur Hochzeit nicht mit einer faulen Ausrede auszuschlagen. Es war, als wolle Gott ihr zu verstehen geben, dass sie diesen Besuch nutzen solle, um endlich die Scherben, in die ihr Leben auseinandergefallen war, wieder zusammenzusetzen.
    Sie hörte, wie die Tür zum Kirchenschiff geöffnet wurde, und als sie sich umdrehte, entdeckte sie ihre Mutter.
    » Mom « , flüsterte sie. Als Kind hatte man sie gelehrt, in einer Kirche nie laut zu sprechen.
    » Abby. «
    Ihre Mutter trat auf sie zu und breitete die Arme aus. Die beiden umarmten sich so fest, als hätten sie sich verloren und unverhofft wiedergefunden.
    » Ich habe dich schon draußen gesucht und hatte keine Ahnung, wo ich dich finden könnte « , murmelte ihre Mutter.
    » Ich bin erst ein paar Minuten hier. «
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf, und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie bereits viel länger hier saß, seit fast einer halben Stunde.
    » Lass dich anschauen. « Linda Kincaid trat einen Schritt zurück, um sie eingehend zu betrachten. » Ach, Liebes, du siehst wundervoll aus. «
    » Danke. «
    Offenbar war der Hosenanzug trotz des horrenden Preises eine gute Anschaffung gewesen. Abby nickte zufrieden.
    » Es ist so schön, dich endlich wiederzusehen « , fuhr ihre Mutter fort. Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen.
    » So lange ist das doch gar nicht her. «
    » Zwei Jahre « , widersprach ihre Mutter. » Zwei lange, lange Jahre. «
    Wirklich? Abby konnte es kaum glauben – ihr schien es erst ein paar Wochen her zu sein, dass ihre Eltern sie in Florida besucht hatten.
    » Weihnachten vor zwei Jahren. «
    » Jetzt bin ich ja hier « , tröstete Abby sie.
    Ihre Mutter umarmte sie erneut. » Es bedeutet Roger und mir so viel, dass du an der Hochzeit teilnimmst. Ich weiß, wie schwer das für dich ist. «
    » Es ist besser geworden, Mom, viel besser « , erwiderte Abby. » Ich habe Patty getroffen. «
    » Patty Morris? «
    » Sie heißt jetzt Patty Jefferies und ist Apothekerin. «
    » Das ist ja großartig. Über ihren Beruf wundere ich mich allerdings. Ich weiß noch, dass ihr oft gemeinsam für Biologie gelernt habt und sie immer stöhnte, sie würde überhaupt nichts begreifen. Und dann wird sie Apothekerin? «
    Abby nickte. » Ihr und ihrem Mann Pete gehört die Apotheke. «
    » Fantastisch. « Ihre Mutter lächelte breit. » Wer hätte das gedacht? «
    » Sie schien sich ehrlich zu freuen, mich zu sehen. «
    » Natürlich, warum auch nicht? Ihr zwei wart während eurer gesamten Schulzeit eng befreundet. «
    » Oh Mom, du hast ja so recht. Und ich glaubte das alles aus meinem Leben streichen zu können. «
    » Wie geht es Patty denn? «
    » Hervorragend. Sie hat Zwillinge. «
    » Zwillinge. Abby, wenn du oder Roger

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